Krieg im Himmel
ich nach kurzer Zeit wieder kampfbereit.
Meine gesamte Vorderseite war schwarz verkohlt und voller Gesteinssplitter, die mit hoher Geschwindigkeit eingeschlagen waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich noch Haut auf dem Gesicht hatte. Sie war praktisch von einem Sandstrahl abgetragen worden. Die Diagnose sagte mir, dass Schrapnell meine subkutane Panzerung an mehreren Stellen durchdrungen hatte. Am schlimmsten war eine Bauchwunde, die möglichst bald versorgt werden sollte. Ein Trümmerstück aus Stein und Metall hatte meinen gepanzerten Schädel durchschlagen. Aus diesem Bruch lief eine Menge Blut über meine Linsen.
Morag hockte neben mir auf allen vieren, nachdem sie es geschafft hatte, mich von sich herunterzuwälzen. Sie schnappte nach Luft, als hätte sie sich völlig verausgabt. Blut strömte ihr aus der Nase, aber ansonsten schien es ihr nicht schlechter zu gehen als kurz vorher.
»Los!«, brüllte Mudge mich an. Er versuchte, sich den schreienden Heiden über die Schulter zu werfen, damit er ihn tragen konnte.
Immer noch benommen blickte ich auf und sah Heckschütze und Cat, die von gegenüberliegenden Hausdächern auf die Hauptverkehrsstraße feuerten. Dann bemerkte ich, dass der noch übrige Läufer in die Mündung der Gasse gehumpelt kam. Die mehrfachen Läufe seiner Schnellfeuer-Railgun rotierten. Wir waren tot …
Auf diesen Moment hatte Merle gewartet. Das Gebäude an der Ecke zur Gasse, das man aus dem Felsgestein gehauen hatte, war durch Raketeneinschläge aufgerissen worden. Merle tauchte im ersten Stockwerk auf, das nun im Freien lag, hatte das Plasmagewehr an die Schulter gesetzt und eröffnete aus nächster Nähe das Feuer. Immer wieder drückte er den Auslöser der halbautomatischen Waffe und entleerte das gesamte Magazin in den Mech. Der Lauf des Plasmagewehrs glühte weiß. Die Vorderseite des Mechs war in weißes Feuer gehüllt, das sich durch die Panzerplatten fraß. Ich sah, wie Merle sich umdrehte und wegrannte.
Ich griff nach Morag und riss sie zu Boden, um mich dann über sie zu werfen. Mudge ließ den Heiden fallen und deckte den schreienden Hacker. Der Mech explodierte.
»Das war ganz schön blöd von mir«, hörte ich Mudge sagen, bevor er einen Hustenanfall bekam. »Er war in der Armee. Er ist viel besser gepanzert als ich.«
Diesmal sah ich alles in Schwarz, weil wir unter Trümmern begraben waren. Es fühlte sich an, als würde das gesamte Gewicht des Hochschwerkraftplaneten auf mir lasten, als wäre die Steindecke der Höhle auf mich heruntergekracht. Ich ließ die verstärkten Muskeln spielen, und mit einem Schrei gelang es mir, mich aus dem Trümmerhaufen zu erheben. Licht! Ich spuckte Dreck, Blut und Gesteinssplitter aus und blickte mich um. Die Mündung der Gasse existierte nicht mehr.
Ich griff nach unten und zog Morags schlaffen Körper unter den Trümmern hervor. Sie war bewusstlos. Mein Rücken schmerzte heftig von der Steinlawine. Komisch. Ich löschte sämtliche Warnsignale in meinem IVD , damit ich besser sehen konnte.
»Bewegt euch! Wir geben euch Deckung!«, rief Cat vom Dach. Sie wirkte unglaublich fit. Na ja, sie war auch nicht soeben in die Luft gesprengt worden. Aber sie hatte recht. Die Mechs waren zerstört, aber die Infanterie würde bald in die Gassen vordringen und versuchen, uns in die Zange zu nehmen.
Die Laster waren weg. Gut, denn das war das eigentliche Ziel der Aktion gewesen. Trotzdem wollte ich nicht wegen ein bisschen Essen sterben. Ich drückte Morag ein Stim-Pflaster in den Nacken. Sie schrie auf, als sie von der Droge abrupt aus der Bewusstlosigkeit gerissen wurde.
»Auf die Beine«, sagte ich.
Sie sah mich nur für einen kurzen Moment voller Verärgerung an, bis ihr klar wurde, wo wir uns befanden.
Ich holte meine Pumpgun aus dem Trümmerhaufen. Warf das Magazin aus, ersetzte es, führte eine schnelle Diagnose durch. Das Ding funktionierte noch.
Morag rappelte sich mühsam auf. Der Heide war ohne Bewusstsein. Ich blickte in Mudges geschwärztes Gesicht.
»Ich musste ihm ein Sedativum geben«, erklärte er mir.
Ich half ihm, sich den Heiden über die Schulter zu hieven.
»Na los!«, rief Cat von oben. Sie klang besorgt, aber nicht unruhig.
»Luftwaffe«, sagte ich zu Mudge, der mich verständnislos ansah. Ich zeigte auf den Heiden. »Er war bei der Luftwaffe, nicht bei der Armee.« Ich wusste selber nicht, warum das für mich plötzlich von so großer Bedeutung war.
»Willst du mir jetzt mehr darüber erzählen?«,
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