Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
Hand.
»Ja, Thompson?«, sagte Ruiz. Entweder hatte er sich die Namen sämtlicher Rekruten eingeprägt, oder sein BrainPal stellte ihm diese Information zur Verfügung. Ich wollte mir kein Urteil anmaßen, welche Mutmaßung zutreffend war.
»Master Sergeant, wir mussten die Strecke rennen, weil jeder von uns Ihnen einen Grund zur Verachtung gibt!«
»Ausgezeichnete Antwort, Thompson. Aber sie ist nur zum Teil richtig. Ihr musstet zwanzig Kilometer in einer Stunde laufen, weil ihr es könnt. Selbst die Langsamsten von euch haben die vorgegebene Zeit um nur zwei Minuten unterboten. Das bedeutet, dass jeder Einzelne von euch Scheißern ohne Training, ohne die geringste echte Anstrengung dasselbe leistet wie olympische Goldmedaillengewinner auf der Erde.
Und wisst ihr auch, warum das so ist? Ist es euch klar? Es ist so, weil keiner von euch mehr menschlich ist! Ihr seid viel besser! Ihr wisst es nur noch nicht. Scheiße, ihr habt eine Woche damit verplempert, zwischen den Wänden eines Raumschiffs herumzuhüpfen, und ihr habt wahrscheinlich immer noch nicht kapiert, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid. Nun, meine Damen und Herren, das wird sich jetzt ändern. In der ersten Woche eurer Ausbildung geht es nur darum, zu glauben , wozu ihr in der Lage seid. Und ihr werdet glauben! Euch bleibt gar keine andere Wahl!«
Dann rannten wir 25 Kilometer in Unterwäsche.
Fünfundzwanzig Kilometer laufen. Hundert Meter in sieben Sekunden rennen. Aus dem Stand zwei Meter senkrecht in die Luft springen. Einen Satz über zehn Meter breite Gräben machen. Zweihundert Kilo schwere Gewichte stemmen. Aberhundert Kniebeugen, Liegestütze und Klimmzüge. Wie Ruiz gesagt hatte, war es gar nicht so schwer, all diese Leistungen zu vollbringen, sondern zu glauben , dass wir sie schaffen konnten. Immer wieder versagten Rekruten, weil sie irgendwann die Nerven verloren. Dann machten sich Ruiz und seine Assistenten über diese Leute her und schüchterten sie so lange ein, bis sie es schafften (und ließen mich dann Liegestütze machen, weil ich oder meine Truppführer unsere Leute nicht hinreichend eingeschüchtert hatten).
Jeder Rekrut – jeder – hatte seinen oder ihren Moment des Zweifels. Meiner kam am vierten Tag, als sich die 63. Kompanie rund um den Swimmingpool der Basis versammelt hatte, jeder mit einem fünfundzwanzig Kilo schweren Sandsack im Arm.
»Was ist der größte Schwachpunkt des menschlichen Körpers?«, fragte Ruiz, während er langsam um die Kompanie herumging. »Es ist nicht das Herz oder das Gehirn oder die Füße oder irgendetwas anderes, was ihr jetzt denkt. Ich sage euch, was es ist. Es ist das Blut, und das ist eine schlechte Neuigkeit, weil sich das Blut überall im Körper befindet. Es transportiert Sauerstoff, aber es transportiert auch Krankheiten. Wenn ihr verwundet seid, gerinnt das Blut, aber häufig nicht schnell genug, um euch vor dem Tod durch Verbluten zu bewahren. Obwohl man in diesem Fall in Wirklichkeit an Sauerstoffmangel stirbt. Weil nicht mehr genug Blut im Körper ist. Stattdessen fließt es aus euch heraus und versickert im Boden, wo es euch nichts mehr nützt.
Die Koloniale Verteidigungsarmee hat in ihrer göttlichen Weisheit entschieden, völlig auf normales menschliches Blut zu verzichten. Es wurde durch SmartBlood ersetzt. SmartBlood besteht aus Milliarden Robotern in Nanometergröße, die all das machen, was Blut macht, nur viel besser. Es ist nicht organisch, also ist es keinen biologischen Risiken ausgesetzt. Es kommuniziert mit eurem BrainPal, sodass es innerhalb von Millisekunden gerinnen kann. Ihr könntet ein komplettes Bein verlieren, ohne dass ihr daran verbluten würdet. Viel wichtiger ist für euch im Moment die Tatsache, dass jede ›Zelle‹ SmartBlood viermal so viel Sauerstoff aufnehmen kann wie natürlich rote Blutkörperchen.«
Ruiz blieb stehen. »Das ist für euch deshalb so wichtig, weil ihr alle gleich mit dem Sandsack in den Pool springen werdet. Ihr werdet zu Boden sinken. Und dort werdet ihr mindestens sechs Minuten lang bleiben. Sechs Minuten unter Wasser reichen aus, um einen durchschnittlichen Menschen zu töten, aber jeder von euch kann es mindestens so lange aushalten, ohne eine einzige Gehirnzelle zu verlieren. Um euch einen Anreiz zu geben, lange genug unten zu bleiben, wird der erste von euch, der auftaucht, eine Woche lang zum Latrinendienst verdonnert. Und wenn dieser Rekrut vor Ablauf der sechs Minuten auftaucht, dann sagen wir einfach, dass jeder von
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