Krieg der Drachen - Roman
aus.«
»Das werde ich. Wäre sie hier, Sie würde Euch Gottes Segen und eine sichere Heimkehr wünschen, so wie ich es tue.« Der Mann steckte die Hand in die Tasche und zog ein kleines Buch heraus. »Es ist ein Tagebuch, ein Journal. Ich hoffe, Ihr werdet auch auf dieser Expedition eines führen. Ich wäre sehr erfreut, später von Euren Abenteuern lesen zu dürfen.«
»Ich werde Sie gerne mit Euch teilen.« Er steckte das Bändchen in die Jackentasche. »Falls es nicht zu aufdringlich erscheint, Sire: Meine Gemahlin, sie wird hier in Port Maßvoll bleiben. Sie kennt niemanden außer …«
»Kein weiteres Wort, mein Junge. Ich werde sie bekannt machen. « Dr. Frost reichte ihm die Hand. »Gottes Segen, Sire. Kommt gut hin und wieder zurück.«
»Euch und den Euren alles Gute, Sire.«
Überall entlang der Reihen ertönten Trillerpfeifen. Owen schüttelte Dr. Frost die Hand, dann begab er sich an seine Position am Ende der Formation. Ein Trommler gab den Takt vor, und das Vierte Infanterieregiment machte sich auf den Weg zur Festung des Todes.
Ventnor fand Rivendell in einem Pulk von Offizieren und erregte seine Aufmerksamkeit. Der Militärgouverneur entschuldigte sich und zog Ventnor in eine Gasse. Dabei stellte der in
roten Samt gehüllte Edelmann sich so übertrieben vorsichtig an, dass die Aufmerksamkeit aller Umstehenden garantiert war.
Idiot! Todeskamm folgte ihm und zischte: »Diskretion, mein Lhord, bitte.«
»Natürlich, Dick, natürlich. Ist alles bereit?«
»Völlig. Ich habe die notwendigen Befehle erteilt. « Er lächelte. »Sofern diese Kolonisten zu irgendetwas in der Lage sind, werdet Ihr alles haben, was Ihr zum Abschluss Eurer Mission benötigt.«
»Ganz hervorragend. Ich werde im Triumph zurückkehren.« Rivendell hob das Gesicht zum Himmel, die Haut über seiner Kehle spannte sich, und Ventnor malte sich aus, welch ein Genuss es gewesen wäre, sie ihm durchzuschneiden. »Neu-Tharyngia wird schon bald der Vergangenheit angehören.«
»Sehr gut. Ich habe meinem Neffen aufgetragen, auf dieser Expedition keinerlei Initiative zu zeigen. Ich erwarte, dass Ihr ihm die erniedrigendsten Pflichten zuweist, ihn wann immer möglich für Fehler oder Nachlässigkeit bestraft, und vernichtende Berichte über ihn schreibt.«
Rivendell klatschte in die Hände. »Er wird von hier bis La Fortresse du Morte Latrinen graben.«
»Nein, Ihr Idiot, das geht nicht. Er ist ein Offizier. Er ist ein Schärler. Setzt ihn als Boten zu den Kolonisten ein. Lasst ihn das Gebiet vor Euch auskundschaften. Setzt ihn ein, wie er eingesetzt werden sollte. Verlangt einfach das Unmögliche von ihm, dann wird er schon versagen.«
»Natürlich, Dick, selbstverständlich.« Rivendells Augen verwandelten sich in Schlitze. »Ich werde ihn sich zu Tode schuften lassen, und dann lasse ich ihn umbringen, so, wie Ihr es wünscht.«
»Sorgt dafür, dass er einen Heldentod stirbt. Er darf seiner Gattin keine Schande machen.«
»Nein, nein, natürlich nicht.«
»Gut.« Der Herzog reichte ihm die Hand. »Ich würde euch viel Glück wünschen, doch weiß ich, dass ihr dessen nicht bedürft. «
»Nein, Sir, Dick. Hier geht es allein um Mut und Verstand, nicht wahr? Nicht wahr? Wer braucht Glück, solange er davon genug besitzt.«
Todeskamm schüttelte Rivendell die Hand, dann zog er sich die Gasse hinab und zwischen den Häusern hindurch zurück. Hinter ihm tönten Trillerpfeifen und ratterten die Trommeln. Befehle verklangen in der Ferne, dann donnerte der Lärm von Hunderten Stiefeln im Gleichschritt durch die Straßen.
Es war beinahe zu einfach gewesen. Die Mystrianer waren leicht zu täuschen. Man brauchte sich ihnen nur selbstbewusst zu nähern und ein offenes, ehrliches Wort an sie zu richten, schon glaubten sie alles, was man ihnen sagte. Wenn man ihre Vorschläge unterstützte, wie den Bau von Fort Hoffnung, akzeptierten sie deren Ausführung als heilige Pflicht. Sie behandelten ihn mit dem Eifer eines kleinen Jungen, der sich um das Wohlwollen seines älteren Bruders bemühte. Und das mit deutlich mehr Können, als Francis es je gezeigt hat.
Rivendell war noch einfacher zu manipulieren gewesen. Das Produkt einer minderwertigen Familie und minderwertiger Schulen. Der schwache Punkt der Rivendells war ihre maßlose Eitelkeit.
Der Vater hatte selbstgefällige Bücher verfasst, der Sohn wusste sich nicht prunkvoll genug zu kleiden. Dazu kam ein unbändiger Stolz. All das waren Charakterzüge, die Ventnor schon bei
Weitere Kostenlose Bücher