Krieg der Drachen - Roman
beschrieb den Kampf mit den Pasmortes etwas weniger blutrünstig, als er es bei früheren Gelegenheiten getan hätte, und warf dabei immer wieder einen Blick hinüber zu Prinzessin Gisella, aber Vladimir verstand, warum er das tat, und fand die Informationen faszinierend.
»Ihr sagt, Ilsavont verhielt sich wie das Opfer einer Schüttellähmung? Seine Gliedmaßen zitterten und waren kraftlos?«
»Bis auf sein Mundwerk, das hat bestens funktioniert.«
Vladimir rieb sich das Kinn. »Ich hatte gehofft, das Eisen würde sie töten, aber es genügt auch, wenn es sie nur außer Gefecht setzt. Ich wünschte, ich hätte Gelegenheit gehabt, ihn oder diesen Zischer zu untersuchen.«
Friedensreich schüttelte den Kopf. »Armer kleiner Bursche. Hatte die ganze Zeit nur Angst. Hat ihm aber nichts ausgemacht, eine Weile das Travois zu ziehen.«
»Das ist interessant. Ihr sagt, der Pasmorte hat Eure Befehle befolgt?«
»Ich hab ihn einfach eingespannt und ihm gesagt, er soll mitkommen. «
»Habt Ihr es ihm gesagt, oder habt Ihr es ihm befohlen?«
Bein zupfte sich am Bart. »Wenn ich so nachdenke, hab ich wohl die Stimme ein wenig gehoben.«
»Sehr gut.«
Nathaniel runzelte die Stirn. »Aber Ilsavont jetzt, der hat sich gar nichts befehlen lassen.«
»Nein, das habe ich Eurem Bericht entnommen, und genau das finde ich besonders interessant. Wir wissen, dass diese Pasmortes, oder zumindest einige von ihnen, Magie wirken können. Ilsavont und sein Vater haben beide etwas von ihrer Persönlichkeit behalten und konnten Feuerwaffen benutzen. Ich würde vermuten, dass Euer Zischer dazu nicht in der Lage war. Für komplexe Aufgaben sind Logik und Verstand vonnöten. Befehle zu befolgen aber erfordert allein Gehorsam. Sagt mir, Sires, auf Ehre und Gewissen, hat Zischer irgendein Verhalten gezeigt, aus dem sich hätte schließen lassen, dass sein Verstand über dem, sagen wir, eines Hundes lag?«
»Kann ich nicht behaupten.«
Friedensreich grinste. »Ich würde sagen, wenn er ein Fell gehabt hätte, hätt’ ich ihn vielleicht sogar gekrault.«
»Und es gab einen deutlichen Unterschied zwischen ihm und Ilsavont, was den Verfall anging?«
Kamiskwa nickte. »Keiner der niederen Pasmortes war frisch verstorben. Ilsavont fiel, als sie Aodaga gefangen nahmen.«
Vladimirs Augenbrauen näherten sich einander. »Hättet Ihr Ilsavont als Pasmorte erkannt, hätte er es nicht erwähnt?«
Nathaniel blickte nachdenklich. »Schätze nicht, dass ich es gemerkt hätte. Er war rosig und warm und hat nichts verloren – Hautfetzen oder Fingerglieder oder so.«
»Sehr seltsam, und doch frage ich mich …«
Gisella drückte seine Schulter. »Was fragt Ihr Euch, mein Lhord?«
»Nur ein Gedanke. Ich werde darüber nachlesen müssen.« Er hob die Linke und legte sie auf ihre Hand. »Eure Vermutung, die Entfernung von du Malphias könnte einen Einfluss auf die Stärke der Magie haben, ist ebenfalls interessant. Es ist bekannt, dass manche Verzauberungen mit der Zeit nachlassen. Also würde auch die Entfernung als begrenzender Faktor einen Sinn ergeben – obwohl mich die Implikation, dass er Zauber über Distanz wirken kann, beunruhigt.«
Vladimir seufzte. »Und was den anderen Punkt betrifft: Es steht außer Zweifel, dass wir Kapteyn Radband verloren haben?«
»Ihn, jemand, der mit ihm geflohen ist, und sieben Ryngen, soweit wir das erkennen konnten.« Nathaniel senkte den Blick, um dem Prinz nicht in die Augen schauen zu müssen. »Kamiskwa und ich hätten ihm folgen sollen. Ich hatte einfach Angst. Wir haben ihn an den sich windenden Weg verloren.«
Gisella lehnte sich vor. »Bitte, was ist dieser ›sich windende Weg‹?«
»Das ist eine Stelle im Wald. Oder eine Menge Stellen, eigentlich. Man sieht einen Weg, der kein Ende nimmt, und wenn man ihn einmal betreten hat, findet man nicht mehr herunter.«
Sie nickte. »Wir kennen diese Orte. Es gibt sie auch in den kessischen Wäldern. Orte der Dunkelheit. Kinder verschwinden dort. Es heißt, an diesen Orten hausen Teufel. Es gibt Erzählungen
über Kinder, die später zurückkehren. Generationen später, ohne sich bewusst zu sein, dass überhaupt irgendwelche Zeit verstrichen ist.«
»Es gibt kein Zurück vom sich windenden Weg.« Nathaniel schaute zu Kamiskwa. »Außer man ist Häuptling Msitazi.«
Kamiskwas Augen wurden schmal. »Mein Freund sagt, er habe Angst gehabt. Dem ist nicht so. Ich sagte ihm, wir können Kapteyn Radband nicht folgen. Er war mutig. Ich war es nicht.«
»Das
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