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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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hätte er ihn auf das feuchte Hemd und den anbrechenden Abend geschoben, doch in Wahrheit schlug eine Welle tiefer Einsamkeit über ihm zusammen. Seine Gattin, seine geliebte Katherine, pflegte regelmäßig zu bemerken, dass er immer einen Weg fand, alle Hindernisse zu umgehen. Sie hatte eine ehrfürchtige Art, die Worte zu betonen, die ihm in Verbindung mit ihrem Lächeln das Gefühl gab, ein auf die Erde herabgestiegener Gott zu sein.
    Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich hoffe sehr, du hast Recht damit, mein Liebling. Für unser beider Zukunft.
    Das Gefühl der Einsamkeit wurde zu Vorsicht, als die Welt in Dunkelheit versank. Er zog die Reiterpistole und wog sie in der Hand. Der Schaft war aus schwerem, dunklem Holz. Messingbeschläge hielten den stählernen Lauf, und auch das Steinschloss war aus Messing. Die Waffe gehörte zur Standardausrüstung jedes Kavalleristen. Owens Daumen legte sich wie von selbst auf den blauen Feuerstein am Ende des Laufs.
    Unter seinesgleichen galt er als guter Schütze. Trotzdem würde die Pistole ihm gegen die Gefahren Mystrias wenig nutzen. Es würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten, die Waffe auf einen Feind zu richten, den Zauber zu wirken, der den Schwefel entzündete, und damit den Schuss auszulösen, der die Kugel aus dem Lauf ins Ziel schleuderte. Doch den Hirschkoloss oder einen Geopahr würde ein solcher Treffer nicht beeindrucken.
    Seine Mission ragte gewaltig und möglicherweise unbezwingbar vor ihm auf wie die mystrianische Tierwelt. Sollte er versagen, gab es nicht wenige, die von ihm erwarteten, dass er sich mit einer solchen Pistole eine Kugel in den Kopf jagte, um auf die traditionelle Weise seine Ehre wiederherzustellen. Um nicht den Namen der Familie durch sein Versagen in den Schmutz zu ziehen.

    Sie würden von mir erwarten, dass ich mich wie ein Ehrenmann verhalte , dachte Owen bei sich und musste lachen. Nur um danach zu behaupten, dass ich niemals einer war. Falls sein Oheim eine Gelegenheit dazu sah, würde er es für die Öffentlichkeit sogar so hindrehen, dass ein ryngischer Attentäter ihn ermordet hatte, um seinem Tod etwas Heldenhaftes zu verleihen und den Ruhm der Familie noch zu steigern, der er lebend nicht die geringste Beachtung wert war.
    Was auch immer ich tue, der Herzog wird einen Weg finden, es für seine Zwecke zu nutzen.
    Diesmal lachte Owen lauthals, und der Klang verlor sich im Wald. Da sein Oheim alles zu seinem Vorteil drehen konnte, musste Owen den Auftrag so erfolgreich abschließen, dass auch für ihn und Katherine eine Belohnung heraussprang. Dann erst konnte er dem Einfluss seines Oheims entkommen und wahres Glück finden.
    Er schob die Pistole zurück ins Holster und schaute von der Hügelkuppe hinab auf Port Maßvoll. Irgendwie breitete sich das Gefühl in ihm aus, dass diese neue Welt, die seinem Oheim so fern und so fremd war, ihm vielleicht die Chance bieten mochte, die ihm sein ganzes bisheriges Leben verwehrt geblieben war. Katherine war sich dessen sicher. Er entschied, an ihren Traum zu glauben, und der Gedanke ließ ihn den ganzen Ritt hinunter in die Stadt lächeln.
     
    Als er das Hauptquartier der Garde erreichte, war es Nacht. Überrascht glitt er aus dem Sattel. Das Gebäude war verriegelt und verlassen. Nicht einmal ein Posten hielt noch Wacht.
    Ein junger Bursche trat aus den Schatten. »Seid Ihr Käp’n Radband?«
    Owen nickte. »Und Ihr seid?«

    »Ich soll Euch in Euer Quartier bringen. Koronel Langford hat Eure Sachen vom Schiff bringen lassen.« Der Bursche zuckte die Achseln und schlenderte los, die Großzügigkeitsstraße entlang.
    Owen lief ihm nach und packte ihn am Arm. »Moment. Wo ist Koronel Langford?«
    »Ist mir nicht bekannt. Zuhause, schätz’ ich.«
    »Und die Posten?«
    Der junge Mann drehte sich um: glattrasiert und blond, groß gewachsen, ein wenig schlaksig. Er grinste Owen schräg an. »Hier läuft’s ein bisschen anders als auf der andern Seite vom Teich.«
    »Will heißen?«
    »Sind wohl runter zur ›Königins Krone‹, um sich einen zu genehmigen.« Er drehte um und ging weiter. »Ihr solltet mitkommen. Mutter wird Essen für Euch haben.«
    Owen rannte zurück, packte sein Pferd bei den Zügeln, saß jedoch nicht auf. Er spürte, dass der junge Bursche genau das von ihm erwartete. Und die erste Regel im Kampf war, niemals zu tun, was der Gegner erwartete. Er holte ihn nach einem kurzen Sprint ein.
    »Man hat mich in Eurem Haus einquartiert?«
    »Wär’ es mein Haus, hätte man das

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