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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Offiziere auch schon gehört hatten, die vor ihm auf dieser Mission gewesen waren. Andererseits spürte er immer noch das Verlangen. Er fragte sich, ob die Sirenen in den alten hellenischen Sagen alte Geister hungrig nach Menschen gewesen waren.
    »Aus Auropa sind solcherart Dinge längst verschwunden.«
    »Wirklich?« Kamiskwa lächelte. »Oder haben sie sich nur eine andere Umgebung gesucht? Kann man sich in Euren Städten, Euren Wäldern nicht verirren?«
    Owen lief ein Schauder den Rücken hinab. »Es gibt immer wieder Geschichten von verschwundenen Kindern. In den Tiefen Landen sind Männer verschwunden. Wir dachten, sie wären desertiert, aber vielleicht …«
    Er schaute sich noch einmal um. »Dieses Land ist noch gefährlicher, als ich mir vorstellen kann, nicht wahr?«
    Nathaniel lachte. »Schätze, wenn das so ist, dann haben sie den falschen Mann auf Kundschaft geschickt.«
    Owen hob eine Augenbraue und fixierte den Waldläufer.
    Der Mystrianer hob die Hand. »Hab nicht gesagt, dass es wirklich so ist, Kapteyn Radband. War nur ’ne Vermutung. Tatsächlich hat Ihr in ’ner Handvoll Tagen mehr gesehen als die meisten von all Euren Landsleuten zusammen. Und ihr bettelt nicht, zurück nach Port Maßvoll zu dürfen, also schätze ich, Ihr seid schon der richtige Mann.«
    Obwohl er nicht gänzlich zufrieden war, ließ Owen sich von Nathaniels Worten milde stimmen. Es half nichts, sich über
eine hingeworfene Bemerkung aufzuregen, erst recht nicht, wenn sie auf der Wahrheit basierte. Owen hatte in der Schule und beim Militär eine Menge Zeit damit verbracht, gegen Vorurteile anzukämpfen, nur weil er zur Hälfte Mystrianer war. Er war daran gewöhnt. Hier in Mystria aus anderen Gründen unterschätzt zu werden, das überraschte ihn jedoch.
    Während er über Nathaniels Bemerkung nachdachte – und seinen Hut auflas, nachdem ihn mal wieder ein Ast vom Kopf gerissen hatte – erkannte er den Unterschied zwischen beiden Positionen. Die Norillier schauten für etwas auf ihn herab, wofür er nichts konnte: die Umstände seiner Geburt. Die Mystrianer beurteilten ihn für etwas, das er ändern konnte: seinen Mangel an Erfahrung. Nathaniel und Kamiskwa halfen ihm sogar, Erfahrung zu sammeln, und beschützten ihn vor Gefahren, die er nicht verstehen konnte. Sie betrachteten ihn vielleicht mit Misstrauen, doch zugleich waren sie bereit, ihm eine Chance zu geben.
    Er holte Nathaniel ein, als sie ein schmales Wiesenstück am Eingang eines bewaldeten Tales erreichten. »Ich weiß die Hilfe zu schätzen, die Ihr mir habt zuteilwerden lassen. Ich möchte, dass Ihr das wisst.«
    »Nett von Euch.« Der Mann nickte mit ernster Miene. »Schätze, ich hab Euch nach anderen Norilliern beurteilt, und das war nicht so gerecht. Tut mir leid, Kapteyn.«
    »Ihr habt keinen Grund, Euch zu entschuldigen, Sire.«
    Vor ihnen im hüfthohen Gras wurde Kamiskwa langsamer. Nathaniel legte Owen eine Hand auf die Brust.
    »Was?«
    »Falls uns hier in der Gegend ein Geopahr begegnet, ist das hier die Sorte Gegend, die sie mögen.« Nathaniel deutete über die Wiese auf einen Baum am Waldrand, der am Stamm seines
Nachbarn lehnte. »War ganz ähnlich, als wir dem Geopahr beim Prinzen begegnet sind. Saß oben auf einem Stamm wie dem da …«
    Wald stieß einen lauten Pfiff aus, und Kamiskwa warf sich nach vorne. Ohne weitere Warnung riss der Mystrianer das Gewehr hoch; sein Daumen legte sich auf den Feuerstein, und eine Flamme schoss aus der Mündung. Donner krachte, Qualm stieg auf und nahm Owen die Sicht.
    Aber nicht, bevor er in der Ferne eine Rauchwolke sah, einen Schuss hörte und das Pfeifen einer Kugel, die durch das hohe Gras schnitt, bevor sie ihn von den Beinen riss.

ZWANZIGSTES KAPITEL
    9. Mai 1763
Gottesgaben, Mystria
     
     
     
    O wens Muskete flog ins Gras. Er wirbelte in die entgegengesetzte Richtung und landete auf der linken Hüfte. Schmerz durchzuckte ihn. Er blickte nach unten. Dort hatte ihn die Kugel getroffen, aber er sah weder ein Loch noch allzu viel Blut. Von Rechts wegen hätte es aus der Wunde spritzen und er hätte die grausamen Schmerzen eines zertrümmerten Beckens spüren müssen.
    Gellendes Kriegsgeschrei und ein weiterer Schuss nahmen ihm die Gelegenheit, seine Verletzungen näher zu untersuchen. Ein Zwielichtner, mit bis auf ein in weiß auf seine Stirn gezeichnetes
Auge schwarz bemaltem Gesicht, tauchte zu seinen Füßen auf. Der Krieger hob eine Kriegskeule und kreischte.
    Owen rollte nach links, als die Keule

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