Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
Vom Netzwerk:
Leiche mit dem Fuß an. »Will nicht behaupten, dass das Pierre hier war. War es wohl nicht. Keine Ahnung, was es war. Glaub aber gerne, dass es das Böse gibt in dieser Welt, und dass das Böse einen Mann verrückt machen kann. Wenn die Shedashie das Wendigo nennen wollen, ist’s mir recht.«
    Einerseits wollte Owen den Wendigo als abergläubischen Unsinn abtun, doch er hatte auf dem Kontinent Dinge gesehen, die mehr als einen Menschen in den Wahnsinn getrieben hatten. Er erinnerte sich, wie er einen Offizier aus dem Weinkeller eines Chateaus hatte holen müssen. Der Mann hatte sich im Dunkeln in eine Ecke geduckt und nur dagesessen und leise geweint. Er war nicht betrunken gewesen, er hatte nur Geister gesehen. Das war eine Art von Wahnsinn, und auch die andere hatte Owen gesehen, den Durst nach Blut, der sich niemals stillen ließ.

    Der Wendigo ist eine ebenso gute Erklärung wie jede andere.
    »Was tun wir jetzt?«
    »Schnappt Euch sein Bein.« Nathaniel legte das Gewehr auf den Boden und fasste ein Bein des Toten. »Wir ziehen ihn rüber zu dem Holzstapel, dann zünden wir ihn an und brennen den Wendigo aus ihm raus.«
     
    Da sie bis zum Abend weit fort sein wollten, hatten sie keine Zeit, die Leiche ganz zu verbrennen. Kamiskwa erklärte, nur der Kopf müsse verbrannt werden. Nathaniel zog ein Steinmesser und enthauptete Ilsavont – etwas gekonnter, als Owen lieb war.
    Die Ungarakii-Leichen ließen sie liegen, wo sie waren, nahmen ihnen aber alle Waffen ab. Außerdem schnitten sie ihnen die geknoteten Armbänder ab, die alle Krieger trugen. Owen fand, dass jedes Armband in einem anderen Stil gehalten war, verwoben aus verschiedenfarbigen Fäden und, so wie es aussah, auch aus Haar.
    Kamiskwa fuhr mit dem Finger an einer Abfolge von Knoten entlang. »Das Muster zeigt Familie, Sippe und Gesellschaft an. Die Farben stehen für Ereignisse. Blau für Geburten, Rot für Kämpfe. Schwarz für Zeremonien. Das Haar stammt von Gegnern, die er getötet hat.«
    Nathaniel nahm ihm eines aus der Hand und maß es an seinem Daumen. »Zwei Zoll, vielleicht drei. Das ist eine Krone wert.«
    »Kopfgeld?«
    »Ganz recht, Kapteyn Radband. Wenn wir nach Hutmacherburg kommen, bescheren die sechs, die wir hier gesammelt haben, eine Weile ein gutes Leben.«
    »Ich war mir nicht bewusst, dass die Regierung Ihrer Majestät …«

    »Tut sie nicht.« Nathaniel warf das Armband zu Kamiskwa rüber. »Die Grenzsiedlungen wollen schon lange ein paar von Euch Rotröcken zum Schutz. Aber sie haben keine Stadturkunden, deshalb kriegen sie keine Garnison. Aber Kopfgeldjäger kommen trotzdem und machen Jagd auf alles Mögliche, auch auf Ungarakii.«
    Während sie die toten Ungarakii untersuchten, fanden sie auch die Überreste von Owens Muskete. Eine Kugel hatte den Schaft zertrümmert. Owen entfernte die Feuersteinhalterung und den Lauf, dann warf er die traurigen Überreste des Schafts weg. Als Ersatz nahm er sich die Muskete des Toten. Sie hatte dasselbe Kaliber wie seine Waffe, was ihm die Mühe ersparte, die Kugeln neu zu gießen. Was allerdings noch wichtiger war: Sie hatte einen kürzeren Lauf, was sie zwei Pfund leichter und anderthalb Fuß kürzer machte.
    Andererseits hatte der Lauf die falsche Form für Owens Bajonett. Und durch die geringere Länge hatte die Muskete auch eine kürzere Reichweite. Im Wald sollte das jedoch keinen sonderlichen Nachteil darstellen, da jedes Ziel, das er hier im Blick hatte, nahe genug für einen tödlichen Schuss war.
    Von rechts wegen hätte Ilsavont nicht erwarten dürfen, irgendeinen von uns zu treffen. Owen schaute sich zu Nathaniel um, als sie weitergingen. »Ihr sagtet, er sei kein guter Schütze gewesen. Warum hat er aus dieser Entfernung geschossen?«
    »Hab ich mich auch schon gefragt. Schätze, er hat Euren roten Rock gesehen und ist in Panik geraten. War immer ein bisschen schreckhaft.«
    »Nichtsdestoweniger werde ich auf dieser Expedition meine Uniform tragen.« Owen kratzte sich am Nacken. »Sein Handeln bestätigt, dass er in tharyngischen Diensten stand.«
    Nathaniel schüttelte den Kopf. »Kann gut sein, aber zwischen
den Altashie und den Ungarakii ist böses Blut. Könnte sein, dass seine Jungs uns zuerst gesehen und uns hier aufgelauert haben.«
    Kamiskwa drehte sich um und schnaufte verächtlich. »Die Ungarakii kauern sich vor lauter Angst vor den Altashie möglichst klein zusammen. Sie hätten es nicht gewagt, Jagd auf uns zu machen. Sie verfolgten den Toten, den wir gefunden

Weitere Kostenlose Bücher