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Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
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Christenmensch. Rupert ist Pullane, Sohn
eines französischen Kreuzfahrers und einer Griechin, geboren und aufgewachsen
in Tripoli. Gebräunt von der Sonne Arabiens, aber in den Wassern des Jordan
getauft auf den Namen des Herrn.«
    Auf einen Wink Ofterdingens nahm Rupert seinen Turban vom Kopf, und
ein sandblonder Schopf kam zum Vorschein. Einige Damen applaudierten, als hätten
die beiden soeben eine Zauberei vorgeführt; die wundersame Verwandlung eines
Morgenländers in einen Abendländer.
    »Dann bitten wir Euren Gefolgsmann, das Misstrauen meiner Ritter zu
entschuldigen«, sagte Hermann. »Aber die meisten von ihnen haben mich damals
auf meinen Wallfahrten ins Heilige Land begleitet und haben von den Ungläubigen
viel hinnehmen müssen. Ganz zu schweigen von den vielen, die wir zurückgelassen
haben. Sobald sie etwas an die Sarazenen erinnert …«
    »Ich wäre der Erste, der Rupert den Kopf abschlüge und den Krähen
zum Fraß vorwürfe! Ich habe doch auch vor Akkon gekämpft, Seite an Seite mit
Walther hier, im Heer des fünften Leopolds, und niemand könnte diesen
verschlagenen Sarazenenteufeln einen blutigeren Tod wünschen als wir. Niemand
hat in der Tat diesen verschlagenen Sarazenenteufeln einen blutigeren Tod
beschert als wir beide! Ist es nicht so, Walther? Walther? Er hört mich nicht.«
    »Wird uns Euer Rupert denn morgen bei den Zweikämpfen die Ehre
erweisen vorzuführen, wie man in Palästina kämpft? Ich könnte mir vorstellen,
dass es einem unserer Knappen gefallen könnte, den Orient herauszufordern.«
    Ofterdingen wechselte einen Blick mit Rupert und erwiderte dann:
»Rupert wird selbstverständlich keine Forderung unbeantwortet lassen und die
Gelegenheit nutzen, dem Hof seine Künste zu präsentieren. Auch mich juckt es in
den Fingern, wenngleich ich einräumen muss, mit dem Alter ein miserabler
Kämpfer geworden zu sein.«
    Die Erwähnung des Turniers nahm der Landgraf zum Anlass, jene Ritter
vorzustellen, die bereitstanden, sich am nächsten Tag mit den ritterlichen Sängern
zu messen: »Günther von Schlotheim, Reinhard von Mühlberg, Franz von
Eckartsberga, Gerhard Atze – seiner Wunde zum Trotz, wacker! –, Egenolf von
Bendeleben, Eckart von Wartburg.« Die Genannten erhoben sich von ihren Plätzen.
Die Sänger, die sich der Herausforderung stellen wollten – Wolfram, Walther,
Biterolf und Ofterdingen –, taten es ihnen gleich, und man neigte den Kopf
voreinander mit dem gleichen erwartungsvollen Lächeln, das Gegnern in einem
freundschaftlichen Wettkampf gebührt.
    Sophia verlangte, nun endlich, nach all den Begrüßungen und
Ankündigungen, Gesang hören zu dürfen. Hermanns Tafelrunde stimmte also einen
Chorus an: das musterhafte Falkenlied des Kürenbergers, des Ersten ihrer Kunst.
Alle Anwesenden verstummten und ließen Becher und Speisen sinken, und die Dienerschaft
trat keinen Schritt mehr, sodass das Knacken der Feuer das einzige Geräusch
neben dem Lied vom Falken war. Jeder der sechs Sänger war deutlich auszumachen – von Reinmars heller Stimme bis Wolframs düsterem Bass –, und hier und da
wurden Worte anders ausgesprochen, aber dennoch ergaben die Stimmen, wie
Hermann es ersehnt hatte, ein Ganzes. Bei einer Messe
hätte es nicht feierlicher sein können. Biterolf traten die Tränen in die
Augen. Einige der Damen bedeckten ihren Mund mit der Hand oder mit einem Tuch,
um ihre Rührung zu verbergen und störende Seufzer einzuschließen. Nachdem der
letzte Ton verklungen war, blieb es einige Herzschläge lang still, bis die
Ritter ihrem Beifall Luft machten, indem sie mit den flachen Händen auf die
Tischplatten schlugen und Lobesrufe ausstießen.
    Zwei weitere Lieder in makelloser Harmonie folgten. Reinmar sprach
sein Bedauern aus, dass man so ganz ohne Vorbereitung nur allzu bekannte Weisen
singen könne, die allen geläufig waren; in Windeseile könne man dem Landgrafen
aber ein gänzlich neues Lied schreiben, einstudieren und vortragen. Hermann
nahm den Alten beim Wort und räumte den Sängern eine Zeitspanne von zwei
Rosenkränzen ein, ein nie zuvor gehörtes Lied zu verfassen. Anstatt sie aber in
einen anderen Raum zu bitten, verfügte er, ihnen für diese Frist den Festsaal
zu überlassen. Niemand protestierte. Binnen Kurzem war der Saal geräumt, und
die sechs waren unter sich.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Ofterdingen und erhob sich, um seinen Becher
mit Wein von der Tafel der Knappen zu füllen.
    »Also, was für ein Lied soll es werden?«, fragte Reinmar.

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