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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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schneidet der die Kamera ab? Vielleicht steht er unter Schock?«
    »Oder um sich bemerkbar zu machen.«
    »Dann könnte er sich davorstellen und mit den Händen herumfuchteln, das wäre einfacher. Gut. Egal. Ihr müsst jetzt mit Hochdruck anfangen zu graben. Aber bitte vorsichtig. Ich will weder, dass ihr auch noch verschüttet werdet, noch, dass ihr einen Überlebenden killt. Ich hole Verstärkung. Der Ministerpräsident hat Unterstützung durch den Barras zugesagt. Und ich schicke dir noch eine weitere Lok mit einem leeren Transportwagen, Luigi. Ihr müsst den Schutt ja irgendwie aus dem Tunnel schaffen. An Ausweichstelle drei wartet in zwanzig Minuten die Lok darauf, dass ihr euren vollen Wagen nach unten bringt und gegen den leeren austauscht. Alles klar?«
    »Verstanden – over.«
    Luigi Pedrosas Männer und der Trupp, der vor ihnen nach oben gefahren war, standen, mit Schaufeln und Spitzhacken bewaffnet, bereit. Der Baggerführer saß an seinem Platz auf dem vordersten Waggon, und der Lokführer fuhr den Zug so weit wie möglich an den Felssturz heran. Den Transportwagen in der Mitte hatten sie komplett leer geräumt, damit der Bagger den Abraum darauf ablegen konnte.
    Sie gingen daran, die großen Brocken mit dem Hydraulikgerät, das kleinere Geröll mit den Schaufeln und den Händen wegzuschaffen. Dort drinnen waren Überlebende. Einer wenigstens. In den mitgebrachten Schotterkörben trugen sie das Material einige Meter im Tunnel nach unten und schütteten es seitlich an die Tunnelwand. Die Männer mussten verdammt aufpassen, dass sie der Bagger beim Arbeiten nicht erwischte.

Kapitel zweiundzwanzig
    Im Zugspitztunnel , 14  Uhr 19
    A uf der anderen Seite des Felssturzes hielt Thien seine Nikon mittlerweile hinter seinen Kniekehlen verborgen. Mit einem Griff hätte er sie in der Hand, wobei der Zeigefinger das große Einstellrad noch im Herausziehen auf »On« stellen würde. Was immer auch geschehen würde, Thien würde sensationelle Bilder schießen. Sonst taten die Insassen des Wagens seit dem Überfall, was in der Situation am vernünftigsten war: nichts.
    Thien hoffte, dass dies in seinem und den anderen Waggons so bleiben würde. Und wusste, dass es anders kommen würde. Zu viele Kinder waren unter den Fahrgästen. Kinder, die sicherlich sehr bald quengelig würden. Die weinen würden und damit ihre Mütter ansteckten und hysterisch machten. All das würde geschehen.
    Er überlegte, ob er Nutzen aus einer solchen Eskalation ziehen konnte. Nicht nur, ob er Bilder schießen, sondern ob er einen der Männer mit den Maschinenpistolen überwältigen, ihm die Waffe entreißen und den anderen ausschalten könnte. Ob es andere Männer und Frauen in dem Wagen gäbe, die ihm dabei helfen würden. Und er überlegte, was dann in dem vorderen Wagen geschehen würde.
    Nein, derzeit war an eine solche Aktion nicht zu denken. Sie wäre reiner Selbstmord gewesen. Zu schockgefroren waren die Geiseln und noch lange nicht verzweifelt genug, um sich gegen die Geiselnehmer aufzulehnen. Und die waren noch zu wach, zu alert. An jedem Ende des Wagens stand einer von ihnen und hielt seine MPi auf die Passagiere gerichtet. Alle fünf Minuten tauschten sie die Positionen. Wahrscheinlich, um nicht durch den immer gleichen Anblick müde zu werden. Das bedeutete, dass die Männer ihre Aktion minutiös geplant hatten. Es bedeutete aber auch, dass es alle fünf Minuten einen Moment gab, in dem sie verwundbar waren. Das war der Augenblick, in dem sie im engen Mittelgang des Wagens aneinander vorbeimussten. Würde man die Kerle in diesem Moment von zwei oder drei Seiten gleichzeitig angreifen, hätte man gute Chancen, beide unter Kontrolle zu bekommen. Zumindest würde man das eigene Risiko minimieren. Salven in die Menge konnten sie nicht abgeben, wenn drei Männer sie zugleich ansprangen und zu Fall brachten. Vielleicht würden sie einen oder zwei der Angreifer töten. Thien war bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen.
    Wenn er nur die Möglichkeit hätte, sich mit einer der anderen Geiseln abzusprechen. Mit seinen Blicken scannte er die Leute im Wagen nach ihrer Tauglichkeit für einen solchen Einsatz. Viele brauchbare Mitkämpfer konnte er nicht ausmachen. Zwar saß die Hälfte mit dem Rücken zu ihm, aber er schloss aus Körperhaltung und Kleidung auf ihre Brauchbarkeit. Die meisten waren zu alt oder zu jung, zu unsportlich oder schlicht zu paralysiert, um an seiner Seite den Kampf gegen die Geiselnehmer aufzunehmen.
    Wer im gut

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