Krieg der Drachen - Roman
an die volle Kontrolle über sein Leben übernommen. Als Erstes waren sie zu einem Schneider gegangen, damit er ihm eine komplett neue Uniform Ihrer Majestät Lindwurmreiter anfertigte, komplett mit zwei Paar Hosen, drei
Hemden, zwei Westen und einem schweren Ölzeugmantel zum Schutz der Jacke.
Danach hatten sie ihre Zeit damit verbracht, die Stadt und einander auf das Genaueste zu erkunden. Sie war schon immer neugierig gewesen, erfinderisch, hungrig und unersättlich. Sie wollte ihn mit einer unbändigen Wildheit, wollte ihn sogar, als sie zu einem Picknick hinausgeritten waren. Gleich dort, unter der Sonne, auf völlig offener Wiese, lüstern und schamlos hatte sie ihn daran erinnert, dass er ihr Mann war.
Ihre Begeisterung hatte die Erinnerung an die Zeit der Trennung ausgelöscht. Ihr Lachen war laut und lebensfroh, es erinnerte ihn an das Mädchen, in das er sich verliebt hatte. Sie war voller Pläne, was sie mit ihrem Gut in Mystria anstellen konnten, was sie nach seiner Rückkehr nach Norisle tun würden. Sie kannte Dutzende Gesellschaften, vor denen er sprechen sollte, und Dutzende andere, die ihm Ehrenwürden verleihen wollten. Ihr Gesicht glühte, wenn sie davon sprach, und die Art, wie sie sich stolz lächelnd an seinen Arm klammerte, wenn sie durch Port Maßvoll schlenderten, hatte die Glut in seinem Herzen neu angefacht.
Er stieg aus dem Bett und ging zu ihr hinüber, blieb vor ihr stehen, legte ihr die Hände auf die Schultern. »Katherine, ich liebe dich. Ohne Wenns und Abers. Du bist die Welt für mich.«
»Ich bin eine solche Närrin. Ach, Owen, ich habe dich in ihre Arme getrieben. Ich hätte den Mut aufbringen müssen, dich zu begleiten. Und dann, als ich Nachricht von deiner Verwundung erhielt, wollte ich kommen. Ich habe deinen Oheim angefleht, eine Überfahrt für mich zu arrangieren. Ich wollte hier an deiner Seite sein, dich pflegen, dass du wieder gesund wirst. Doch dann erhielt ich deinen Brief, der Brief, in dem du mir schriebst, nicht zu kommen. In dem du mir geschrieben
hast, du würdest nach mir schicken, wenn die Zeit reif sei. Und ich wartete.«
Owen runzelte die Stirn. »Was für ein Brief? So etwas habe ich niemals geschrieben.«
»Doch, Owen, das hast du.« Sie ließ die Hände sinken, mit denen sie ihr Gesicht bedeckt hatte, und schaute zu ihm hoch. »In jenem ersten Brief, in ihrer Handschrift, hast du mich gebeten, nicht zu kommen.«
Er schüttelte den Kopf. »Niemals habe ich das.«
»Es stand doch da, Owen.« Wieder flossen ihre Tränen. »Ich würde dir den Brief zeigen, aber ich bin so ein dummes Mädchen. Ich trug ihn bei mir und las ihn auf dem Schiff, da hat der Wind ihn mir aus den Händen gerissen. Ich dachte, Gott wolle mir ein Zeichen geben, dass man dich mir entrissen. Ich war untröstlich. Tagelang habe ich meine Kabine nicht verlassen.«
Owen sank auf die Knie und nahm sie in die Arme.»Still, Katherine. Du hast mich nicht verloren. Ich bin dein, und dein allein.« Er streichelte ihre Haare und küsste sie auf die Wange. So etwas hätte Bethany doch nicht eigenmächtig hinzugesetzt. Oder doch?
»Ach, Owen.« Sie legte die Stirn an seine. »Als du es mir gegenüber nicht erwähntest; mich ihr nicht vorstelltest; als sie sich entschuldigen ließ, als Ihre Eltern zum Diner kamen, was sollte ich denn denken? Bin ich töricht, Owen? Bitte, sag mir, dass ich töricht bin.«
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. »Du bist töricht, Katherine, doch ist das nicht schlimm.«
Sie zog die Nase hoch. »Dann willst du nicht, dass ich in Port Maßvoll bleibe, weil sie mit auf den Feldzug geht?«
»Was? Nein!« Owen schüttelte den Kopf. »Sollte sie den Feldzug begleiten, und ich glaube es keinen Moment, dann wäre
das ohne mein Wissen und ohne dass ich die geringste Absicht hege, ihr zu begegnen.«
»Warum dann darf ich dich nicht begleiten? Du hast mir erlaubt, mit auf den Kontinent zu reisen.«
Owen stand auf und hob sie aus dem Sessel, trug sie hinüber zum Bett. »Auf dem Kontinent, meine geliebte Gemahlin, gab es Komfort wie dieses Bett, und andere Damen, die Bälle und Gesellschaften veranstalteten. Auf diesem Feldzug wird es all das nur hier geben, hier in Port Maßvoll.«
»Was ist mit Hutmacherburg?«
Er schnaubte verächtlich. »Du würdest es hassen. Das gesamte gesellschaftliche Leben besteht aus einer Taverne, und findet man überhaupt ein Bett, so muss es man es mit zwei oder drei anderen teilen.«
Sie legte ihm die Hand auf die
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