Krieg der Kulturen (German Edition)
Tassen Kaffee und kleine Leckereien für uns
lagen. Max hatte ihn bestellt, während er eincheckte.
Sie sprach mich in einem schnellen, amerikanischen
Dialekt an und bat mich um eine Einladungskarte für
meine Ausstellung. Daraufhin erwiderte Max, dass wir
leider selbst auf diesem Gebiet wie Fremde sind, es lag
alles in der Hand der Galeristin, wen sie einlud.
Wir kannten sie nur vom Telefonieren her, gesehen hatten
wir sie beide noch nie.
Der Kaffeetrick zog bei mir jedes Mal und das wusste Max.
Er wollte mich mit diesen aromatischen Düften wieder
zum Leben erwecken, um mit Pita und dessen Freundin
das Nachtleben von New York gemeinsam zu genießen.
„Ist der Kaffee stark genug?", fragte er mich mit leiser
Stimme.
„Ja, er weckt Tote auf.“ Meinen Kaffee schlürfte ich rasch
herunter, um anschließend ins Bad zu gehen und mir den
ekeligen Staub vom Körper zu duschen.
Natürlich musste ich mir auch meine Haare gut
durchkämmen, sie klebten ein wenig, zum Waschen blieb
mir keine Zeit mehr.
Die Dusche mit ihrem schmalen Sitz, auf dem ich beengt
meinen Körper zusammenraffte, um sitzen zu können, sah
durch die Spiegelfliesen viel größer aus, als sie war.
„Bist du fertig?", fragte Max ungeduldig.
Um einer langen Diskussion aus dem Wege zu gehen, sagte
ich ihm, dass ich nur noch meine Haare in Form bringe, er
aber schon vorgehen sollte.
„Ich warte selbstverständlich auf dich.“
Und schon klopfte es an unserer Tür. Es war Pita mit
seiner Freundin und die Dame von der Rezeption, die mir
eine Nachricht von der Galeristin gab.
„Hi Chloé, das ist Angie, meine Freundin aus Kalifornien.“
Angie grüßte zurück und sagte uns, dass in einigen
Zeitschriften, TV-Sender und im Radio schon von der
Ausstellung einer Deutschen in New York berichtet wurde.
„Aber wir wollen erst einmal die Stadt genießen und alles
was dazugehört, sowie am frühen Morgen uns das Modern
Art ansehen, um am Abend fit für Chloésies Ausstellung zu
sein, worauf sie sich schon riesig freut und tagelang nicht
mehr schlafen konnte“, sagte Max.
Wir liefen mit Max zwei und seiner Freundin durch die
Straßen von New York, es perlt, summt und hupt, die
Stadt ist immer in Bewegung.
Es gehört zur Widersprüchlichkeit New Yorks, dass es nicht
nur in die Zukunft weist, sondern auch die Vergangenheit
bewahrt, die den meisten Deutschen kaum noch ein
Begriff ist. Sie ist eine Stadt der Tante-Emma-Läden, eine
Stadt, in der in jedem Häuserblock ein Schuster und ein
Schneider ihre Werkstätten haben und Supermärkte sowie
Apotheken dem Kunden ihre Ware ins Haus lieferte.
Wir sind mitten in Manhattan, wo wir französisch,
italienisch, japanisch, irisch oder chinesisch essen können,
wir finden alles vor der Tür und das meiste ist täglich rund
um die Uhr geöffnet.
Wir schlenderten durch die Straßen, aßen bei einem
Italiener, tranken Sekt beim Franzosen und kamen an
einem Jazzschuppen nicht vorbei. Da es Max'
Lieblingsmusik ist, schauten wir hinein. Er liebte die alten
Jazz-Musiker, auch ich mag diese Musik. Kaum den Kopf in
die Tür gesteckt, kam schon ein Blumenjunge zu uns
herüber und gab mir eine rote Rose, für die er nichts
wollte, sondern lächelte mich nur an und meinte; „For a
beautiful Lady“, an unserer Kleidung erkannte er uns als
Deutsche, da diese immer artig gekämmt und anständig
gekleidet herum liefen. Also lächelte ich zurück, wobei
kurz danach mein Blick sich wieder zur Musik richtete.
Noch im Augenwinkel streifte ich kurz den Nachbartisch,
wo zwei junge Girls in bunten Klamotten saßen und sich
mit einer Handvoll Touristen amüsierten. Es war eine sehr
schöne und warme Nacht. Der Sommer meinte es in
diesem Jahr sowieso sehr gut mit uns allen, schließlich
waren überall auf der Erdkugel große Hitzewellen und die
Temperaturen wollten nicht sinken. Spätestens da freute
ich mich wieder auf unser gut klimatisiertes Zimmer, in
dem wir tagsüber schlafen können.
Vorher zeigte uns Pita noch den Central Park, während
seine Freundin sich von uns verabschiedete.
Der Central Park ist die menschlichste Seite von New York.
Ihn zu erleben verwirrt mehr als erhellt, hier hat sich die
Seele der Stadt und des Landes etabliert, wo die
Obdachlosen, die unter Zeitungspapier auf den Bänken
schliefen, das Liebespaar, das sich hier ein Baumhaus
gebaut hatte, die Vogelfreunde, die uns signalisierten,
doch bitte still zu sein und ein paar stattliche Damen,
welche ich für Dirnen hielt, entpuppten sich später als
Polizisten in
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