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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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menschliche Wesen – oder möglicherweise ehemals menschliche Wesen – bildeten eine andere Kette, die sich konstant über die Berghänge bewegte. Ein Teil der Gestalten trug Äxte und Schaufeln, fällte Bäume und grub. Andere bewegten sich ruckartig mit schweren Säcken voller Erde auf dem Rücken oder waren zu Gespannen zusammengeschirrt, um die gefällten Bäume fortzuschaffen. Diese Kreaturen erledigten Arbeiten, für die man anderenorts Ochsen benutzt hätte. Sie bewegten sich entsprechend langsam, aber sie bewegten sich pausenlos und zeigten keinerlei Anzeichen von Ermüdung.

    Nach diesem ersten Eindruck gab Owen Zeichen, nach Westen vorzurücken. Obwohl die Wände noch unfertig und die Arbeitergruppen noch damit beschäftigt waren, den Graben auszuheben, sah Owen im Geiste bereits die fertige Anlage vor sich. Nur hatten seine Beobachtungen ohne präzise Maße und Zeichnungen kaum einen militärischen Wert.
    Sie bewegten sich westwärts und arbeiteten sich von dort langsam zurück nach Osten ans Seeufer. Owen machte sich Notizen und zeichnete Karten in den hinteren Teil des Buches. Kamiskwa blieb in seiner Nähe, während Nathaniel und Friedensreich in einigem Abstand Ausschau nach Feinden hielten und Deckung lieferten. Owen benutzte die durchschnittliche Größe eines Mannes, um die Länge der Baumstämme abzuschätzen, und verschaffte sich so einen Eindruck vom Maßstab der Festung.
    Erst als sie auf die Nordinsel zurückgekehrt waren und er die gesammelten Informationen in seine Journalbände übertrug, fand er zum ersten Mal einen Anlass, die Dinge nicht völlig rabenschwarz zu sehen. »Das Einzige, was ich nicht gesehen habe, waren ausreichend Kanonen, um ein Schiff zu versenken.«
    »Schätze, das ist eine gute Nachricht.« Nathaniel zeichnete mit einem Zweig den Umriss der Festung in die Erde. »Sie haben vermutlich mit einer kleinen Festung auf dem Berg angefangen und sind dann abwärts. Eine zweite unten, wo der Fluss den See erreicht. Dann eine Wand, um sie zu verbinden. Danach eine dritte Stellung, und die auch verbunden.«
    Owen nickte. »Absolut vernünftig.«
    »Na ja, wir haben sie nicht sehen können von da, wo wir waren, aber wenn sie die Mauern in der Festung nicht abgerissen haben …«
    Owen stöhnte. »Besteht das Innere aus kleineren Festungen, die wir jede einzeln erobern müssen.«

    Friedensreich stocherte in ihrem kleinen Lagerfeuer. »Vergesst nicht, dass Jean gesagt hat, du Malphias gräbt auch nach unten. Wenn sie sich da drinnen Tunnel und Bunker anlegen, ist das eine perfekte Falle.«
    »Stimmt. Morgen werden wir uns das Ganze von den Bergen auf der anderen Seite des Grünen anschauen müssen. Von dort sollten wir ins Innere sehen können.«
    Nathaniel stand auf und verwischte seine Zeichnung mit dem Fuß. »Wenn wir das vorhaben, erledigen wir es besser gleich.«
    Vor dem Aufbruch schlugen sie erst noch ein paar Äste von den Bäumen, um damit die rechte Seite ihrer Kanus zu verkleiden, dann machten sie sich auf den Weg zurück zu den Stromschnellen und auf die andere Seite. Aus der Ferne mussten sie im spärlichen Licht der schmalen Mondsichel wie auf dem Wasser treibendes Holz aussehen. Während der Fahrt behielt Owen die Laufgänge der Festung durch das Fernrohr im Auge, sah aber kaum etwas. Bestenfalls glaubte er die Umrisse zweier Posten zu erkennen, die auf der hohen Wand patrouillierten.
    Am Südufer angekommen, arbeiteten sie sich nach Westen vor und in einen Bach etwa hundert Schritt vor dem Tosenden Fluss. Dort zogen sie die Kanus an Land und außer Sicht, dann fanden sie eine Senke, in der sie ein Lagerfeuer machten und ihre Ausrüstung verstauten.
    Owen riss die Seiten mit seinen Karten aus ›DIE BERUFUNG EINES KONTINENTS‹ und klemmte sie in das Tagebuch. Dann packte er die Bände in ihre Ölzeughüllen und stopfte sie in die Gepäcktasche. Dabei fand er die Puppe, die Agaskan ihm mitgegeben hatte. Er musste lächeln, und aus einer plötzlichen Laune heraus nahm er sie heraus und steckte sie in den kleineren Beutel, zusammen mit dem Buch und den Bleistiften.
    Vor Sonnenaufgang waren sie zurück auf dem Wasser. Sie
benutzten den Frühnebel als Deckung, denn um nicht von der Strömung des Tosenden mitgerissen zu werden, waren sie gezwungen, hinaus auf den See zu paddeln. Obwohl der Nebel sie zum größten Teil verbarg, konnte Owen die Felszacken, durch die der Fluss schoss, doch vage ausmachen. Das laute Donnern, das von dort herüberdrang, ließ auf gewaltige

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