Krieg im Himmel
wurde. »Das alles ist eure Schuld?«, knurrte er.
»Ja«, sagte Morag voller Stolz, als sie die Flasche öffnete, einen Schluck nahm und an mich weiterreichte. Ich gab sie an Mutter weiter. Sie sah die Flasche an, als würde ich ihr ein Messer mit der Spitze voran hinhalten, aber dann nahm sie sie an, wischte sie ab und nahm ebenfalls einen Schluck.
»Wir können ihnen genauso gut alles erzählen«, sagte Morag im Tonfall der Entschlossenheit.
»Was ist, wenn sie die Bösen sind?«, fragte Cat aus dem Hintergrund.
»He, reiß dich zusammen!«, blaffte DogFace.
»Sie würde dir bestimmt gern noch mal den Hintern versohlen«, sagte Mudge, wahrscheinlich weil er die Gelegenheit nutzen wollte, einen neuen Streit anzufangen.
»So wie er es mit dir gemacht hat«, sagte ich zu ihm. »Halt die Klappe, Mudge.«
DogFace machte den Eindruck, als wollte er ebenfalls etwas sagen, aber als Mutter ihm einen strengen Blick zuwarf, beschloss er widerstrebend, lieber zu schweigen.
»Sie sind nicht die Bösen«, sagte Morag voller Überzeugung.
»Huren-Intuition?«, fragte ich.
Morag lächelte. Wir würden uns vorläufig auf ihre Intuition verlassen, solange wir nichts anderes hatten.
»Bist du eine Hure?«, fragte Big Henry mit hoffnungsvollem Unterton. »Wir mögen Huren.«
»Tut mir leid, Schätzchen. Hab mich zur Ruhe gesetzt.« Dann wandte sie sich an uns. »Die Bösen haben ein besseres Leben als diese Leute hier. Das ist uns doch klar, oder?«
Darin steckte eine fast kindliche Logik. Ich war ebenfalls davon überzeugt, dass sie recht hatte.
»Sie hat recht«, sagte Merle. »Das sind keine Bösen. Die Bösen wissen genau, was sie tun.«
»Warum fickst du dich nicht selber, du arroganter Wichser?!« DogFace war in die Hocke gegangen. Jetzt war er ein wütender Kampfhund, wie er im Buche stand. Er erinnerte mich nicht so sehr an die Vucari, sondern eher an die kybernetisch aufgerüsteten Tosa Inus, die die Kosaken begleitet hatten.
»Leg ihn an die Leine«, sagte Merle. »Sonst werde ich es tun.«
Ich bemerkte, wie sich sein Körperschwerpunkt leicht verlagerte. Er war bereit. Etwas Schlimmes würde geschehen, wenn DogFace ihm an die Gurgel ging. Ich spürte, wie Cat sich hinter mir bewegte. Auch sie war bereit, ihrem Bruder zu helfen. Ich glaube, Mutter bemerkte es ebenfalls.
»DogFace, entspann dich«, sagte Mutter in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
Big Henry griff nach dem Arm seines zornigen Mech-Kopiloten. DogFace blickte zu ihm auf. Big Henry nickte.
»Und du«, sagte Mutter zu Merle, »wenn es dir nicht gefällt, was wir hier machen, kannst du deine Rationen hierlassen und dich verpissen.«
Die anderen warteten auf Merles Antwort. Heckschütze war besonders angespannt. Er sah Merle mit starrendem Blick an. Ich wünschte mir beinahe einen Anlass zum Ausrasten, denn ich war neugierig, wer diesen Kampf gewinnen würde.
»Könnte sich bitte mal jeder, der einen Pimmel hat, zusammenreißen, damit dieses Gespräch vielleicht wirklich zu etwas führt?«, sagte Morag.
Ich lächelte. Ich hörte, wie Cat lachte.
»Sie hat sich genauso machomäßig aufgeführt«, beklagte sich Mudge und deutete mit einem Kopfnicken auf Mutter.
»Vielleicht hat auch Mutter einen Pimmel«, sagte Big Henry. »Deshalb liebt Heckschütze sie so sehr.«
Allgemeines Lächeln baute die Anspannung ab.
»Du kannst mit ihm losziehen, wenn du willst«, sagte Mutter mit todernster Miene.
»Also gut. Keiner von uns ist ein guter Diplomat …«, begann ich.
»Ich schon.« Mudges unvermeidlicher Einwurf.
»Wir kennen uns nicht, also will keiner von uns nachgeben«, fuhr ich fort, ohne auf Mudge einzugehen. »Also könnten wir einfach versuchen, Informationen auszutauschen, um zu sehen, was wir damit erreichen.«
»Ich wollte keineswegs schlechtmachen, was ihr hier geleistet habt«, begann Merle. »Woher wusstet ihr, was geschehen würde, und wieso wart ihr darauf vorbereitet? Das ist nicht eure Art von Krieg.«
»Na und? Wollt ihr uns retten?«, fauchte DogFace.
Merle ging nicht auf ihn ein. »Ich wollte darauf hinaus, dass es noch mehr Leute gibt, die es wissen, wenn wir es ihnen sagen. Wenn sie erwischt werden, bekommen wir Probleme.« Dann wandte er sich an Mutter. »Es sei denn, ihr seid bereit, eure Leute zu töten, wenn sie gefangen genommen werden, oder euch selbst, wenn das geschieht.« Merle bedachte sie mit dem intensiven Blick seiner braunen Augen.
Die Maori-Frau zuckte mit keiner Wimper. Aber sie sagte auch
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