Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
Vom Netzwerk:
Leben schwieriger macht, als Ihr es ahnt.«
    »Hoheit?«
    Der Prinz glich sich Owens Schritt an, als sie zurück zum Eingangstor des Gutes gingen. »Lasst mich Euch fragen … nein, nein, lasst es mich Euch sagen. Ihr seid ein gescheiter Mann. Kein Grund, es abzustreiten oder zu verbergen. Ihr habt ein Ziel. Ihr seid aus bestimmtem Grund hierhergekommen, einem Grund, der über Eure Order hinausgeht. Ihr seid zu gescheit, dies als ein großes Abenteuer zu betrachten – auch wenn Euch bewusst
ist, dass dies das größte Abenteuer Eures Lebens wird. Da gibt es noch mehr.«
    Owen schauderte. Das Bild seiner geliebten Katherine trat vor sein inneres Auge. »Ja, Hoheit.« Fast hätte er weitergesprochen. Fast hätte er dem Prinzen gesagt, worin dieser Grund bestand, doch als er einen Blick zur Seite warf, bemerkte er ein stählernes Glänzen in Vladimirs Augen und erkannte, dass sein Grund, wie immer er aussah, ohne Bedeutung war.
    »Hört auf meine Worte, Kapteyn Radband. Eure Mission und ihr erfolgreicher Abschluss werden der erste Schritt sein, die Zukunft dieser Welt zu entscheiden.« Die Augen des Prinzen wurden schmal. »Es wird viele geben, die Euer Scheitern zum Ziel haben, doch für das Wohl der Welt müsst Ihr erfolgreich sein.«

FÜNFTES KAPITEL
    27. April 1763
Gottesgabenpfad
Mäßigungsbucht, Mystria
     
     
     
    A uf dem Ritt zurück nach Port Maßvoll machte Owen am Ufer des Benjamin halt, um den Wurmschlamm abzuwaschen. Das meiste war auf seiner Uniformjacke und der Weste gelandet, und er schrubbte sie, so gut es ging. Dann spülte er den Lehm von den Stiefeln. Er spritzte sich Wasser über die Hosen, und nachdem er Hemd und Stiefel ausgezogen hatte, watete er in den Fluss, um sich zu waschen.

    Manch anderer hätte angewidert reagiert, Owen jedoch strahlte. Fast hätte er jauchzen mögen vor Begeisterung. Er bremste sich allerdings, denn er wollte die unberührte Wildnis nicht durch seinen Gefühlsausbruch stören.
    All die Erzählungen über Mystria, die er gehört und gelesen hatte, hatten ihn nicht auf die schiere Schönheit des Landes vorbereiten können. An nur einem einzigen Tag hatte er bereits so viel gesehen. Wer weiß, was mich an Erstaunlichkeiten noch erwartet?
    Ein lautes Geräusch im Gebüsch zu seiner Linken ließ ihn herumfahren. Hastig schwamm er zurück ans Ufer und griff nach der Reiterpistole. Als er die Waffe hob, lag sein Daumen auf dem Feuerstein. Er drehte sich in die Richtung des Geräuschs und stützte die Waffe mit der Linken ab. Vor seinem inneren Auge tummelten sich Bilder pirschender Geopahren.
    Blödsinn. Den würde ich erst hören, wenn es schon zu spät ist.
    Dort. Dreißig Schritt entfernt tauchte ein gewaltiges Biest aus dem Gebüsch auf und bewegte sich auf eine kleine, in den Fluss ragende Sandbank. Bis auf die gelbe Schnauze war es von brauner Farbe, und sein Kopf trug ein gewaltiges Geweih. Der kurze Schwanz und die langen, braunen Ohren zuckten. Am Flussufer angekommen, schaute es sich erst um, bevor es von dem dort wachsenden Gras fraß.
    Owen senkte die Pistole und atmete langsam aus. Nun erst bemerkte er, dass er die Luft angehalten hatte. Auf diese Entfernung hätte er das Tier nicht getroffen, zudem war es von einer solchen Größe, dass seine Kugel es nicht hätte töten können. Selbst ein Geopahr würde sich einen Angriff zwei Mal überlegen.
    Das Ungetüm warf einen kurzen Blick in seine Richtung, dann schritt es gemächlich in den Fluss und schwamm durch den tiefen Strom ans entgegengesetzte Ufer. Dort eingetroffen,
wanderte es, gelegentlich äsend, in den Wald, ohne ihn weiter zu beachten.
    Owen schauderte es, weniger aus nachlassender Furcht denn aus reiner Freude über den so ungewohnten Anblick. Zugegeben, der Koloss hatte Ähnlichkeit mit einem Hirsch, wie ihn sein Vater und der Oheim auf dem Familiengut jagten, doch das Wild dort war ihm immer wie eine andere Art Rind erschienen. Es gehörte zum Vieh des Gutes, statt frei wie ein Monarch durch die Lande zu streifen.
    Dieses Tier hat etwas Königliches und kennt offenbar keine Furcht.
    Fast wäre er zum Gut des Prinzen zurückgekehrt, um ihn nach diesem Geschöpf zu fragen, doch er wusste, falls er sich das zur Gewohnheit machte, würde er am Abend nicht in Port Maßvoll sein. Also hob er seine nassen Sachen auf, wrang sie aus, so gut es eben ging, und schlenderte zu seinem Ross zurück. Er legte die rote Jacke hinten über den Sattel und drapierte die Schöße um den Pferdeschweif. Dann zog er die

Weitere Kostenlose Bücher