Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone

Titel: Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
Tage, Mr. Perry?«, fragte er mich.
    »Verwirrend und ärgerlich«, sagte ich. »Wenn ich gewusst hätte, dass ich wie ein Vorschulkind behandelt werde, hätte ich mich wahrscheinlich nicht zum Militärdienst gemeldet.«
    »Ungefähr das Gleiche sagen fast alle. Also will ich Ihnen etwas genauer erklären, was wir damit bezweckt haben. Wir haben Sie aus zwei Gründen mit den Sensoren ausgestattet. Vermutlich haben Sie sich bereits gedacht, dass wir Ihre Hirnaktivitäten messen, während Sie bestimmte Handlungen ausführen oder Gefühlszustände erleben. Jedes menschliche Gehirn verarbeitet Informationen und Erfahrungen auf sehr ähnliche Weise, aber jeder Mensch benutzt dazu ganz eigene Methoden und Prozesse. Es ist vergleichbar mit der Tatsache,
dass wir alle fünf Finger an jeder Hand haben, aber völlig individuelle Fingerabdrücke besitzen. Mit diesen Messungen haben wir versucht, Ihren mentalen Fingerabdruck zu ermitteln. Leuchtet Ihnen das ein?«
    Ich nickte.
    »Gut. Also wissen Sie jetzt, warum Sie in den vergangenen zwei Tagen recht alberne und blöde Dinge tun mussten.«
    »Zum Beispiel einer nackten Frau erzählen, was an meinem siebten Geburtstag passiert ist.«
    »Durch diesen Test konnten wir sehr viele nützliche Informationen gewinnen.«
    »Das leuchtet mir nicht ein.«
    »Dies Sache ist technisch sehr kompliziert«, sagte Dr. Russell. »Jedenfalls haben wir in den letzten Tagen ein ziemlich gutes Bild bekommen, wie die Nervenbahnen in Ihrem Gehirn verdrahtet sind und wie es alle möglichen Reize verarbeitet. Diese Informationen können wir als Schablone benutzen.«
    Bevor ich ›Als Schablone wofür?‹ fragen konnte, fuhr Dr. Russell fort. »Zweitens leisten die Sensoren viel mehr, als nur aufzuzeichnen, was Ihr Gehirn tut. Sie übermitteln außerdem ein Echzeitmodell Ihrer Hirnaktivität. Oder um es anders auszudrücken: Sie übertragen Ihr Bewusstsein. Das ist sehr wichtig, denn im Gegensatz zu bestimmten mentalen Prozessen lässt sich das Bewusstsein nicht aufzeichnen. Es muss aktiv sein, damit der Transfer funktioniert.«
    »Der Transfer«, sagte ich.
    »Richtig«, sagte Dr. Russell.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich frage, was, zum Teufel, das alles bedeuten soll?«
    Dr. Russell lächelte. »Mr. Perry, als Sie den Rekrutierungsvertrag
unterschrieben haben, dachten Sie, wir würden Sie wieder jung machen, nicht wahr?«
    »Klar. Das denkt jeder. Man kann einen Krieg nicht mit alten Soldaten gewinnen. Trotzdem rekrutieren Sie Greise. Sie müssen eine Möglichkeit haben, sie wieder jung zu machen.«
    »Was glauben Sie, wie wir das machen?«, fragte Dr. Russell.
    »Ich weiß es nicht. Mit einer Gentherapie? Mit geklonten Ersatzteilen? Irgendwie tauschen Sie alte gegen neue Körperteile aus.«
    »Das ist zur Hälfte richtig«, sagte Dr. Russell. »Wir arbeiten tatsächlich mit gentherapeutisch geklontem Ersatzmaterial. Aber wir tauschen nichts aus. Das Einzige, was wir austauschen, sind Sie .«
    »Das verstehe ich nicht.« Mir wurde plötzlich sehr kalt, als würde mir die Wirklichkeit unter den Füßen weggezogen.
    »Ihr Körper ist alt, Mr. Perry. Er wird nicht mehr allzu lange funktionieren. Es hätte keinen Sinn, ihn retten oder aufrüsten zu wollen. Daran ist nichts, was wertvoller wird, wenn es altert oder durch Ersatzteile wieder reibungslos funktioniert. Wenn ein menschlicher Körper altert, altert er einfach nur. Also werden wir ihn entsorgen. Von Ihrem alten Körper können wir nichts mehr gebrauchen. Der einzige Teil von Ihnen, den wir behalten werden, ist der einzige Teil, der nicht schlechter geworden ist – Ihr Geist, Ihr Bewusstsein, Ihre mentale Individualität.«
    Dr. Russell ging zur Tür hinüber, durch die die Kolonialen hinausgegangen waren, und klopfte an. Dann drehte er sich wieder zu mir um. »Schauen Sie sich Ihren Körper noch mal gut an, Mr. Perry«, sagte er. »Denn Sie müssen sich von ihm verabschieden. Sie werden jetzt woanders hingehen.«

    »Wohin werde ich gehen, Dr. Russell?« Ich brachte kaum genug Spucke zusammen, um sprechen zu können.
    »Hierher«, sagte er und öffnete die Tür.
    Aus dem Nachbarraum kamen die Kolonialen zurück. Einer von ihnen schob einen Rollstuhl, in dem jemand saß. Ich reckte den Hals, um ihn mir anzusehen. Dann begann ich heftig zu zittern.
    Ich saß darin.
    Ich vor fünfzig Jahren.

5
    »Jetzt entspannen Sie sich bitte«, sagte Dr. Russell zu mir.
    Die Kolonialen hatten meine jüngere Version zum zweiten Sarkophag geschoben

Weitere Kostenlose Bücher