Krieg im Himmel
bereits vermutet. Und?«
»Sie wurden zu diesem Zweck geschaffen. Rolleston wurde für die bedingungslose Konfliktlösung optimiert.«
»Und?« Langsam verlor ich die Geduld.
»Rolleston wurde für die Aufgabe maßgeschneidert, eine komplette Armee für die Clique zu befehligen, und Cronin sollte den Job einer zivilen Ein-Mann-Regierung übernehmen.«
Ich wusste immer noch nicht, worauf er hinauswollte.
»Du meinst, sie tun das nur, weil sie darauf programmiert wurden?«, fragte Morag.
»Es ist schon etwas komplizierter und subtiler, aber im Prinzip ja.«
»Im Auftrag ihrer Herren, die gar nicht mehr existieren?«, hakte Mudge nach.
Der Heide nickte. »Ja, aber ich glaube, es geht eher darum, dass sie darauf programmiert wurden zu glauben, dass sie zum Herrschen berechtigt sind. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie wahrscheinlich gar nicht mehr wie wir denken, oder genauer gesagt, dass ihre Denkweise von ganz anderen Parametern bestimmt wird.«
»Sie leben in einer anderen Welt?«, fragte Morag.
»Sozusagen. Ich vermute, für sie gibt es keine Alternative zu dem, was sie tun.«
»Das ist krank und beschissen, aber wie hilft uns das?«, fragte ich.
»Jede Information ist hilfreich. Wir müssen uns auf jeden Fall ein Bild von unserem Feind machen. Aber du hast recht – ich glaube, wir haben dringlichere Probleme.«
Dann kam mir etwas in den Sinn. »Was ist mit der Grauen Lady?«
Der Heide schüttelte den Kopf. »Ein paar Hinweise, aber nichts Konkretes«, sagte er.
Ich war mir nicht sicher, warum, aber das machte mir noch viel größere Sorgen.
Wir verbrachten die nächsten Stunden damit, über unsere schwammigen Ziele zu diskutieren, über unseren totalen Mangel an brauchbaren Informationen und den Umstand, dass wir erst dann genauer planen konnten, wenn wir mehr wussten.
»Gut«, sagte ich schließlich und fiel wieder – etwas zu mühelos, wie ich fand – in meine alte Rolle als Unteroffizier zurück. »Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, und wir haben gepackt, und am Tag sieben werden wir um neunzehn Uhr Weltzeit abspringen. Okay?«
»Es wird ein achteinhalb Tage langer Trip«, murrte Mudge. Er murrte, weil es dazugehörte. Soldaten murrten. Obwohl Mudge Journalist war, gab es eine Menge Gründe zum Murren.
»In der siebten Nacht werden wir uns anständig besaufen«, sagte ich.
Der Heide stöhnte und schüttelte den Kopf. Mudge und Morag grinsten.
»Mach dir keine Sorgen, Heide«, fuhr ich fort. »Wir werden uns benehmen, jedenfalls einigermaßen.«
Er nickte, weil ihm klar war, dass ein Streit sinnlos wäre.
»Das bedeutet, dass wir uns an Tag acht erholen und am letzten halben Tag noch einmal alles überprüfen können«, schloss ich.
Damit hatten wir etwas, worauf wir uns freuen konnten, zumal wir nicht wussten, wann wir die nächste Gelegenheit zum Feiern bekamen.
Einen Tag lang, einen ganzen Tag meines Lebens, einen Tag, den ich nie mehr zurückbekommen werde, tat ich nichts anderes, als unsere gesamte Ausrüstung mit Korrosionsschutz zu besprühen. Danach überprüfte Merle die Sache, und anschließend besprühten wir noch einmal alle Sachen. Trotz der Maske würde ich das Zeug noch mehrere Tage lang schmecken und riechen. Nuiko ließ uns sogar eine Warnung zukommen, weil wir damit beinahe die Luftfilter überlastet hätten.
Ich verbrachte die meiste Zeit damit, die Informationen durchzugehen, die der Heide gestohlen hatte. Ich legte sie im IVD über mein Blickfeld oder ließ sie über den Audiokanal ausgeben. Aber es blieb eine Tatsache, dass wir so viel planen konnte, wie wir wollten, aber erst wissen würden, wie es aussah, wenn wir den Boden erreicht hatten. Es war ein großes Problem, dass Demiurg uns zwang, Funkstille zu wahren. Wohingegen die Erde durch die Offenheit Gottes umso angreifbarer wurde.
Ich ging noch einmal die Informationen über Rolleston durch, außerdem das wenige, das wir über Cronin und die mit SIE -Technik aufgerüsteten Soldaten wussten. Das meiste Biotechnik-Zeugs war mir zu hoch, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie sich damit zu Aliens gemacht hatten. Die Leute von der Schwarzen Schwadron waren schließlich zu den Dämonen geworden, die wir bislang in IHNEN gesehen hatten.
Ich dachte darüber nach, was der Heide über ihre andersartige Denkweise gesagt hatte. Er war davor zurückgeschreckt, von einer Programmierung zu sprechen. Machte das wirklich einen Unterschied? Waren auch sie nur Opfer? Ich warf einen Blick zu Morag, die
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