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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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einen Tisch an einem sonnigen Fenster. Man servierte mir ein erstaunlich gutes Essen, und ich blieb bei einer Flasche Chäteau Lascombe sitzen und beobachtete algerische und marokkanische Offiziere – letztere mußten Kriegsgefangene sein –, wie sie bei Rotwein und Zigarren zusammensaßen und miteinander plauderten und lachten. Das helle Grün der algerischen Uniformen kontrastierte angenehm mit dem Sandgelb der Marokkaner.
    Entweder war es ein besonders zivilisierter Krieg, oder die beiden Kontrahenten hatten die Sinnlosigkeit ihres Tuns mittlerweile eingesehen und betrieben ihre Auseinandersetzung nur noch formell und höchst lässig. Es schien, daß die Marokkaner nach Belieben kommen und gehen durften. Ich wendete meine Aufmerksamkeit von ihnen ab und widmete die nächste Stunde dem Studium von Felix' Instruktionen.
     
    *
     
    Der Sonnenuntergang färbte den Himmel, als ich den Klub verließ und zu Fuß zum Faisal zurückkehrte. Unter dem weitvorspringenden Glasdach schien ein uniformierter Chauffeur Schwierigkeiten mit der Turbine seines Wagens zu haben. Er spähte besorgt unter die hochgeklappte Kühlerhaube. Ich ging an ihm und einer kleinen Gruppe zwielichtiger Schwarzhändlertypen vorbei, deren lebhaftes Gespräch bei meiner Annäherung abbrach.
    Im Foyer stand ein schmächtiger, farblos aussehender Europäer am Zeitungskiosk, der mich aufdringlich musterte. Am Empfangsschalter schenkte mir der stämmige kleine Auskunftsbeamte ein bedeutungsvolles Augenrollen und bewegte sich ans Ende der langen Theke. Ich schlenderte hin und begann in den ausgelegten Prospekten und Karten zu blättern.
    Er schwitzte stark. »M'sieur – ich muß Ihnen etwas sagen. Ein Mann wurde heute nachmittag bei der Durchsuchung Ihres Zimmers ertappt.« Seine Stimme war ein heiseres Flüstern.
    »So?« sagte ich und drehte mich halb zur Seite, damit der nächste Horcher meine Worte ohne Mühe auffangen könnte. »Aber wie wäre es mit der Kasbah?«
    Der Hotelangestellte zwinkerte verständnislos, dann begann er zu begreifen. »Ich hätte ihn festgehalten, aber er zog einen Revolver und flüchtete.«
    »Ja? Das ist schön. Ich wollte diese tanzenden Mädchen schon immer sehen. Stimmt das mit der Rosine im Bauchnabel eigentlich?«
    »Dieser Mann dort«, sagte er augenrollend, »ist schon den ganzen Nachmittag da. Sein Aussehen gefällt mir nicht.«
    Ich folgte seinem Blick und sah einen großen, hageren Mann, der in einer Illustrierten las, die aussah, als ob sein Frühstücksbrot darin eingewickelt gewesen wäre. Er stand kaum fünf Meter von uns entfernt.
    Ich nickte. »Sie haben recht«, sagte ich laut. »Und er liest nicht mal; seine Lippen bewegen sich nicht.«
    Die Illustrierte zuckte. Ich ging an dem Mann vorbei zum Aufzug. Der Europäer vom Zeitungskiosk folgte mir hinein und wartete, daß ich auf den Knopf drückte, aber ich trat wieder zurück ins Foyer. Er zögerte, machte ein Gesicht wie einer, dem gerade etwas eingefallen ist, und beeilte sich, gleichfalls wieder herauszukommen. Prompt bestieg ich den Fahrstuhl aufs neue, drehte mich um und gab ihm ein freundliches Lächeln, das er nicht erwiderte, weil die Türen sich bereits schlossen.
    Im Aufzug hatte ich Zeit zum Nachdenken. Die Clowns im Foyer hatten ihre Rollen ein bißchen zu sehr akzentuiert, um echt zu wirken. Und auch der kleine Beitrag des Schalterangestellten war Teil der Vorstellung gewesen. Ich sollte wissen, daß Julius mich im Auge behielt.
    Ich stieg eine Etage unter meinem Zimmer aus und ging zur Feuertreppe. Auf dem Zwischenabsatz lagen leere Ampullen und die violettgefärbten Stummel von Rauschgiftzigaretten. Dann öffnete ich die Glastür und betrat den Korridor. Niemand war zu sehen.
    Mein Zimmer lag etwa in der Mitte des Korridors und auf der linken Seite. Ich hielt mein Fingerringmikrophon an die Tür und legte mein Ohr an den Ring. In der Duschkabine tropfte ein Wasserhahn, der Ventilator summte hohl – sonst nichts.
    Ich sperrte leise auf und ging hinein. Das Zimmer lag still und traurig im Dämmerlicht des frühen Abends. Der Schlüssel zu meiner Aktentasche lag, wo ich ihn hingelegt hatte, aber der hauchdünne Film, mit dem ich den Schlüsselbart beklebt hatte, war gekerbt.
    Das bedeutete, daß General Julius mittlerweile die Kopien einiger sorgfältig vorbereiteter Briefe und Notizen auf dem Schreibtisch hatte, die meine Anti-UN-Gesinnung dokumentierten. Es war eine riskante zusätzliche Tarnung gegenüber einem so empfindlichen Mann wie dem

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