Krieg im Himmel
hatten. Ich besaß noch genug Geistesgegenwart, um den Löschbefehl für meinen internen Speicher zu geben. Virtuelle Flammen verbrannten die elektronischen Daten, so dass hoffentlich nichts übrig blieb, wenn man sich an die unausweichliche Auswertung meiner Systeme machte.
Josephine packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf hoch. An der Wand hinter ihr sah ich ein bereits etwas lädiertes Flachschirm-Poster von Mudge. Es war eine Momentaufnahme aus dem Medienknoten in der Atlantis-Speiche. Er grinste, hatte einen Joint im Mundwinkel und trug seine AK vor der Brust. Quer über dem Poster standen in Rot die Worte LEISTET WIDERSTAND geschrieben. Das Puppentheater hatte unsere Informationen über die Clique, die Schwarze Schwadron und das, was auf der Erde geschehen war, weiterverbreitet. Ich musste unwillkürlich lächeln. Mudge war das unzumutbare Gesicht des Widerstands. Man konnte nur mit Lachen reagieren, oder? Oder?
Ich versuchte den Kopf zu bewegen, damit ich Morag sehen konnte, aber Josephine hielt mich weiterhin fest. Ich spürte, wie sie den Komastecker in einen meiner Anschlüsse schob, gefolgt vom Klicken, mit dem er einrastete. Der Kampf, den meine Sicherheitssoftware aufnahm, war deprimierend kurz. Dann: Dunkelheit.
15. Kapitel
MOA-STADT
Nach der Dunkelheit die Hölle. Das langsame Erwachen. Ich spürte die Schmerzen trotz der Drogen. Mein IVD war rot vor lauter Warnsymbolen. Hoffnungslosigkeit, gepaart mit Bewusstlosigkeit. Oder mit anderen Worten: Ich wusste, dass ich in der Scheiße steckte.
Die Augen zu öffnen war, als würde man Wundschorf aufreißen. Das Licht war purer Schmerz. Mich auf meine Umgebung zu konzentrieren und sie zu verstehen war auch nicht angenehmer. Calum Laird war vielleicht ein Arschloch, aber ich hätte sein Jobangebot annehmen sollen. Er war ein Amateur im Vergleich zu den übrigen Leuten, die mit mir in der Zelle waren.
Ich war an eine Art Konturliege aus Vinyl angeschnallt, bestens gesichert, obwohl ich meine Arme ohnehin nicht benutzen konnte. Ich spürte einen einzelnen Stecker in einem Genickanschluss, der mich mit irgendwelchen medizinischen Geräten verband. Ich war in MedGel verpackt, das von MedPaks gesteuert wurde.
»Seine Verletzungen scheinen sehr schnell zu heilen«, sagte Josephine leise. Sie betrachtete einen medizinischen Monitor.
Der Raum sah aus wie eine normale Arrestzelle – Steinwände, keine Fenster, stabile Metalltür. Er hätte vielleicht recht geräumig gewirkt, wenn Martin Kring nicht anwesend gewesen wäre. Trotz meiner Qualen schaffte ich es, angewidert auf diesen ungeschlachten, mordlustigen, sogenannten Aufstandsbekämpfungsspezialisten zu reagieren.
Kring stand leidenschaftslos neben einem unglücklich dreinblickenden Vincent Cronin, der mit seinem Salonlook, dem SmartSuit – einem beschissenen Anzug, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als die meisten Leute im Jahr verdienten –, und den sorgsam kultivierten Narben von den Firmenduellen in diesem Kerker völlig deplatziert wirkte.
Und natürlich Rolleston. Immer noch in Uniform, einem tadellos sauberen Tarnanzug. Gut gebaut, glattrasiert und ganz der charmante Offizier. Sein Gesicht zeigte ein geduldiges, fast nachsichtiges Lächeln unter den blassblauen Augen. Ich hatte schon völlig schwarze Plastiklinsen gesehen, in denen mehr Gefühl lag als in diesen Augen. Für mich war es ein Moment der Klarheit. Ich hatte keine Angst, ich verspürte nur einen überwältigenden Hass. Ich musste mich zusammenreißen, um ihm meinen Hass und meine Wut nicht ins Gesicht zu schreien.
»Ich finde, dass ich wirklich nicht dabei sein muss«, sagte Cronin mit offensichtlichem Missfallen zu Rolleston. »Das ist dein Fachgebiet.«
»Ich dachte, du würdest gern persönlich dem Mann begegnen, der uns so große Schwierigkeiten gemacht hat. Außerdem dürfte er über Informationen verfügen, die für uns beide von großem Nutzen sind. Nicht wahr, Jakob? Auf jeden Fall hat Jakob noch eine wichtige Lektion zu lernen.«
»Ich will keine Witze machen, völlig richtig«, sagte ich, »aber Sie sollten mich einfach foltern oder töten, weil wir uns nichts zu sagen haben.«
»In diesem Punkt kann ich ihm nur zustimmen«, sagte Cronin mit einem angewiderten Blick in meine Richtung.
Arschloch! Die Sache würde ganz anders aussehen, wenn man mich nicht auf dieser Liege festgeschnallt hätte. Mit zwei gebrochenen Armen. Umgeben von knallharten Drecksäcken.
»Ich will wissen, warum«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher