Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
Spiegel, wie Mr. Stich völlig entspannt zwischen Bücherstapeln in der alten Bibliothek saß, während der Hilfsbibliothekar Rafe ihm einen Tee brachte. Mr. Stich hatte den Straßenanzug ausgezogen, in dem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Vermutlich, weil er immer noch von Pennys Blut durchtränkt war. Stattdessen trug er wieder die formelle Kleidung seiner viktorianischen Zeit. Er saß still und ruhig da, während Rafe Milch in seinen Tee gab, aber keinen Zucker, und ihm dann die feine Porzellantasse reichte. Mr. Stich blies behutsam auf den Tee, um ihn zu kühlen, aber seine Augen blieben auf Rafes Gesicht gerichtet, als der junge Bibliothekar sich ihm gegenüber niederließ.
»Sie trinken Ihren Tee nicht, Rafe«, meinte Mr. Stich.
»Ich lasse ihn etwas abkühlen. Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Mr. Stich sah Rafe beinahe traurig an und nahm dann einen großen Schluck aus seiner Tasse. Er verzog kurz den Mund und stellte die Tasse dann auf einem Bücherregal neben sich ab.
»Wenn Sie mit Gift arbeiten, Rafe, dann müssen Sie den Tee viel stärker machen, um den Geschmack zu überdecken. Und Sie sollten genug Strychnin pro Tasse nehmen, um ein Dutzend normaler Menschen zu töten. Aber ich bin schon seit Langem nicht mehr so leicht zu töten. Für meinesgleichen ist Gift sowieso wie Muttermilch. Warum, Rafe? Ist es wegen Penny? War sie eine Freundin von Ihnen? Oder vielleicht sogar mehr?«
Rafe stand abrupt auf und warf seine Tasse weg. Er stand drohend über Mr. Stich, für einen langen Moment, und seine Hände waren an der Seite zu Fäusten geballt. Mr. Stich stand gelassen auf, um ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Rafe brachte zunächst kein Wort heraus, sein Atem ging zu schwer. Sein Gesicht war vor Hass und Verachtung verzerrt.
»Wir standen uns nie nahe«, sagte Rafe heiser. »Aber vielleicht wäre es so weit gekommen. Sie wusste nie, was sie mir bedeutet. Und jetzt wird sie es dank Ihnen nie wissen. Soll Ihre Seele zur Hölle fahren!«
»Das ist schon geschehen«, sagte Mr. Stich.
Rafe griff ihn an. Er warf sich gegen den ruhigen und ungerührt dastehenden Unsterblichen. Er schlug mit seinen Fäusten auf Mr. Stich ein, während heiße Tränen seine Wangen herunterliefen und Mr. Stich stand nur da und nahm es hin. Rafe rüstete hoch und seine goldenen Fäuste hämmerten auf Mr. Stichs leidenschaftsloses Gesicht ein. Die gerüstete Stärke hinter den Schlägen musste furchtbar sein, aber Mr. Stich schien keinen Schaden davonzutragen. Und wenn die Hiebe ihn schmerzten, zeigte er es nicht. Schließlich stand Rafe mit schwer herabhängenden Armen und schweiß- und tränenüberströmtem Gesicht vor Mr. Stich und rüstete ab. Mr. Stich sah ihn an.
»Weinen Sie nur, Junge«, meinte er. »Das ist in Ordnung. Ich würde es auch tun, wenn ich könnte.«
In diesem Moment kam William Drood herbei, um zu sehen, was es mit all dem Lärm auf sich hatte und nahm die Szene einen Moment in sich auf. Er sah Mr. Stich böse an, der sofort einen Schritt zurückwich und William nahm Rafe mit sich fort. Mr. Stich stand sehr still und sah nicht einmal auf, bis William wieder allein zurückkam. Ich ließ Mr. Stichs Gesicht die ganze Zeit nicht aus den Augen. Er verzog die ganze Zeit keinen Muskel. Ich hatte keine Idee, was er dachte oder fühlte. Wenn er überhaupt etwas fühlte. Es gab Zeiten, ... in denen ich wünschte, ich könnte genauso sein und die Dinge nicht fühlen müssen, die mir so wehtaten. William bedeutete Mr. Stich, sich zu setzen und er folgte. William ließ sich ihm gegenüber nieder. Er sah traurig auf das benutzte Teegeschirr.
»Trinken Sie den Tee nicht«, sagte Mr. Stich ruhig.
»Das habe ich mir zusammengereimt«, sagte William trocken. »Es tut mir leid. Er ist jung. In diesem Alter nimmt man die Dinge so persönlich. Dennoch, es war nichts, was Sie nicht erwartet oder schon erlebt hätten, denke ich. Was wollten Sie hier?«
»Molly Metcalf meinte, ich könnte hier Antworten finden«, meinte Mr. Stich. Sie hätten in diesem Tonfall genauso gut über das Wetter reden können. »Altes Wissen, das man nirgendwo sonst findet. Vielleicht sogar einen Hinweis auf eine Heilung meines Zustands. Oder wenigstens einen darauf, wie man bestimmte Aspekte davon mildern kann.«
William sah ihn abwägend an. »Sie haben selbst gewählt, was Sie jetzt sind. Bereuen Sie es jetzt?«
»Sie kennen diese Bibliothek besser als jeder andere«, sagte Mr. Stich. »Könnten Sie mir helfen?«
»Warum sollte ich?«,
Weitere Kostenlose Bücher