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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Lauf der Äonen eindrucksvolle Höllen konstruiert, die nur selten mit anderen Jenseits-Versionen verbunden waren, ob höllischer Natur oder nicht, und unter strenger Beobachtung standen. Für gewöhnlich dienten sie nur dazu, den Schmerz der Leidenden mit Mitteln zu erhöhen, die ihren eigenen Völkern nicht eingefallen waren, oder die alten Methoden nicht von den vertrauten Dämonen, sondern von extra-scheußlichen anwenden zu lassen.
    Ganz langsam, vielleicht wegen der zufälligen Mischung der verschiedenen daran beteiligten Zivilisationen, entstand eine Art Netzwerk von Höllen, noch immer nur teilweise verbunden und mit Wechselwirkungen, die einer strengen Kontrolle unterlagen, und die Nachricht von ihrer Existenz und Beschaffenheit zog immer weitere Kreise.
    Mit der Zeit ergab sich Ärger daraus. Viele Spezies und Zivilisationen waren strikt gegen Höllen, von wem auch immer sie geschaffen waren. Es gab zahlreiche Stimmen, die sich prinzipiell gegen Folter aussprachen, und die Einrichtung von virtuellen Welten– traditionell die Gefilde totalen, uneingeschränkten Vergnügens–, die dazu dienten, intelligenten Lebewesen unsägliches Leid zu bescheren, galt nicht nur als falsch, sondern auch als pervers, sadistisch, schändlich und durch und durch böse. Anders ausgedrückt: Man hielt so etwas für unzivilisiert, und das war ein Wort, das die betreffenden Gesellschaften nur nach gründlichem Nachdenken verwendeten.
    Die Kultur hielt von Folter besonders wenig, ob im Realen oder im Virtuellen, und war bereit, ihren kurzfristigen und auch– so schien es zumindest– langfristigen Interessen zu schaden, um dieser Sache einen Riegel vorzuschieben. Ein solches rigoroses, kritisches und nichtpragmatisches Vorgehen überraschte manche Leute, die die Kultur zu kennen glaubten, aber es handelte sich um ein Charakteristikum, das seit Anbeginn dieser Zivilisation existierte, und deshalb konnte man es nicht einfach für eine moralisch-ethische Laune halten, die bald der Vergangenheit angehören würde. Über die Jahrtausende hinweg hatte die atypisch unflexible Haltung der Kultur die ganze metazivilisatorische Moraldebatte über solche Angelegenheiten ein Stück in den liberalen, altruistischen Bereich des ethischen Spektrums verschoben, und eine Konsequenz bestand darin, dass die Bedeutungen von Folter und Barbarei ganz dicht nebeneinanderrückten.
    Die Reaktionen waren vorhersehbar gemischt. Einige Zivilisationen, die bis dahin eigene Höllen unterhalten hatten, dachten nach, sahen alles ein und machten ihre Infernos dicht. Meistens waren es Völker, die von Anfang an keine große Begeisterung für dieses Konzept gezeigt hatten, und zu ihnen gehörten einige, die sich die Idee nur deshalb zu eigen gemacht hatten, weil sie fälschlicherweise glaubten, so etwas sei typisch für fortschrittliche Zivilisationen, und weil sie nicht für rückständig gehalten werden wollten.
    Einige Zivilisationen ignorierten die Aufregung und meinten, es ginge niemanden etwas an. Andere, für gewöhnlich solche, die jede Gelegenheit nutzten, in Rage zu geraten, brachten sich in vollen Hysteriemodus und klagten laut über Mobbing, ethischen Imperialismus, absolut unberechtigte kulturelle Einmischungen und Hetzerei, die an offene Feindseligkeit grenzte. Einige von ihnen ließen sich nach diesem Gezeter– und angemessener verstrichener Zeit– davon überzeugen, dass Höllen inakzeptabel waren. Aber nicht alle.
    Es gab weiterhin Höllen und auch die von ihnen hervorgerufene Zwietracht.
    Dennoch gelang es dann und wann, eine Zivilisation dazu zu bringen, Höllen zu schließen. Sie ließen sich zum Beispiel mit Technik oberhalb ihres derzeitigen Entwicklungsstandes bestechen, obwohl sich daraus problematische Präzedenzfälle ergaben, denn andere Völker konnten auf den Gedanken kommen, nur deshalb virtuelle Höllen einzurichten, um sich deren Aufgabe schließlich mit Technologie bezahlen zu lassen. Deshalb blieb es eine Strategie, die ebenso seltene wie vorsichtige Verwendung fand.
    Einige der militanteren altruistischen Zivilisationen versuchten, sich in die Höllen zu hacken, die ihren » barbarischeren« Nachbarn gehörten, um die darin gepeinigten Seelen von ihrem Leid zu befreien, aber daraus ergaben sich gewisse Folgen, und entsprechende Interventionen führten zu einigen kleinen Konflikten.
    Schließlich einigte man sich darauf, dass ein Krieg die beste Methode sei, um alles zu regeln. Die große Mehrheit der Protagonisten auf beiden

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