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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Weihnachten. Er war darauf vorbereitet gewesen, dass es auch sein Heimatland treffen könnte. Nur dass es an diesem Dreikönigstag und in Bayern auf der Zugspitze passieren sollte, das hatte er freilich nicht gewusst. Aber niemand in den gesamten Sicherheitsorganen hatte das geahnt.
    Draußen landete gerade wieder ein Hubschrauber. Dieser war im Gegensatz zu den Polizei- und Bundeswehrvögeln knallbunt. Wohl das nächste TV -Team.
    Philipp von Brunnstein erhielt zeitgleich einen Anruf auf der sicheren Leitung aus Berlin. Oberst Schultheiß meldete sich aus der Pressestelle des Ministeriums, wohin er den Kommunikationschef bestellt hatte. Der Minister stellte sich mit dem Handy am Ohr in eine Ecke des Raums und sah durchs Fenster auf den See hinaus. Er lauschte dem Bericht seines Adjutanten.
    »Pressetechnisch alles klar, nicht wahr, Herr Minister? Wir haben die Presse wie üblich in Prioritätsklassen unterteilt. Prio eins wie immer TV und in dieser Gattung SAT . 1 als Erstes. Der Körber will das selbst machen, der müsste gleich bei Ihnen sein.«
    »Ich glaub, er landet gerade.«
    »Gut. Dann die von RTL . Die haben ja leider schon vorgesendet, das ließ sich nicht vermeiden. Mit Verlaub, Herr Minister, diese PK , musste das sein?«
    »Schultheiß, gehen Sie mir bitte nicht auf den Zeiger. Das hat der trottelige Lackner eingestielt, nicht ich.«
    »Ja ja, schon gut, aber das nächste Mal … Nicht wahr, Herr Minister?«
    »Schultheiß, bitte! Weiter im Text.«
    »Gut. Also BILD ist ja auch schon vor Ort, nicht wahr? Dieser Junge, den sie dort draußen haben, ist ein Rookie, aber Diez meint, der hat sein Vertrauen, aus dem wird noch was. Also den nach dem Körber Prio zwei. Und dann vergessen Sie mal die ganze Lokalpresse, Süddeutsche und Merkur und so, die schreiben sowieso nur von den Agenturen ab. Die Maus von der Lokalzeitung habe ich nicht auf dem Schirm, aber die macht das seit x Jahren, da ist wohl nichts Schlimmes zu erwarten. Vorsichtshalber habe ich den Verleger angerufen, aber der ist auf Linie, nicht wahr? Aber jetzt, Herr Minister, wichtig: Gleich nach Körber und dem BILD -Jungen müssen wir uns diesmal mehr und besser um die Kerle von den Öffentlich-Rechtlichen kümmern. Sie wissen, seit Japan null-elf läuft deren Krisenschaltzentrum richtig gut, und das werden sie auch dieses Mal wieder beweisen wollen. Kostet ja Unsummen. Die werden über den BR eine halbe Hundertschaft da raufkarren, müssten eigentlich schon da sein. Klar, ich habe dem Dr. Bernhard gesagt: Sie waren lange genug Kanzlersprecher, Sie wissen, worauf es ankommt. Aber sie kennen ihn, nicht wahr? Will alles hundertfünfzigprozentig richtig machen. Und der BR -Intendant kann sich auch nicht über die Maßen ins Tagesgeschäft sämtlicher ARD -Chefredakteure einmischen. Da könnte sich so etwas wie Lust an der Investigation eingeschlichen haben. Also bitte ich um Vorsicht. Und – wir haben auf der anderen Seite den ORF , das dürfen wir nicht vergessen. Die freuen sich ein Loch ins Schnitzel, nicht wahr, wenn sie uns irgendein Versagen nachweisen können. Also, Herr Minister, bitte aufpassen. Ich wünschte, ich könnte Sie vor Ort unterstützen, nicht wahr?«
    »Nicht nötig, Schultheiß. Dank Ihres wie immer großartigen Briefings und Ihrer Vorbereitung wird das klappen wie geschmiert. Muss an so einem Tag auch mal gesagt werden: danke. Übrigens, da kommt er schon über die Terrasse gerannt, der Körber. Ich schnapp ihn mir gleich und besprech mit ihm die besten Einstellungen und alles andere.«

Kapitel dreiunddreißig
    Waggon der Zugspitzbahn , 15  Uhr 28
    T hien Hung Baumgartner aus Partenkirchen und Craig Hargraves aus Lake Mills, Wisconsin, kannten schon ihre Vornamen, ohne jemals ein Wort miteinander gewechselt zu haben. Thiens Geheimsprache war schnell erklärt, dazu musste er aber zunächst einmal Augen und Finger benutzen. Er bedeutete seinem Gesprächspartner, dass er mit seinem linken Auge die Nummer des Worts auf der Werbetafel des Autohauses Krasnitzer aussuchen und mit dem rechten Auge den Buchstaben bestimmen würde. Es dauerte eine Weile, bis Craig verstand. Sie konnten diese Augen- und Handzeichen auch nur dann geben, wenn die beiden Bewacher gerade in andere Richtungen sahen. Und es blieb ein gefährliches Unterfangen.
    Nach einigen Anfangsschwierigkeiten war der Code klar. Thien zeigte mit der Spitze seines rechten Daumens auf sich, dann schloss er das linke Auge einmal. Das Wort »Krasnitzer« war

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