Krieg der Drachen - Roman
nicht.« Der junge Mann wurde etwas langsamer, so dass Owen aufschließen konnte. »Es ist das Haus meines Vaters.«
»Und Euer Vater ist?«
»Mein Vater ist der ehrlichste Mann dieser ganzen Kolonie und einer der klügsten. Ihr werdet ihn nicht wie einen Dienstboten behandeln. Und Ihr werdet auch meine Mutter nicht anpöbeln, werdet die Kleinen nicht schlagen, und solltet Ihr auch nur einen Blick auf meine Schwester riskieren …«
»Sire! Ich bin glücklich verheiratet.«
»Das schien den anderen nicht allzu viel auszumachen.«
»Nun gut. Sollte ich Eure Schwester anschauen, dann was? Ihr überlasst mich einem Geopahr?«
»Nein. Ich mag Geopahren.« Die knappe Antwort hatte einen harten Klang, aber um die Mundwinkel des Burschen spielte ein Lächeln.
»Ich entnehme dem, was ich höre, Sire, dass ich nicht der erste Offizier der Königin bin, der als Gast in Eurem Heim logiert.«
»Mein Vater hält es für seine Pflicht, Offiziere zu beherbergen. «
»Und der letzte dieser Gäste war ein arroganter und unflätiger Edelmann?«
»Der letzte, der vor ihm, und die beiden davor ebenso.«
Owen gluckste.
»Und da Euch das so amüsiert …«
»Nein, Sire, ich nehme Eure Warnung ernst.« Owen zwang sich zu einem breiten Lächeln. »Diese Offiziere haben ihr Patent gekauft. Ich habe mir das meine auf dem Schlachtfeld verdient. Und ich habe Mystrianer kämpfen gesehen. Ich war beeindruckt. «
»Tatsächlich?« Die Augen des Mannes wurden schmal, aber er nickte.
»Ich heiße Owen.« Er reichte dem Mystrianer die Hand.
Der zögerte, tat dann jedoch sein Bestes, sie mit einem überraschend kräftigen Druck zu zerquetschen. »Caleb. Caleb Frost.«
»Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Caleb.« Owen gab den Druck zurück und löste dann den Handschlag. Er ließ sein Gegenüber sehen, wie er die Hand danach mehrmals öffnete und schloss. »Falls es nicht zu viel der Mühe ist …«
Caleb zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Auf dem Rückweg vom Prinzen bin ich einem Tier begegnet, acht Fuß hoch in der Schulter, dunkelbraunes Fell. Lange Beine, ein gewaltiges Geweih.«
»Schaufeln oder eher Stangen?«
»Schaufeln, mit dornenförmigen Ausläufern.«
»Wird ein Elch gewesen sein.«
»Wird einer gewesen sein? Gibt es mehr als ein Tier, auf das diese Beschreibung zutrifft?«
Caleb lachte. »Man fragt sich, was sich die Krone dabei denkt.«
»Verzeihung?«
»Wie kommt es, dass man Euch hierher schickt zu kundschaften, und Ihr so gar nichts über Mystria wisst?« Caleb schlug sich auf den Oberschenkel. »Aber Ihr werdet wahrscheinlich eh nur auf Eurem Allerwertesten sitzen und andere für Euch schuften lassen. So wie die anderen.«
»Ist einer der anderen sofort nach seiner Ankunft hinaus zum Prinzen geritten?«
Caleb legte die Stirn in Falten. »Kann mich nicht erinnern, dass sie die Stadt allzu häufig verlassen hätten.«
»Dann bin ich vielleicht nicht so wie sie.«
»Wir werden sehen.«
Nun runzelte Owen die Stirn. »Und wie kommt es, dass Ihr den Grund meiner Anwesenheit in Mystria kennt?«
»Ist ja nicht so, als wär der Krieg gegen die Ryngen ’n Geheimnis. Und jetzt, wo sie im Westen Festungen bauen, haben wir erwartet, dass etwas geschieht. Vor allem aber hat Serjeant Hilliard meinem Vater von Euch erzählt, als er Eure Sachen brachte. Außerdem erzählen Fass und Ast herum, dass Langford sie angeheuert hat, Euch flussaufwärts zu begleiten. Leichtes Geld, wenn man es wie die beiden schon eine Weile macht.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was Ihr meint, Sire.«
»Nun, Kapteyn Radband, das funktioniert so.« Caleb setzte ein breites Grinsen auf. »Koronel Langford bezahlt Fass und Ast dafür, einem norillischen Gecken die Gegend zu zeigen. Die beiden bringen ihn in ein paar der übelsten Ecken, die sie finden können. Der Offizier kommt zurück, und die Burschen ziehen los auf die Jagd, zum Fallenstellen und Handeltreiben. Sie reden mit dem Zwielichtvolk, lassen sich erzählen, was die Ryngen so treiben, und das landet dann in seinem Bericht. Sie liefern auch Karten und sonstiges Zeug, was aber ziemlich wertlos ist. Und die Hälfte der Zwielichtvölker treibt auch Handel mit den Ryngen, da darf man nicht erwarten, dass sie einem immer die ganze Wahrheit sagen. Wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Aber der Koronel steht in der Pflicht.«
»Ja klar, vor allem sich selbst gegenüber. Der Handel, den Fass und Ast treiben, läuft auf seine Rechnung. Er schickt die Felle
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