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Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone

Titel: Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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waren, sondern weil unsere geschärften Reflexe es praktisch unmöglich machten, den Gegner mit einem Ball zu überraschen. Wir spielten dreißig Minuten lang ohne Unterbrechung und hätten den Schlagabtausch noch viel länger fortsetzen können, wenn der Pingpongball die Kräfte, die während des unglaublich schnellen Spiels auf ihn einwirkten, heil überstanden hätte. Es war grotesk. Es war wunderbar.
    Andere Rekruten machten auf andere Weise die gleiche Erfahrung.
Am dritten Tag beobachtete ich zusammen mit einer Menge, wie sich zwei Rekruten das möglicherweise spannendste Kampfsportduell lieferten, das jemals ausgetragen wurde. Sie stellten Dinge mit ihren Körpern an, die unter normalen Bedingung einfach undenkbar waren. Einer der Männer versetzte seinem Kontrahenten einen Tritt, der diesen halb durch den Raum schleuderte. Doch statt mit mehreren Knochenbrüchen auf dem Boden zu landen, vollführte der andere im Flug einen Salto rückwärts, richtete sich auf und warf sich sofort wieder auf seinen Gegner. Es sah aus wie ein genialer Spezialeffekt. Und in gewisser Weise war es das auch.
    Nach dem Kampf standen sich beide Männer schwer atmend gegenüber und verbeugten sich voreinander. Dann fielen sie sich gleichzeitig erschöpft in die Arme. Sie lachten und schluchzten hysterisch. Es ist eine unheimliche, wunderbare, aber auch verstörende Erfahrung, plötzlich viel besser zu sein, als man sich je hatte träumen lassen.
    Natürlich gingen ein paar auch zu weit. Ich erlebte persönlich mit, wie eine Rekrutin von einer hohen Brüstung sprang, entweder weil sie dachte, sie könnte fliegen, oder weil sie zumindest überzeugt war, den Sprung ohne Verletzung zu überstehen. Wie ich hörte, brach sie sich das rechte Bein, den rechten Arm, den Unterkiefer und den Schädel. Doch sie überlebte die Aktion, was ihr während ihrer irdischen Existenz höchstwahrscheinlich nicht gelungen wäre. Noch beeindruckender war die Tatsache, dass sie zwei Tage später wieder auf den Beinen war, was diese durchgeknallte Frau vermutlich eher der Medizintechnik der Kolonialen zu verdanken hatte als ihren regenerativen Fähigkeiten. Ich hoffe, jemand hat ihr gesagt, dass sie in Zukunft solche Dummheiten unterlassen sollte.

    Wenn die Leute nicht mit ihren Körpern spielten, taten sie es mit ihrem Geist, beziehungsweise mit ihren BrainPals, was fast das Gleiche war. Während ich im Schiff herumlief, sah ich immer wieder Rekruten, die einfach nur dasaßen, die Augen geschlossen und langsam nickend. Sie hörten Musik oder sahen sich einen Film an oder etwas in der Art. Sie erlebten irgendeine Aufzeichnung, die nur ihrem Gehirn abgespielt wurde. Ich hatte es schon selber getan. Bei der Suche in den Systemen des Schiffes war ich auf eine Sammlung sämtlicher Looney Tunes gestoßen, die jemals geschaffen wurden, sowohl während der klassischen Warner-Epoche als auch später, als die Figuren Public Domain geworden waren. Eines Abends brachte ich mehrere Stunden damit zu, mir anzuschauen, wie Karl der Kojote in die Luft gesprengt oder von Felsbrocken erschlagen wurde. Ich hörte erst damit auf, als Maggie verlangte, dass ich mich entweder für sie oder für den Road Runner entschied. Ich entschied mich für sie. Schließlich konnte ich den Road Runner jederzeit haben. Ich hatte Arschloch angewiesen, sämtliche Zeichentrickfilme runterzuladen.
    Freundschaften schließen war etwas, das ich ausgiebig tat. Alle Mitglieder der Alten Scheißer wussten, dass unsere Gruppe bestenfalls vorübergehenden Bestand hatte. Wir waren nicht mehr als sieben Menschen, die der Zufall zusammengeworfen hatte, in einer Situation, in der niemand auf Dauerhaftigkeit hoffen konnte. Aber in der kurzen Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften, wurden wir zu Freunden, sogar zu engen Freunden. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich Thomas, Susan, Alan, Harry, Jesse und Maggie schließlich so nahe stand wie allen anderen, die ich in der zweiten Hälfte meines »normalen« Lebens gekannt hatte. Wir wurden zu einer Art Familie, in der sich sogar die üblichen
kleinlichen Streitereien abspielten. Wir kümmerten uns umeinander, und das brauchten wir dringend in einem Universum, das uns nur Gleichgültigkeit entgegenbrachte oder nicht einmal wusste, dass wir überhaupt existierten.
    Wir knüpften starke Bindungen. Und wir hatten es sogar schon getan, bevor wir von den Wissenschaftlern der Kolonien mit biologischen Mitteln dazu gedrängt wurden. Während sich die

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