Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
abwarten, bis wir so schnell wie möglich neue Rüstungen bekommen! Wir brauchen sie jetzt. Sofort! Was haben wir denn, das uns vor einer feindlichen Attacke schützt, weil wir nach so einer großen Niederlage als schwach und verletzlich gelten? Was soll die Abscheulichen davon abhalten, gerade jetzt zuzuschlagen, als Vergeltung für die Zerstörung ihres Turms oder um uns davon abzuhalten, andere Nester anzugreifen? Wir brauchen unsere Torques. Die Familie muss geschützt werden. Sie muss wieder stark werden. Und dafür brauchen wir - einen neuen Anführer.«
Er starrte mich direkt an, seine Miene kalt und unnachgiebig. »Ich verlange, dass Edwin zurücktritt! Seine halbgaren Ideen und seine inkompetente Führerschaft hat uns schon zu viel gekostet. Er ist eine Bedrohung für uns alle. Er hat sich selbst als eine Niete im Feld erwiesen, hat es geschafft, dass die meisten seiner Leute getötet wurden und hat noch nicht einmal den Anstand, sich zu entschuldigen oder seine Fehler zuzugeben. Es ist Zeit, wiedergutzumachen, was er der Familie angetan hat und uns der traditionellen Kontrolle zu unterstellen. Wir müssen die Matriarchin wieder an die Macht bringen. Sie allein hat die Erfahrung, einen erfolgreichen Krieg zu führen.«
»Nein«, sagte ich knapp und meine Stimme brachte ihn verblüfft zu einem Halt. Alle Gesichter wandten sich wieder mir zu. Ich versuchte, den Ärger aus meiner Stimme zu verbannen. »Ist euer Gedächtnis wirklich so kurz? Die Matriarchin hat diese Familie betrogen. Habt ihr schon den Preis vergessen, den sie jeden von uns gezwungen hat, für die alte Rüstung zu zahlen? Den Tod eurer Zwillingsbrüder und -schwestern? All diese Babys, die dem Herzen geopfert wurden? Sie hat diese Praktik geduldet und vor euch geheimgehalten, weil sie wusste, dass ihr mit der Wahrheit nicht würdet leben wollen. Wollt ihr eure Seelen wieder verkaufen, so leicht? Ich werde dafür sorgen, dass die Torques, die ihr von Seltsam bekommt, kein Preisschild haben werden. Die Rüstung, die ihr von mir bekommt, werdet ihr mit Stolz tragen können.«
Ich sah Harry an. »Ich garantiere der Familie neue Torques. Kann die Matriarchin das tun? Kannst du's, Harry?«
»Also gehört Seltsam dann wohl dir?«, fragte Harry.
»Seltsam gehört niemandem«, erwiderte ich. »Aber er erkennt ein Arschloch, wenn er eines vor sich hat.« Ich sah wieder hinunter in das Meer der Gesichter vor mir. »Auf euch kommt's an. Trefft eure eigene Entscheidung. Lasst euch von niemandem sagen, was ihr zu tun habt, weder von der Matriarchin, noch von Harry, noch von mir. Ich kann euch nicht gegen euren Willen in den Krieg ziehen und ich würde es nicht tun, selbst wenn ich könnte. Ich bin nicht euer Patriarch, ich bin nur ein Drood, der tun will, was richtig ist. Dazu bin ich erzogen worden. Um den guten Kampf gegen alle Feinde der Menschheit zu führen.«
Es gab eine lange Pause, während der ich mein Herz in meiner Brust förmlich hämmern hören konnte. Ich hatte nichts weiter zu sagen. Und dann, einzeln oder zu zweit, applaudierte meine Familie und nahm damit meine Worte an. Sie beugten die Köpfe vor mir. Die Menge löste sich auf und ging ins Herrenhaus. Keine überwältigende Antwort, aber es würde reichen. Fürs Erste. Ich sah mich um, aber Harry war schon verschwunden. Wahrscheinlich, um der Matriarchin brühwarm Bericht zu erstatten. Ich sah den Waffenmeister, der sich zu einem stillen Zigarillo zurückgezogen hatte. Er hob fröhlich einen Daumen in meine Richtung. Ich nickte und ging zu Molly zurück.
»Den guten Kampf kämpfen?«, fragte sie. »Ich schätze mal, das soll das Gegenteil eines schlechten Kampfs sein. Aber was zum Teufel ist ein schlechter Kampf?«
»Die Art, in der man zweihundertvierzig gute Männer und Frauen verliert«, sagte ich. »Ich kann das nicht allein tun, Molly. Ich brauche Hilfe, professionelle Hilfe. Leute, die wissen, wie man einen Krieg führt.«
»Die Zeit läuft«, sagte Molly. »Wo willst du diese Leute in einer angemessenen Zeitspanne finden?«
»Ganz genau da.«
Kapitel Neun
Keine Zeit
Penny marschierte mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck auf uns zu.
»Geh einfach weiter«, sagte ich zu Molly.
»Wir könnten anfangen, zu laufen«, meinte sie.
»Das wäre würdelos«, erwiderte ich.
Aber da hatte Penny uns sowieso schon eingeholt. Sie pflanzte sich direkt vor uns auf, die Hände auf den Hüften und starrte mich böse an. Ich lächelte sie freundlich an, als hätte ich keine
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