Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
gegen ihn gewandt und die Familie und die Freunde des Doktors getötet, bis Schöpfer und Geschöpf schließlich in einer Verquickung ihrer Schicksale gemeinsam untergegangen
waren. Die Parallelen zwischen dem Monster und der Spezialeinheit waren offensichtlich.
Andererseits … Während Jared darüber nachdachte, ob es das Schicksal der Spezialeinheit war, von den Naturgeborenen genauso wie das Monster von seinem Schöpfer missverstanden und geschmäht zu werden, erinnerte er sich seine kurze Begegnung mit Lieutenant Cloud. Er hatte jedenfalls nicht den Eindruck erweckt, dass er Angst oder Abscheu gegenüber Jared empfunden hätte. Er hatte ihm sogar die Hand gereicht, eine Geste, die Victor Frankenstein seinem Geschöpf verweigert hatte. Jared machte sich auch Gedanken darüber, dass Victor Frankenstein zwar der Schöpfer des Monsters war, aber sein Schöpfer – Mary Shelley – ganz offenkundig Mitleid mit dem Monster hatte. Der reale Mensch in dieser Geschichte war eine komplexere Persönlichkeit als der literarische und eher dem Geschöpf zugeneigt als seinem künstlerischen Urheber.
Darüber dachte er eine ganze Minute lang nach.
Gierig suchte Jared nach Links zum Text und stieß bald auf die berühmte Kinofilmversion von 1931, die er mit zehnfacher Geschwindigkeit verschlang. Doch am Ende war er zutiefst enttäuscht, denn Shelleys tragische, wortgewandte Kreatur war durch ein trauriges, herumwankendes, grunzendes Ungeheuer ersetzt worden. Jared sah sich weitere Verfilmungen im Schnelldurchlauf an, doch seine Enttäuschung wurde immer größer. Das Monster, das er im Text kennengelernt hatte, war kaum in einem dieser Machwerke wiederzufinden, nicht einmal in den Versionen, die dem Original ein Lippenbekenntnis leisteten. Frankensteins Monster war zu einem Witz verkommen, und Jared gab es auf, nach weiteren Verfilmungen zu suchen, bevor er am Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts angelangt war.
Dann verfolgte er eine andere Spur und suchte nach weiteren Geschichten über künstlich erschaffene Wesen. Er lernte Freitag, R. Deneel Olivaw, Data und HAL kennen, den Maschinen-Menschen, Astro-Boy, die verschiedenen Terminator-Versionen, Channa Fortuna, Joe den Robot Bastard und alle möglichen anderen Droiden, Roboter, Computer, Replikanten, Klone und genetisch manipulierte Kreaturen, die genauso in die Nachfahrenreihe von Frankensteins Monster gehörten wie er selbst. Neugierig geworden, ging Jared daraufhin in der Zeit zurück und gelangte von Shelley zu Pygmalion, dem Golem, dem Homunkulus und Automatenmenschen.
Er las oder sah die traurige und häufig gefährliche Humorlosigkeit, die viele dieser Geschöpfe an den Tag legten, was sie in den meisten Fällen zu bedauernswerten oder komischen Gestalten machte. Nun verstand er, warum Brahe so empfindlich auf das Thema Humor reagierte. Darin steckte die Vorstellung, dass die Spezialeinheit von Naturgeborenenen immer wieder falsch dargestellt wurde – zumindest dachte Jared das, bis er nach Literatur oder Unterhaltungsfilmen suchte, in denen Soldaten der Spezialeinheit als Hauptfiguren auftraten.
Es gab keine. In der Kolonialen Ära wimmelte es von unterhaltsamen Produktionen über die Koloniale Verteidigungsarmee und ihre militärischen Feldzüge – vor allem die Schlacht um Armstrong war ein ständig wiederkehrendes Thema -, aber nirgendwo gab es auch nur den leisesten Hinweis auf die Spezialeinheit. Am nächsten kam der Sache noch eine Serie von primitiven Romanen, die auf der Rama-Kolonie veröffentlicht worden waren. Darin ging es um die Abenteuer einer geheimen Streitmacht aus übermenschlichen Sexsoldaten, die eine fiktive Alienspezies besiegten, indem sie wild mit ihnen kopulierten, bis die Aliens schließlich kapitulieren mussten.
Jared, der sich bis zu diesem Zeitpunkt eher der reproduktiven Funktion des Sex bewusst gewesen war, fragte sich, wie jemand auf die Idee kommen konnte, auf diese Weise einen Feind besiegen zu können. Er gelangte zu dem Schluss, dass ihm vermutlich irgendeine wichtige Information über diese Sexangelegenheit entgangen war, und beschloss, später Brahe danach zu fragen.
Bis dahin stand er vor dem Rätsel, warum die Spezialeinheit überhaupt nicht existierte, wenn man nach den medialen Darstellungen ging, die in den Kolonien kursierten.
Das war vielleicht ein Thema für einen anderen Abend. Jared brannte darauf, seine Erkenntnisse mit seinen Kameraden zu teilen. Er holte seine Daten aus dem Speicher und schickte sie den
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