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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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fast das Doppelte seiner zierlichen Freundin.
    Es gelang ihm immerhin, sich bis auf Hörweite an sie heranzukämpfen, und er schrie ihr mit berstenden Lungen nach: »Wenn ich dich erwische, musst du mich heiraten!«
    Er verstand Sandras Antwort nicht. Das Handy klingelte in der Deckeltasche seines Rucksacks. Es war der Klingelton, den er für die Nummer des Bataillonsstabes einprogrammiert hatte. Das Handy spielte »Hell’s Bells«.

Kapitel zehn
    Kitzbühel , Wellness-Hotel »Zum Kaiser«, 13  Uhr 14
    P hilipp von Brunnstein schwitze. Das Display des Fitnessgeräts zeigte eine Laufzeit von dreiundvierzig Minuten, eine Steigung von drei Komma fünf Prozent, eine Geschwindigkeit von elf Komma acht Stundenkilometern und den Verbrauch von sechshundertvierundsechzig Kilokalorien pro Stunde an. In dem kleinen TV -Fenster in der Mitte der Anzeige lief CNN , und über die weißen Kopfhörer, die eigentlich zur Ausstattung eines iPhones gehörten und die in der Konsole des Laufbandes steckten, lauschte von Brunnstein dem Kommentar. Endlich kam er dazu, seinen Körper wieder auf Vordermann zu bringen. Seine auf Figur geschnittenen italienischen Maßanzüge, die – mehr als in der Öffentlichkeit diskutiert wurde – mitgeholfen hatten, ihn zu einer Lichtgestalt in der deutschen Politik zu machen, hatten immer mehr gespannt, je näher Weihnachten herangerückt war. Zu viele Empfänge und Einladungen zum Essen. Der Winter in Berlin mit seinen im November einsetzenden eisigen Ostwinden war eben nur zu überstehen, wenn man sich eine Schutzschicht anfraß.
    In jedem Jahr arbeitete er die Wochen nach Weihnachten hart daran, die Schutzschicht wieder vom Leib zu schmelzen. Das ging zu Hause auf Burg Brunnstein besser als in den Büros seines Ministeriums, wo sich die Sekretärinnen darin übertrafen, die besseren Plätzchen von zu Hause mitzubringen. In seinen eigenen vier Wänden konnte er dem Personal befehlen, keine Süßigkeiten herumstehen zu lassen. Und wenn er sich mit Carolin dann am zweiten Januar für ein paar Tage nach Kitzbühel ins Wellness-Hotel zurückzog, hatten die überschüssigen Pfunde keine große Chance mehr. Morgens, mittags und abends stieg er für jeweils eine Stunde auf das Laufband, den Fahrrad-Ergometer oder quälte sich an den Gewichten.
    Er fuhr nur selten Ski, denn dabei verbrauchte er zu wenige Kalorien, wie er meinte. Außerdem musste er in den Liften rund um den Hahnenkamm ständig Autogramme geben. Lieber warf er sich in die Loipe, saunierte sich einmal täglich die Haut wund und hielt sich beim Wein und Bier während des Abendessens zurück. Er war auf dem besten Weg, am kommenden Montag gestählt und strahlend in seinem Ministerium das neue Jahr anzugehen.
    Unter seinen Sicherheitsleuten galt es als Höchststrafe, das Ministerehepaar bei diesen als Ferien getarnten Trainingslageraufenthalten begleiten zu müssen. Philipp von Brunnstein legte Wert darauf, dass seine Leibwächter ebenso fit waren wie er. Darum schwitzten auf den Maschinen rechts und links neben ihm zwei Personenschützer des Bundeskriminalamts . Sie und vier weitere Kollegen, von denen im Moment zwei weibliche vor dem Spa auf Carolin von Brunnstein warteten, hatten in diesem Jahr die A-Karte gezogen. Seit ihrer Grundausbildung waren sie nicht mehr so viel gerannt wie mit ihrem Chef im Urlaub.
    Wegen der Ohrstöpsel hörte Philipp von Brunnstein nicht, wie das iPhone im Getränkehalter des Fitnessgerätes summte. Der rechts neben ihm laufende Beamte nahm sich die Dreistigkeit heraus, den Minister anzutippen und dann auf das Smartphone zu deuten. Von Brunnstein sprang geschickt mit den Füßen auf die Ränder der Trainingsmaschine und ließ das Laufband mit unverminderter Geschwindigkeit unter sich weitersausen.
    Berlin war dran.
    »Von Brunnstein«, meldete sich der Minister knapp. Er gab sich Mühe, nicht außer Atem zu klingen.
    »Schultheiß. Guten Morgen, Herr Minister. Schon gehört?«
    »Schon was gehört? Mann, reden Sie! Ich bin beschäftigt!«
    »Die Sache in Garmisch. Auf der Zugspitze , nicht wahr?«
    »Schultheiß, geht’s eine Spur detaillierter?«
    »Sie haben es also noch nicht erfahren, Herr Minister. Also – da ist ein Zug verschüttet im Zugspitztunnel . Felssturz oder so etwas.«
    »Interessant. Aber was soll ich da machen. Ich bin der Verteidigungsminister, nicht der Innenminister. Der ist für die Sicherheit im Innern zuständig. Wie der Name schon sagt. Auch im Innern eines Berges.«
    »Der

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