Krieg der Kulturen (German Edition)
endlich
nachgab und bei mir blieb, um den Tee gemeinsam zu
genießen.
Wir sprachen über die schrecklichen Attentate in Rom,
Madrid und Mailand, wo die Menschen attackiert wurden.
Aber auch über die Gewalt und Brutalität der letzten
Monate, die immer mehr an Schärfe zunahmen. Das
Schlimme dabei war, dass die Menschen nur sprachlos
zusahen und sich jeder selbst der nächste war.
Selbst ich verschwendete nie einen Gedanken an Terror,
Gewalt oder irgendwelche Familiendramen, wie sie sich in
Berlin oft zutrugen. Erst nach diesen Ereignissen, die mir
große Angst einjagten stellte sich mir noch dringender die
Frage, wie viel mir eigentlich mein eigenes Leben
bedeutet oder das von Max, meinen Verwandten oder
meinen Eltern.
Mit ernster Miene sah ich zu, wie er genüsslich seinen
aromatischen Tee austrank und sich ohne viele Worte
wieder in sein Arbeitszimmer setzte. Die Tür war
angelehnt, wobei ich ihn sehr nervös mit den Fingern auf
seiner Tischplatte klopfen hörte, so als würde er auf
etwas warten.
Mel kam herein: „Wir haben eine Nachricht von der
Zentrale erhalten, Mr. Max. Ihr Klient hat seine
Privatnummer durchgegeben und möchte ein Treffen
vereinbaren. Wir haben die Nummer gecheckt, sie ist
sauber“, sagte er und gab Max einen Zettel.
„Sie können den Apparat in ihrem Büro hier benutzen, er
ist abhörsicher.“
„Danke Mel“, sagte Max sichtlich erleichtert und ging in
„sein“ Zimmer.
Alleingelassen griff ich mir den Kater, setzte ihn im
Schlafzimmer auf den Boden, wo er es sich sofort
gemütlich machte und wühlte in meinen DVDs.
Es war inzwischen Mitternacht, also sah ich mir noch eine
DVD über Australien an, um mich von allem abzulenken.
Durch die bequeme Lage im Bett fielen mir des Öfteren
die Augen zu. Als es plötzlich mächtig knallte, war ich
sofort hellwach, fast zu Tode erschrocken und befand
mich auf dem Fußboden.
Nach ein paar Schrecksekunden hievte ich meinen
schweren Körper langsam wieder hoch, um mir wenigstens
noch den Rest von Australien anzusehen.
Dann hörte ich nur noch ein Poltern und dumpfe
Geräusche aus Maxs Büro kommen, so als wären Akten
herunter gefallen, nur nachsehen wollte ich nicht,
schließlich sollte ich ihn nicht stören.
Letztendlich schaute ich doch nach, da mich die
Neugierde einfach nicht in Ruhe ließ.
„Würdest du mich morgen früh bitte wecken?“
War das einzige was mir als Ausrede einfiel.
Schnell warf ich einen Blick in sein Zimmer. Auf dem
Tisch, unter dem Tisch, auf dem Fußboden, überall lagen
Akten durcheinander gewürfelt, die die Agentur aus seiner
Berliner Kanzlei Roth & Co. nachgeschickt hatte. Er
schaute mich nur fragend an, hauchte mir ein Küsschen zu
mit den Worten, „ich liebe dich und vergesse nicht dich zu
wecken.“
Die ersten Sonnenstrahlen am frühen Morgen lugten durch
mein halb geöffnetes Fenster mitten aufs Bett.
Max schlief wie ein Murmeltier. Schließlich hatte er sich
die ganze Nacht um die Ohren geschlagen.
Er merkte nicht einmal, wie ich mich über ihn beugte, mit
ihm schmuste, ihn hinter seine Ohren kraulte und seine
kleine Nase hin und her bewegte.
Erst als der Wecker vor seinem Bett mit einem widerlichen
grellen Ton schellte, öffnete er seine Augen und meint zu
mir, „Guten Morgen mein Liebling.“
Das sagte er nur dann, wenn etwas Überraschendes
anstand. Danach wollte ich ihn aber nicht schon am frühen
Morgen fragen.
„Guten Morgen“, konnte ich gerade noch sagen, dann
huschte er schon ins Bad.
Während ich die Kaffeemaschine in Gang setzte, führte
Max seine frühmorgendliche Badkosmetik durch. Wie
gewöhnlich, wenn die Zeit drängte, zog er sich in der Eile
meistens zwei verschiedenartige Socken an, „Trottel“,
flüsterte ich leise und meinte dann zu ihm, „schaue dich
doch noch einmal im Spiegel an und sage mir, welche
Socken du trägst.“
„Ich sehe einen müden Mann und ups, die Socken.“
Na, endlich bemerkte er es, zog sie aus und suchte dann
nach einem gleichen Paar in seinen unaufgeräumten
Schrank.
Nach ein paar Minuten fing er wiederum an zu suchen,
fragte mich total aufgelöst nach seinem Terminkalender,
als ob ein Geheimnis darin verborgen war. Er suchte
intensiv die gesamte Wohnung danach ab, bis er ihn
endlich unter seinem Bett voller Erdnusskrümel und
klebrige Bonbons fand.
„Ah, jetzt weiß ich endlich, woher die vielen Krümel im
Bett waren.“
„Nicht von mir“, sagte ich mit gekreuzten Fingern hinter
meinem Rücken zu ihm.
„Wenn du so schaust, wie jetzt, bist du auch
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