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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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den ganzen Spaß in Hinsicht auf den unerwarteten, recht weitverbreiteten und seltsam uneindämmbaren Smatter-Ausbruch zu überlassen. Auppi hatte beschlossen, das Schiff Blitzerator zu nennen, was selbst ihr ein wenig kindisch erschien, aber sie blieb dabei.
    Auppi und das Schiff blitzten so viel von dem Hegschwarm weg, wie sie finden konnten– sie fegten den Egoistischen Staub vom Himmel. Dabei begab sich Auppi in echte Lebensgefahr. Seit Tagen hatte sie nicht mehr als einige Minuten geschlafen und begann sich allmählich mehr wie eine Maschine zu fühlen, weniger wie eine voll funktionsfähige und recht attraktive Menschenfrau. Und wenn schon; es gefiel ihr.
    Es gab immersive Schießspiele, die ebenso gut wie dies waren– in mancher Beziehung sogar noch besser–, und Auppi hatte sie alle gespielt. Doch diese Sache hatte den Spielen gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Sie war real.
    Eine unglückliche Kollision mit einem Felsen oder Stein, mit Granulat oder auch nur einem sandkorngroßen Teil der gegenwärtigen Infektion, und sie konnte von Glück sagen, wenn sie am Leben blieb. Ähnliches galt für die Waffen, die ein Teil des Schwarms entwickelt hatte. (Das allein war besorgniserregend genug: dass sich der Hegschwarm entwickelte, sich selbst mit Waffen ausstattete.) Bisher konnten es jene Waffen nicht mit einer voll ausgerüsteten und vorbereiteten Angriffseinheit der Kultur aufnehmen, und das galt auch für das Modul, in dem sich Auppi befand, auch wenn es aus dem zivilen Transport stammte. Was jedoch nichts am Gefahrenfaktor änderte: Eine unglückselige Kombination von Ereignissen konnte Auppi von einem Augenblick zum anderen in Plasma verwandeln oder sie zu rotem Staub zerblasen.
    Sie, Lanyares und die anderen glaubten, dass das Wissen um diese Tatsache der ganzen Erfahrung etwas hinzufügte. Vor allem Entsetzen. Aber auch zusätzliche Aufregung, Begeisterung, wenn man eine Konfrontation lebendig überstand, und ein Gefühl, das man in einer Simulation nie bekam: das Gefühl, wirklich etwas geleistet und zustande gebracht zu haben.
    Zu Beginn des Ausbruchs hatte die Restoria-Mission in der Tsungarialischen Scheibe mehr als sechzig Menschen umfasst, und sie alle hatten sich freiwillig zum Einsatz gemeldet. Sie hatten das Los entscheiden lassen, wer die vierundzwanzig zur Verfügung stehenden Mikroschiffe fliegen sollte. Bisher waren zwei der kleinen Schiffe beschädigt worden, hatten aber für die Reparatur zurückkehren können. Kein einziger Mensch war verletzt, vermisst oder gar getötet.
    Die Menschen hatten Simulationen laufen lassen und alle Möglichkeiten überprüft, waren dabei zu dem Schluss gelangt, dass sie eine Chance von vier zu eins hatten, dies alles unbeschadet zu überstehen, vorausgesetzt der Ausbruch entwickelte sich wie vorgesehen.
    Doch das war nicht der Fall. Sie dachten nicht einmal daran, die Sache sofort zu melden, denn die ursprüngliche kleine Smatter-Infektion war interessant gewesen, eine Untersuchung wert. Einen Tag später, als ihnen klar wurde, dass es um etwas Ernstes ging, hatten sie ihren Vorgesetzten und Hilfsangeboten aus der Ferne versichert, dass sie damit fertigwerden konnten; in einem Tag würde alles vorbei sein, bevor sich jemand auf den Weg machen konnte, und außerdem befand sich niemand nur eine Tagesreise entfernt.
    Es dauerte länger als einen Tag, aber bis dahin waren sie noch zuversichtlicher geworden, den Kniff herauszuhaben und zu wissen, wie sie vorgehen mussten. Zwei Tage, dachten sie. Oder vier. Ganz bestimmt in sechs. Inzwischen waren sie bei Tag acht oder neun, und der verdammte Ausbruch gab noch immer keine Ruhe. Ganz im Gegenteil: Er offenbarte Anzeichen von Entwicklung– hinsichtlich der Waffen, ob primitiv oder nicht–, und Auppi und die anderen wurden allmählich müde.
    Hinzu kam, dass ihre ach so zuverlässigen und laufend mit Updates versorgten Simulationen im Lauf der letzten Tage ihre Aussagen veränderten. Aus der ursprünglichen Wahrscheinlichkeit von vier zu eins, alles ohne Verluste zu überstehen, wurde eine Chance von drei zu vier und dann zwei zu drei, und alles steuerte– unvermeidlich, wie es schien– auf eins zu eins zu. Das war sehr ernüchternd gewesen. Natürlich handelte es sich nur um eine Simulation, um eine Voraussage, aber es war dennoch besorgniserregend. Die letzte Einschätzung betraf die Situation vor fünf Stunden. Vermutlich waren die Aussichten inzwischen ins Negative abgerutscht. Sie würden jemanden

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