Krieg der Drachen - Roman
mein Benehmen gestern Abend, Kapteyn Radband. Obwohl es bereits drei Jahre her ist, empfinde ich noch immer den Drang, von Ira zu hören. Als ich erfuhr, dass Ihr mit ihm dort wart, hat es vieles in mir geweckt, was ich gehofft hatte, schon seit langem zur Ruhe gebettet zu haben.«
Owen unterbrach das Pumpen. »Bitte, Fräulein, ich bin es, der Grund hat, um Vergebung zu bitten. Es war nicht meine Absicht, Euch Leid zuzufügen.«
»Das habt Ihr nicht.« Ihr Lächeln verschwand. »Ihr wart ehrlich und wahrheitsgetreu. Und freundlich.«
Die Andeutung, dass mancher Mann vorgetäuscht hatte, Ira gekannt zu haben – vermutlich, um ihr näherzukommen –, überraschte ihn nicht. Ebenso wenig, dass viele die Lügen über die Mystrianer glaubten, die Lhord Rivendells Buch verbreitet hatte. Er hatte in der Armee weit ehrloseres Verhalten erlebt, von Edelleuten ebenso wie von Gemeinen. Ehrlich gesagt, vor allem von Edelleuten. »Ich glaube, Fräulein, Ihr werdet feststellen, dass nur wenige Männer das Bedürfnis haben, für ihre Wünsche und Taten die Verantwortung zu übernehmen. Lügen, Taktlosigkeit und gedankenlose Grausamkeit sind weit einfacher, als sich der Wahrheit wie ein Mann zu stellen.«
Bethany lachte, wich seinem Blick jedoch aus. »Ihr klingt wie mein Bruder.«
»Was er, vermute ich, bestreiten würde.«
Sie hob den Kopf, und ihre Miene war wieder so fröhlich wie zuvor. »Da habt Ihr Recht, Kapteyn, doch nehmt es ihm nicht krumm. Er hat seine Gefühle noch nicht im Griff, und spricht aus, was er denkt.«
»Das ist nur selten von Übel, außer beim Militär.«
»Es ist immer von Übel, wenn es mit Calebs Lautstärke geschieht. « Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Doch ich halte Euch von Eurem Frühstück ab. Wir haben etwas für Euch aufgehoben. «
»Geht voraus. Ich bringe das Wasser.«
Er folgte ihr in die Küche und stellte den Eimer auf einen Tresen. Sie brachte ihn zum Esszimmer, wo ihr Vater ihn erwartete. Owen setzte sich, und sie holte ihm aus der Küche etwas Speck und Zwieback mit Butter und Honig. Dann verschwand sie ein zweites Mal und kehrte mit einer Teekanne und zwei Tassen zurück, in die sie ihm und ihrem Vater einschenkte.
Dr. Frost drehte die dampfende Tasse in der Hand. »Ihr steht früh auf, Kapteyn.«
Owen blinzelte, kaute hastig und schluckte schnell. »Sire, es ist bereits später Vormittag. Ich hätte längst aufstehen sollen. «
»Die meisten unserer Gäste schlafen sehr viel länger und wollen ihr Essen ans Bett.« Frost reichte ihm eine versiegelte Botschaft. »Doch es ist ganz gut so, denn Koronel Langford war noch früher hier. Er möchte Euch zum Mittag sehen.«
Owen spielte mit dem Brief. »Muss ich ihn lesen?«
Der ältere Mann zuckte die Achseln. »Ihr werdet feststellen, dass meine Gemahlin zwar nichts übrighat für Tratsch – behauptet
sie –, unter den Domestiken jedoch ein schnelles und höchst effizientes Spionagenetz existiert. Eure Expedition wird Anfang der Woche aufbrechen, angeführt von Rufus Ast. Der Koronel wird Euch mitteilen, wie lange Ihr fortbleiben werdet, und Euch über einige der bevorstehenden Unbilden informieren. «
Owen brach einen Zwieback in zwei Hälften und bestrich ihn mit Butter. »Und auch wenn ein Ehrenmann wie Ihr sicherlich nichts darüber weiß, nehme ich an, dass man bereits Wetten darauf abgeschlossen hat, wie lange es dauern wird, bevor ich nach Port Maßvoll zurückkehre und die Expedition ohne meine Anwesenheit ihren Weg ziehen lasse?«
Frosts Augen blitzten. »Ihr habt eine zu hohe Meinung von mir, Sire. Mein Vater hat ein Handelsimperium darauf aufgebaut zu wissen, welche Risiken es sich einzugehen lohnt. Ich selbst habe mich für die Naturphilosophie entschieden, doch auch ich bin Risiken nicht abgeneigt. Solchen sportlicher Natur. Euer Ansehen ist weit besser als das Eurer Vorgänger. Nur wenige von ihnen brachten es auf eine Woche. Man traut Euch zu, zehn Tage durchzuhalten, oder bis Ihr die Großen Fälle erreicht. Auch erwartet man, dass Ihr nicht beim ersten Anblick der Zwielichtvölker die Flucht ergreift. Wohl aber, dass der erste Geopahr Euch schreiend das Weite suchen lässt.«
Owen lachte. »Nachdem ich den in der Sammlung des Prinzen gesehen habe, ist das die Wette, die Ihr eingehen solltet.«
»Bitte, Kapteyn, ich glaube, Ihr unterschätzt Euch. Zumindest hoffe ich das. Ich habe Geld auf Euren Erfolg gesetzt.«
»Verratet Ihr mir, Sire, wie ihr gewettet habt?«
Frost dachte kurz nach, dann
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