Kreuzzug
und den Ministerpräsidenten unverzüglich auszufliegen. Vor einer Minute ist der Hubschrauber mit einer Bazooka abgeschossen worden. Aus der Wand über dem Schneefernerhaus heraus.«
Dr. Schwablechner riss entsetzt die Augen auf. »Und der Minister? Und der MP ?«
»Waren nicht an Bord. Sind jetzt im Schneefernerhaus. Der Hochgebirgszug sichert das Gebäude.«
»Was für eine Katastrophe!« Dr. Schwablechner schüttelte den Kopf.
»Da haben Sie recht. Sie sind überall. Im Tunnel, in den Felsen, weiß der Henker, wo sonst noch.« Der Bundeswehroffizier sank in sich zusammen und drehte sich zu seinem Computer um.
»Als Vertreter der Bayerischen Staatskanzlei gebe ich Ihnen nun folgende Anweisung«, sagte Dr. Schwablechner. »Stoppen Sie sämtliche – ich wiederhole:
sämtliche!
– Aktivitäten rund um den Gipfel.«
»Sind Sie dazu berechtigt?« August Falk fragte sich, ob ein Pressereferent des Bayerischen Ministerpräsidenten mit so umfangreichen Befugnissen ausgestattet war, dass er Polizei und Bundeswehr befehligen konnte.
»Das glaube ich nicht.« Major Mainhardt drehte sich wieder von seinem Computerbildschirm weg und der Runde zu, stand auf und blickte den Männern in die Augen, nacheinander jedem einzelnen. »Die Kanzlerin wird wahrscheinlich in wenigen Minuten den V-Fall erklären. Damit geht die oberste Befehlsgewalt auf sie selbst und in der Folge auf die Bundeswehr über. Und vor Ort sind jetzt wir am Drücker.«
Damit verließ er den Konferenzraum »Forelle« und begab sich in den kleineren Raum mit der Bezeichnung »Karpfen«, in dem die Comm-Leute mittlerweile die Computer des Verteidigungsministers installiert hatten.
Kapitel zweiundvierzig
Kammhotel , 12 Uhr 24
A ls er den Terrortrupp auf seinen Tunnel-Kameras sah, hatte John McFarland zunächst nur gespannt beobachtet. Hatte er irgendetwas nicht richtig verstanden? Die sollten doch schon längst wieder in ihre Tarnung zurückgeschlüpft sein und in ihren Wohnungen in Garmisch-Partenkirchen hocken. Er hatte gezögert, sich mit seinem Führungsoffizier in Verbindung zu setzen, denn als Beobachtungsposten hatte er kontaktiert zu werden. Als er auf seinen Monitoren sah, wie die Gondel der Tiroler Seilbahn abstürzte, und wenig später den Helikopterabschuss beobachtete, griff er dann aber doch zum Satellitentelefon und rief jenen Mann an, dessen Namen er nicht kannte und von dem er nicht wusste, wo auf der Welt er sich befand.
»Da läuft etwas mächtig schief.«
»Ich weiß, ich habe die Bilder gesehen.« Alle Kamerasignale, die McFarlands geheime elektronische Augen aufnahmen, wurden über einen Satelliten auch nach Langley übertragen oder wo auch immer sein Führungsoffizier saß. Das konnte in der CIA -Zentrale, in Garmisch-Partenkirchen oder in einer U.S. Airbase in Südkorea sein.
»Gehörte das zum Plan? Wenn ja, dann frage ich mich, was ich hier soll!«, schimpfte McFarland. »Verarschen kann ich mich selbst!«
»Nein, das gehörte nicht zum Plan. Wir hatten Abdallahs Leuten ganz genaue Anweisungen gegeben: Zug einsprengen, möglichst keine Zivilisten töten, vorher abtauchen und über den beschriebenen Weg zurück in den Jemen.«
»Und auf diesem Weg dorthin wolltet ihr sie hochgehen lassen, schon klar«, knurrte McFarland. »Jetzt sitzen die aber offenbar mit im Tunnel und spielen Mogadischu im Berg. Dabei haben sie noch nicht einmal irgendwelche Forderungen gestellt. Aber schon über einhundert Menschen umgebracht.«
»Sie haben entweder eine eigene Agenda, oder die Aktion ist ihnen aus dem Ruder gelaufen. Vielleicht haben sie sich auch aus Dummheit selbst mit eingesprengt. Damit das nicht passiert, sind Sie eigentlich vor Ort, McFarland.«
»Ich?«, rief McFarland empört. »Ich bin euer Kriegsberichterstatter. Erwartet nicht, dass ich den Karren hier für euch aus dem Dreck ziehe!«
»Doch, das erwarten wir. Sie sind besser als eine Hundertschaft von denen. Vergessen Sie nicht, die sind gerade mal seit vier Jahren Terroristen. Trainees, sozusagen. Sie sind der Profi.«
»Danke für die Blumen. Ein höheres Gehalt wäre mir lieber.«
»Werde ich vorschlagen. Und nun warten wir mal ab, was als Nächstes geschieht. Viel schlimmer kann’s ja nicht mehr werden.«
»Sind Sie sicher? Wie wollen Sie wissen, was diese Islamistenhirne ausgebrütet haben? Aus Dummheit haben die sich bestimmt nicht eingesprengt. Die haben ja sicher nicht rein zufällig eine Stütze der Bergbahn vermint und dann noch aus Versehen den
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