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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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von Westwind erreicht.« Die ältere Ratsherrin rieb sich einen Augenblick die Stirn, dann ließ sie die Arme auf den alten Tisch aus Schwarzeichenholz sinken, der mitten im Ratssaal stand. Das leise Rauschen der Brandung unterhalb der Schwarzen Residenz wurde vom Frühlingswind durch die halb geöffneten Fenster in den Raum getragen.
    »Die Straße macht mir weniger Sorgen als die Truppen, die vor ihrem Bau den Weg freikämpfen«, meinte der Mann mit dem schütteren Haar.
    »Ryltar … die Straße ist der Schlüssel für größere Truppenbewegungen und den Handel, der darauf folgt. Wenn die Straße fertig ist, wird sie den einzigen direkten Zugang zu Sarronnyn bilden.«
    Die dritte Ratsherrin schürzte die schmalen Lippen und hustete. »Die Sarronnesen haben bis jetzt schon beinahe zweitausend Soldaten verloren.«
    »Die Spidlarer haben doppelt so viele verloren und dort haben die Weißen drei Städte dem Erdboden gleichgemacht, ohne dass wir eingegriffen hätten«, bemerkte Ryltar trocken. »Wir können heute nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen, wo Diev gelegen hat.«
    »Damals hatten wir nicht viel, mit dem wir hätten eingreifen können.« Die ältere Frau, schwarzhaarig und breitschultrig, schüttelte den Kopf.
    »Wie immer darauf bedacht, dass wir streng bei der Wahrheit bleiben, Claris«, erwiderte Ryltar lächelnd.
    »Euer Gerede macht mich noch ganz krank, Ryltar«, erklärte die jüngere Frau. »Der entscheidende Punkt ist, dass Fairhaven einen weiteren Schritt getan hat, um den großen Plan zur Eroberung ganz Candars, den Cerryl der Große sich ausgedacht hat, zu verwirklichen. Die Frage ist, wie wir darauf reagieren wollen.«
    »Ach, ja. Der große Plan, von dem wir seit so vielen Jahrzehnten immer wieder hören. Danke, dass Ihr mich daran erinnert habt, Jenna.«
    »Ryltar, nun bleibt doch einmal ernst.« Jenna unterdrückte mit Mühe ein Seufzen.
    »Ich bin völlig ernst. Warum stellen wir uns nicht den Fakten? Zunächst einmal erhebt sich doch die Frage, wie die Weißen Magier uns gefährlich werden könnten, selbst wenn ihnen ganz Candar in die Hände fiele. Zweitens haben wir keine ausgebildeten Truppen, die wir nach Sarronnyn schicken könnten. Ohne Wehrpflicht können wir eine solche Truppe nicht ausheben und die Wehrpflicht würde uns stärker bedrohen, als Fairhaven es je vermag.« Ryltar wandte sich an Jenna. »Nun sagt mir, in welcher Weise wird Recluce bedroht? Was könnte Fairhaven uns anhaben?«
    »Unsere Basis der Ordnung zerstören oder so weit erschüttern, dass die Schiffe uns nicht mehr verteidigen können.«
    »Oh, habt Ihr schon wieder mit dem alten Gylart gesprochen?«
    »Ich glaube nicht, dass Gylarts Alter zwangsläufig die Logik seiner Überlegungen beeinträchtigt«, warf Claris ein. »Jenna – oder Gylart – hat durchaus Recht. Die Weißen erzeugen eine Art ›gezähmter‹ Ordnung, um ihre Chaos-Macht zu verstärken. Wenn sie erst ganz Candar eingenommen haben, wer soll sie dann daran hindern, Hamor zu erobern? Oder wer soll die Hamoraner davon abhalten, dem Beispiel der Weißen zu folgen? Und wie wird sich das auf Eure ertragreichsten Handelsrouten auswirken, Ryltar?«
    »Wir reden hier über eine Entwicklung, die Jahrhunderte dauern kann. Im Übrigen möchte ich auf mein Argument von vorhin zurückkommen. Was können wir denn schon tun?«, fragte Ryltar lächelnd.

 
III
     
    » Z ieht das Banner auf«, befahl der Kapitän. Kurz darauf flatterte an der Stange über dem eisernen Ruderhaus der schwarze Ryall auf weißem Hintergrund. »Sieht nach einem lydischen Händler aus.« Hyntal wandte sich an die beiden Ingenieure. »Wir setzen uns einen Augenblick neben ihn und dann wollen wir mal sehen, ob Ihr, Bruder Pendak, etwas spüren könnt.«
    Pendak nickte.
    »Kapitän! Sie drehen ab! Sie versuchen, vor dem Wind zu segeln.«
    »Schilde!«, knurrte der Kapitän. »Aber nur zwischen ihnen und uns.«
    »Verdammt«, murmelte Pendak.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Justen.
    »Nein, im Augenblick nicht.«
    Justen konnte spüren, wie anstrengend es für Pendak war, die Schilde aufzubauen, die den Lydiern den Blick auf die Llyse versperrten.
    »Ein viertel Strich Steuerbord.«
    »Ein viertel Strich Steuerbord«, wiederholte die Frau am Ruder.
    Die Llyse drehte sich in den Wind und die schweren Turbinen heulten unter den polierten Deckplanken. Draußen auf Deck war das Geräusch jedoch so leise, dass Justen die Zunahme der Leistung eher mit den Sinnen als mit dem Gehör wahrnahm.

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