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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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wie sie glaubten. Das allerdings war der einzige hauchdünne Silberstreif am düsteren Horizont der Ausgeschlossenheit.
    Und dann war Katherine aufgetaucht. Sie war jung gewesen und sehr hübsch, gerade auf dem Weg von der Backfischzeit zur Frau. Sie hatte das dunkle Haar aufgesteckt getragen, aber drei Locken frei gezupft. Die damalige Mode hatte zwei freie Locken diktiert, aber sie hatte sich der Konvention widersetzt.
    Sie war einmal an ihm vorbeigeschwebt, und ihre braunen Augen hatten ihn über den Spitzenrand des Fächers gemustert. Dann war sie in ihrem beigefarbenen Ballkleid zurückgekehrt und hatte den Fächer mit einem leisen Knall auf ihrer behandschuhten Hand geschlossen. »Ich hoffe, Ihr seid bereit, mich zu retten, Lieftenant.«
    »Verzeiht, Fräulein …«
    »Katherine Litton. Meine Großmutter war die beste Freundin Eurer Tante. Ich lebte bei ihr, seit meine Eltern, beide Missionare, im Punjar an der Cholera starben.«
    »Mein Beileid zu Eurem Verlust, Fräulein Litton.«
    Sie beugte sich ihm entgegen und duftete süß nach Apfelblüten. »Ihr müsst mich retten. Bald wird man zum Tanz aufspielen, und Percy Harlington hat bereits geschworen, jeden Mann zu
töten, der mich auf die Tanzfläche führt. Das macht mir Angst, und ich bitte Euch, mich auf einen Spaziergang durch die Gärten zu begleiten, um mich zu retten.«
    Später – nachdem Katherine und er geheiratet hatten – hatte Owen herausgefunden, dass sie bei Tänzen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen in der Regel keineswegs so zurückhaltend war. Sie tanzte und plauderte gern, und wenn sie den neuesten Klatsch erfuhr, ertönte ihr helles Lachen hinter dem Fächer. Sie war allerdings niemals grausam, sondern stellte nur fest, wie jemand ganz und gar gegen die Gebräuche der feinen Gesellschaft verstoßen hatte. Soweit Owen das feststellen konnte, waren die Regeln für der Jahreszeit angemessene Kleidung weitaus komplexer und sehr viel unerbittlicher als die Militärgesetzgebung. Katherine jedoch beherrschte sie besser als jeder Anwalt und besserte seine Kleidung häufig nach, bevor sie zu einem vergnüglichen Abend aufbrachen.
    In jener ersten Nacht waren sie eine Weile durch die Gärten spaziert und dann vor den Flügelfenstern stehen geblieben und hatten aus der Dunkelheit in den hell erleuchteten Ballsaal geschaut. Katherine hatte ihm lachend alles Mögliche über die anderen Gäste erzählt. Owen hatte erfahren, welche Männer unter den wütenden Blicken der jeweiligen Gattin mit ihren Geliebten tanzten, und schaute zu, wie eine wunderschöne junge Witwe drei leidenschaftliche Galane gegeneinander ausspielte. Dabei hatte Katherine ihm die Bedeutung von Details offenbart, die er zwar immer bemerkt, aber nie verstanden hatte. Mit ihr an seiner Seite war ihm diese Welt, die ihn von Beginn an zurückgestoßen hatte, plötzlich seltsam interessant und erfüllt von ungeahnten Abgründen der Heuchelei erschienen.
    Und später hatte er auch erkannt, dass es Katherine um weit mehr gegangen war als um eine Rettung. Sie hatte ihm gesagt,
mit seiner Höflichkeit an jenem Abend habe er sie bezaubert. Er war ihr Held gewesen, und dafür würde sie ihn immer lieben.
    Katherine hat mich akzeptiert genau wie dieses kleine Mädchen, doch für die anderen in meinem Land bin ich immer der Außenseiter geblieben. Hier aber bin ich willkommen.
    Er erwähnte nichts von den Erinnerungen an jenen Tanz in seinen Eintragungen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Altashie und den Wandel in ihrer Einstellung zu ihm. Dass Msitazi und Kamiskwa ihn als großen Krieger lobten bedeutete, die Altashie erkannten ihn an. Als er sich aufgemacht hatte, um ein paar Pflanzen auf der Liste des Prinzen zu suchen, waren ihm sechs Knaben gefolgt, waren im Gleichschritt mit ihm herumgegangen und hatten sich als Gruppe mit ihm hingehockt und studiert, was er studierte. Er hatte keinen Spott in ihrem Verhalten bemerkt, nur die Hoffnung, auch ein großer Krieger zu werden, wenn sie sich so verhielten wie er.
    Als er das aufschrieb, lächelte er. Er stellte sich vor, wie Bethany die Worte las, mit den Fingern über die Seite strich, vielleicht ihren jüngeren Geschwistern einzelne Passagen vorlas, und andere Vater und Mutter. Er bezweifelte, dass sie viel mit Caleb teilen würde, und ebenso, dass Caleb sonderliches Interesse dafür entwickeln würde, was er zu sagen hatte.
    Während die Schreibfeder über das Papier kratzte, kehrten seine Gedanken zu Katherine zurück. Ihre

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