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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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einmal mein Sohn versteht. Norisle hat uns als unerwünscht verstoßen. Manche von uns waren Verbrecher, ja. Anderen erschien die Kirche zu streng,
den Tugendlern war sie zu lasch. Und manche von uns erachtete man einfach als dumm oder faul und verschiffte uns gleich mit, damit wir in den Kolonien verenden. Manchen erging es so, doch dieses Land hat uns, die wir es überlebten, neu erstarken lassen. Es gab uns Kraft. Es gab uns Gelegenheiten. Und nun sind wir wie ein großer Hundewelpe, voller Energie, und begierig, unserem Herren zu gefallen. Wir leisten unser Bestes, doch wenn wir Schläge erhalten, behagt uns das gar nicht.«
    Owen nickte. »Ich verstehe, Sire, weit besser, als Ihr ahnt.«
    Caleb schenkte sich nach. »Es ist mehr als das, Vater. Ebenjene Philosophen und großen Denker, über deren Lehren du an der Akademia dozierst, sagen, dass uns die Menschenrechte nicht von Königen und Königinnen gewährt werden. Sie sind unser von Geburt an. Sie lehren, dass wir dem Adel seine Macht gewähren im Austausch gegen Führung und Beistand. Erhalten wir diese nicht, so haben die Edelleute den Kontrakt gebrochen, auf dem ihre Macht beruht.«
    Dr. Frost drehte das Weinglas langsam in der Hand. »Bei dir klingt das so einfach, Caleb.«
    »Weil es so einfach ist, Vater.« Er klopfte mit dem Finger auf den Tisch. »Die Menschen versuchen, die Dinge zu beschönigen, doch es bleibt ein simpler Diebstahl. Sie stehlen ihre Macht von uns.«
    »Nein, Caleb, so einfach ist es nicht. Wir sind in die Tradition Norisles geboren. Unsere Gesetze, die Gebräuche, nach denen diese Kolonien regiert werden, beruhen auf dem Recht Norisles. Die Kolonien selbst beruhen auf Königlichen Privilegien. Die Königin ernennt unsere Gouverneure. Ihr Neffe ist unser Generalgouverneur. Norisle hat uns sehr viel gegeben, und auch wenn wir glauben, mehr zu benötigen, können wir deshalb nicht alle bisherigen Schulden einfach für null und
nichtig erklären, allein weil uns die derzeitige Lage nicht behagt. Das zu tun hieße, unsere Wurzeln zu kappen. Wir würden vergessen, wer wir sind.«
    »Vielleicht, Vater, ist es an der Zeit, uns nicht länger mühsam zu erinnern, sondern zu entscheiden, wer wir sind.«
    Dr. Frost lachte. »Bravo, Caleb. Die Pamphlete, die in camera zirkulieren, so gekonnt nachzuplappern, ist wahrlich eine Kunst. Kapteyn, was denkt Ihr über die Menschenrechte und den Adel?«
    Owen, der soeben mit einem Stück Brot die Suppenschale auswischte, schaute auf. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Sire, die Armee legt keinen Wert auf philosophische Debatten, und sie lässt uns auch wenig Zeit dafür. Die Armee ist ein Ort, an dem wir die Tradition anerkennen und ehren, daher stimme ich Euch in diesem Punkte zu. Jedoch muss ich eines zugeben, um Euer Beispiel von zuvor aufzugreifen: Wäre ich der Welpe, dann käme irgendwann der Punkt, an dem es mir verlockend erscheinen würde, nach der Hand meines Herren zu schnappen. «
    »Ha!« Caleb grinste und schenkte Owen nach. »Siehst du, Vater!«
    »Nun, nun, Meister Frost, ich habe nicht gesagt, dass ich Eurer Meinung bin. Menschen sind keine Hundewelpen. Wir können vorausdenken und die Konsequenzen unseres Handelns erkennen. Ein Welpe ist sich nicht bewusst, dass auf den Biss gewiss Prügel folgen. Ein Mensch sollte es besser wissen und sich bewusst sein, ob er diese Prügel wirklich provozieren will.«
    Calebs Blick wurde schärfer. »Andererseits, Kapteyn, kann er sich noch als Mann bezeichnen, wenn er einfach das Wort eines anderen akzeptiert, er sei minderwertig, ohne es jemals einer Prüfung zu unterziehen? Wie mein Vater sagte, wurden wir Mystrianer
an diese Küste verschlagen, weil man uns für entbehrlich erachtete. Ganz Norisle wäre erfreut gewesen, wären wir hier gestorben. Das hätte bestätigt, was man über uns dachte. Doch tatsächlich haben wir überlebt. Mein Großvater traf als Dienstbote eines Müllers hier ein. Durch harte Arbeit erwarb er sich die Freiheit und machte sein Glück als Händler. In dreißig Jahren erwarb er genug zum Bau dieses Hauses, zu einer Stiftung für die Akademia und einer Flotte von Schiffen, die in alle Gegenden des Globus segelten. Und doch gibt es keinen Fischverkäufer in Highgate oder Schreiber in der Hauptstadt, der sich nicht für etwas Besseres hält als wir.«
    Owen rieb sich das Kinn. Er hatte auf der Schule und in der Armee dieselbe Behandlung erfahren, doch an beiden Orten führte Widerstand nur zu sofortiger und harter

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