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Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Titel: Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hatte man sie vor sich.
    Der Elbenlord kam mir vage bekannt vor, also fing ich bei ihm an. Er schnaubte hörbar, als ich zu seinem Tisch hinüberkam, deutliche Geringschätzung in seinem arroganten Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Er rührte sich nicht, stand nicht auf und griff auch nicht nach seiner Waffe, aber selbst wenn er still saß, mit beiden Händen ruhig auf der Tischplatte, war er der gefährlichste Typ hier im Café und wir wussten das beide.
    »Ich kenne dich«, sagte ich. »Woher kenne ich dich, Elbenlord?«
    »Ich war dabei«, sagte er mit seiner süßen, Übelkeit erregenden, magischen Stimme. »Ich habe die Attacke auf dich angeführt, unseren Hinterhalt auf der Autobahn. Nachdem dich deine eigene Familie an uns verraten hat. Wir sind auf unseren Drachen gekommen, haben unsere Schlachtlieder gesungen, mit unseren schönen neuen Waffen. Wir waren in der Überzahl, wir hatten Pfeile mit seltsamer Materie und doch hast du triumphiert. Elbenlords und -ladies aus altem Geschlecht, Freunde und Familie, die ich über Jahrhunderte gekannt habe, alle sind sie unter dem Donner deiner schrecklichen Schusswaffe gefallen. Ich bin der einzige Überlebende dieses Tages, aber sei versichert, übler und verfluchter Drood - der Hof von Unseeli vergisst oder vergibt nie.«
    »Klasse«, sagte ich. »Ich auch nicht.«
    »Ich werde dir den Rest deines Lebens auf den Fersen sein!«
    »Natürlich wirst du das«, erwiderte ich. »Du bist ein Elb.«
    Damit kehrte ich ihm den Rücken zu und ignorierte ihn. Ich wusste, das würde ihn am meisten verärgern. Es war sinnlos, einen Elben zu verhören. Er würde sich eher seine Zunge herausschneiden, als dass er das Risiko einging, er könnte irgendetwas sagen, dass mir helfen würde. Ich sah nachdenklich zu dem Mönch in der scharlachroten Robe und er straffte sich selbstbewusst unter meinem silbernen Blick. »Wisse, o Sterblicher«, sagte er in einer überraschend vollen, tiefen und befehlsgewohnten Stimme. »Wisse, dass ich Melmoth der Wanderer bin, die ursprüngliche verlorene Seele, auf der die Legende gegründet ist. Lange bin ich gewandert, über die ganze Welt, durch Länder und zu Völkern, von denen selbst die Namen vergessen sind.«
    Und dann hörte er auf, weil ihn jeder im Café auslachte. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich habe schon zu meiner Zeit ein Dutzend Melmoths getroffen, die alle für sich beanspruchten, das Original zu sein, und ebenso viele Draculas, Fausts oder Grafen von St. Germaine. Selbst Unsterbliche haben ihre Vorbilder. Ich lehnte mich weiter nach vorn, um das sumerische Amulett näher betrachten zu können, und der Mönch zuckte in seinem Stuhl zurück. Aus der Nähe war das Ding ganz klar als Fälschung zu erkennen, und ich drehte dem Mönch ebenso meinen Rücken zu. Ich ging zu den Frankenstein-Monstern.
    Sie waren beide groß und ziemlich stämmig, aber sie konnten immer noch als menschlich durchgehen, wenn sie sich nur gut einpackten. Hier im Café Nacht, wo sie unter sich waren, kümmerte sie das nicht. Ihre schwarzen Motorradjacken hingen weit offen und enthüllten die Y-förmigen Autopsienarben auf ihrer Brust. Einer war mal ein Mann, der andere eine Frau gewesen, aber derart subtile Unterscheidungen hatten ihre chirurgische Wiedergeburt nicht überlebt. Es waren Monster, mit nichts Menschlichem mehr in ihren Gesichtern oder Gedanken. Ihre Gesichter waren grau, die Lippen schwarz, ihre Augen gelb wie Urin, die Augenlider fielen schlaff von trockenen Augäpfeln weg. Lange Reihen von Stichnarben konnte man auf ihrer Stirn sehen, wo der Baron ihre Schädel aufgesägt hatte, um ein neues Hirn hineinfallen zu lassen. Im Gegensatz zu allen anderen in diesem Café waren die beiden von mir nicht eingeschüchtert oder auch nur beeindruckt. Solche Gefühle hatten sie hinter sich gelassen, im Grab. Ihre Gedanken und Herzen waren kalt und sie kümmerten sich um nichts, womit ich ihnen hätte drohen können, weil ihnen das Schlimmste schon geschehen war. Es ergab keinen Sinn, sie irgendetwas zu fragen.
    Blieb nur noch das Hungrige Herz, das allein an seinem Tisch saß, in gebührendem Abstand zu jedem anderen, weil einige Dinge eben einfach zu beunruhigend sind. Selbst für Unsterbliche. Ein Mann, der so dünn war, dass er beinahe schon nicht mehr anwesend war, aber getrieben von einer schrecklichen Energie. Als wir seinen Tisch erreichten, sah er zu Molly und mir auf, fuhr aber trotzdem fort, sein rohes Fleisch zu essen. Er kaute verzweifelt

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