Krieg der Drachen - Roman
einschließlich der Sporen und des Kavalleriesäbels. Die Stiefel waren auf Hochglanz poliert, ebenso die goldenen Knöpfe und die silberne Schwertscheide. Er trug weiße Lederhandschuhe, weiße Kniehosen und eine zu den goldenen Aufschlägen des hellblauen Uniformrocks passende Weste. Darüber trug er eine
mit Orden bedeckte Schärpe. »Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich ebenso lächerlich wirke wie Ihr.«
Der Prinz lachte. »Nun, Ihr müsst wissen, dass ich diese Kleidung auf der Geopahrexpedition trug. Ein Geschenk von Msitazi. « Das Rehlederhemd mit den fransenbesetzten Ärmeln trug auf der Brust eine Perlenstickerei, die einen eingerollten Lindwurm darstellte. In den roten Lendenschurz war mit schwarzem Faden ein ähnliches Motiv eingewirkt, und die Lederbeinlinge wiederholten das Motiv auf den Unterschenkeln. »Bei der Jagd haben sie mir Glück gebracht.«
»Im Krieg kann man gar nicht genügend Glück haben.« Von Metternin nickte. »Entschuldigt, dass ich so früh erscheine …«
»Macht Euch deshalb bitte keine Sorgen. Ich erwarte den Herzog Todeskamm.«
»Sehr gut. Es gibt eine Disziplinarangelegenheit, von der ich finde, dass Sie Eure Aufmerksamkeit verdient. Man hat eine Person aufgegriffen, die am Ausgang …«
»Ein Deserteur?« Vladimir schüttelte den Kopf. »Ich hätte gedacht …«
»Wenn Ihr gestattet, Hoheit.« Der Graf ging zur Tür und winkte einen schlanken jungen Mann in grober Leinenkleidung und einem weichen Stoffhut herein. Der Bursche hielt den Kopf gesenkt, und die Hutkrempe verbarg sein Gesicht. Mit einem kurzen Nicken verließ der Graf das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich.
Vladimir trat auf den Deserteur zu. »Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung vorzubringen?«
Der Mann schüttelte den Kopf. Tränen fielen auf den Boden.
Der Prinz seufzte. »Wisst Ihr, es ist keine Schande, Angst zu haben. Ich gebe gerne zu, auch selbst nicht frei davon zu sein,
doch wir haben eine Pflicht zu erfüllen, und wir werden sie erfüllen. «
Der Deserteur hob den Kopf ein wenig, und Vladimir erhaschte einen Blick in vertraute Augen. Er streckte die Hand aus und zog seinem Gegenüber den Hut vom Kopf. »Gisella!«
Sie nickte, die Lippen fest zusammengepresst. Sie hatte sich das Haar kurzgeschnitten und das Gesicht mit Ruß verschmiert. Die Tränen hatten unübersehbare Pfade darin hinterlassen.
Vladimir warf den Hut beiseite und nahm sie in die Arme. »Ihr wolltet nicht desertieren, Ihr wolltet uns begleiten?«
Sie nickte schniefend.
Er strich ihr übers Haar und legte ihr die freie Hand in den Nacken. »Was habt Ihr Euch dabei gedacht?«
»Ich will Euch nicht verlieren.«
Vladimir lachte. »Habt deswegen keine Angst, mein Liebling. « Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und sie fest an sich. »Ich bin kein Militär. Mein Platz ist nicht in der Schlacht.«
»Aber Ihr nehmt Euren Lindwurm mit auf die Expedition.«
»Nur, weil ich muss.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie mit gestreckten Armen. »Die meisten unserer Männer waren noch nie im Krieg. Zu wissen, dass der Lindwurm uns begleitet, wird ihnen Mut machen. Magwamp ist stärker als fünf Ochsengespanne. Er wird uns auf dem Weg eine unschätzbare Hilfe sein.«
»Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr keine Heldentaten versucht. «
Er schaute ihr in die Augen, sah die Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf. »Dieses Versprechen kann ich nicht geben.«
»Ihr müsst, oder, Gott ist mein Zeuge, ich werde Eure Armee
begleiten. Joachim hat mich ertappt, weil er einen Verdacht hatte, aber er wird mich kein zweites Mal entdecken. Wenn ich heute nicht mit Euch abmarschiere, dann ziehe ich morgen oder übermorgen los. Ich begleite Euren Proviant nach Hutmacherburg. Eure Armee wird eine lange Kolonne formen. Mich wird niemand bemerken.«
Es ließ sich nicht bestreiten, dass sie Recht hatte. Vierzig norillische Frauen, die Gattinnen von Offizieren ebenso wie einfachen Soldaten, hatten ihre Männer auf den Feldzug nach Auropa begleitet. Zwanzig andere Mystrianerinnen hatten sich dieser Expedition bereits angeschlossen und wollten ihren Männern in den Krieg folgen. Fast doppelt so viele Frauen, die Kinder im Schleppzug, hatten sich bei mystrianischen Milizeinheiten verpflichtet. Hinzu kamen Kesselflicker und Händler, Schneider und Wäscherinnen, die sich um das Wohl der Soldaten kümmern würden. Kutscher und Abdecker würden sich dem Tross ebenso anschließen wie eine bunte
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