Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
man hatte es uns auch nicht verboten. Unsere siebenköpfige Gruppe stand auf dem verlassenen Deck wie Schulkinder vor einer Peepshow.
Was unserer Situation sogar ziemlich nahe kam.
»Während unserer heutigen Übungen habe ich einen Kolonialen in ein Gespräch verwickelt«, sagte er. »Dabei erwähnte er, dass die Henry Hudson heute um fünfzehn Uhr fünfunddreißig den Skip durchführen wird. Und ich schätze mal, dass noch keiner von uns jemals einen Skip beobachtet hat. Also habe ich ihn gefragt, von wo aus man einen guten Blick haben würde. Der Mann empfahl diese Stelle. Und da wären wir, und wir haben noch …« – er blickte auf seinen PDA – »vier Minuten Zeit.«
»Tut mir leid«, sagte Thomas. »Ich wollte die Truppe nicht aufhalten. Die Fettucini waren ausgezeichnet, aber mein Dickdarm schien da anderer Meinung zu sein.«
»Bitte verzichte in Zukunft darauf, uns über solche Einzelheiten zu informieren«, sagte Susan. »Dazu kennen wir uns noch nicht gut genug.«
»Wie sonst wollt ihr mich besser kennen lernen?«
Niemand hielt es für nötig, auf Thomas’ Frage zu antworten.
»Weiß irgendjemand, wo wir sind?«, fragte ich, nachdem eine Weile Schweigen geherrscht hatte. »In astronomischer Hinsicht, meine ich.«
»Wir sind immer noch im Sonnensystem«, sagte Alan und zeigte aus dem Fenster. »Das sieht man an den vertrauten Sternbildern. Da drüben ist Orion. Wenn wir mehrere Lichtjahre von der Erde entfernt wären, hätten die Sterne ihre Positionen am Himmel verändert. Die Konstellationen wären verzerrt oder gar nicht mehr wiederzuerkennen.«
»Wohin werden wir skippen?«, fragte Jesse.
»Zum Phoenix-System«, sagte Alan. »Aber das dürfte euch nicht weiterhelfen, weil Phoenix der Name des Planeten und nicht des Sterns ist. Es gibt ein Sternbild namens Phoenix – und zwar genau dort …« – er zeigte auf eine kleine Sterngruppe – »aber der Planet Phoenix ist kein Begleiter der betreffenden Sonnen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, befindet er sich im Sternbild Lupus, das ein Stück weiter nördlich steht.« Er zeigte auf eine andere Konstellation aus nicht so hellen Sternen. »Aber von hier aus können wir das Zentralgestirn nicht mit bloßem Auge erkennen.«
»Du kennst dich offenbar ziemlich gut am Himmel aus«, sagte Jesse bewundernd.
»Danke«, sagte Alan. »In jüngeren Jahren wollte ich Astronom werden, aber Astronomen werden verdammt schlecht bezahlt. Also sattelte ich auf theoretische Physik um.«
»Gibt es haufenweise Geld dafür, sich neue subatomare Partikel auszudenken?«, fragte Thomas.
»Das nicht«, räumte Alan ein. »Aber ich habe ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe die Firma, für die ich arbeitete, ein neues System zur besseren Energieausnutzung bei nautischen Fahrzeugen bauen konnte. Nach dem Motivationsprogramm der Firma stand mir ein Prozent vom Gewinn zu, den dieses System abwarf. Was unter dem Strich mehr Geld war, als ich ausgeben konnte, obwohl ich mir wirklich alle Mühe gegeben habe.«
»Reichtum muss was Nettes sein«, sagte Susan.
»Es war gar nicht so schlecht«, gab Alan zu. »Obwohl ich jetzt natürlich nicht mehr reich bin. Schließlich gibt man alles auf, wenn man in die Armee eintritt. Und man verliert auch andere Dinge. Ich meine damit, dass mein Wissen über die
Sternbilder in etwa einer Minute völlig überflüssig sein wird. Dort, wo wir hinfliegen, gibt es keinen Orion, keine Ursa Minor und keine Kassiopeia. Es klingt vielleicht blöd, aber vielleicht werde ich die Sternbilder mehr vermissen als das Geld. Man kann jederzeit neues Geld verdienen. Aber wir kehren nie mehr zur Erde zurück. Es ist das letzte Mal, dass ich diese alten Freunde sehe.«
Susan ging zu Alan und legte ihm den Arm um die Schultern. Harry blickte auf seinen PDA. »Gleich geht es los«, sagte er und zählte die verbleibenden Sekunden ab. Als er bei »eins« ankam, blickten wir alle aus dem Fenster.
Es war ziemlich undramatisch. Eben noch sahen wir einen von Sternen erfüllten Himmel. Im nächsten Moment sahen wir einen anderen von Sternen erfüllten Himmel. Hätte man in diesem Moment geblinzelt, hätte man es gar nicht bemerkt. Trotzdem war offensichtlich, dass es sich um einen fremden Himmel handelte. Wir kannten uns zwar nicht so gut aus wie Alan, aber die meisten von uns konnten Orion oder den Großen Wagen im Sternengewimmel identifizieren. Doch nun waren sie verschwunden. Es war eine verstörende Erfahrung, auch wenn ihre Abwesenheit erst auf
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