Krieg um den Mond (German Edition)
Mädchen begehrt. Leider nur virtuell, aber immerhin. Und wenn er Rat brauchte, gab es unzählige Orte, wo er alles fragen konnte, ohne seinen Namen preisgeben zu müssen. Vor allem fragte niemand danach, ob er diesen Rat befolgte oder nicht. Druck, etwas zu tun, gab es keinen.
Während die Rakete abhob, schweiften seine Gedanken zwei Monate zurück, als auch im Internet das Unglück für ihn begann. Er war - mal wieder - auf der Suche nach Ratschlägen gewesen, wie er ein Mädchen kennen lernen könnte. Das war sein drängendstes Problem. Alle einschlägigen Diskussions-Foren, Chat- und Flirtseiten hatte er bereits durchforstet. Das einzige, was sich vermehrte, waren seine schlechten Erfahrungen und seine Frustration. Die geistlichen Ratgeberseiten diverser Kirchen mied er von vorneherein. Sie erinnerten ihn zu sehr an seine Mutter, was sofort neue Blockaden hervorrief.
Seine Suche führte ihn zu einer anderen Art von Ratgeberseiten. Diese Seiten beschäftigten sich auch mit den Sternen, die das Leben seines Vaters prägten. Allerdings leiteten die Berater daraus Lebenshilfe ab. Sein Vater und seine Mutter hätten das weit von sich gewiesen und bis vor Kurzem hatte er selbst nur abwertend darüber gedacht. Aber die vielen Leute, die auf diesen Seiten von Erfolgen berichteten, konnten doch nicht alle lügen.
Nach einem erneuten Fehlschlag als er versuchte, ein Cheerleader-Mädchen der Basketball-Mannschaft anzusprechen und abgewiesen wurde, hatte er eine dieser Lebenshilfeseiten ausgewählt und eine E-Mail an die Kontaktadresse geschickt. Es kam eine verständnisvolle Antwort zurück mit der Aufforderung mehr von sich zu erzählen. Nach anfänglicher Skepsis wurde Michael immer offener. Endlich hörte ihm jemand zu und interessierte sich für ihn. Das allein tat schon gut.
Michael entwickelte Vertrauen zu seinem unsichtbaren Gegenüber. Er begann, sich auf die Antworten zu freuen. So lief es eine ganze Zeit, bis zu diesem einen Morgen. Da war wieder so eine Nachricht in seinem Postfach. Michael erschrak über den besorgten Ton. Er erinnerte sich genau an den Text und würde ihn sein Leben lang nicht mehr vergessen.
„Lieber Michael, ich danke dir ganz herzlich, dass du mir bisher so viel Vertrauen entgegengebracht hast. Ich möchte dir ehrlich helfen und habe deshalb mit einem Bekannten gesprochen. Er ist ein Spezialist für Lebenshilfe und Partnerschaftsberatung. Er hat nach langen Studien eine Möglichkeit gefunden mit Hilfe der Sterne die Zukunft voraus zu sagen. Bei allen, die ich kenne, haben sich seine Ankündigungen bestätigt. Ich glaube, wir können ihm vertrauen. Deshalb habe ich ihm von dir erzählt. Ich muss leider sagen: Er war sehr bestürzt.“
Michael war alarmiert und wollte unbedingt mehr wissen. Das wollte der Bekannte aber nicht sagen. „Mein Freund lebt davon und deshalb muss er Geld nehmen.“
Michael zögerte. Er glaubte nicht an eine Vorhersage der Zukunft. Trotzdem gelang es ihm nicht, die nagenden Zweifel beiseitezuschieben.
Und wenn doch?, zirkulierte es unablässig in seinem Kopf. Wenn die anderen alle Recht haben?
Schließlich war Michael so verunsichert, dass er den Scheck losschickte. Die Summe tat ihm nicht weh, aber die Antwort umso mehr.
„Ich bin selbst sehr entsetzt und weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber als dein Freund muss ich es tun. Mein Bekannter me int, dass du bald sterben musst.“
Michael war vollkommen verstört. Er musste sich übergeben und ging zwei Tage nicht zum Unterricht. Seine Angst wuchs ebenso schnell wie vorher seine Verunsicherung. Verzweifelt versuchte er, mehr von seinem Internet-Berater zu erfahren.
„Um Genaues zu sagen, muss mein Partner sehr viel Aufwand betreiben. Speziell, wenn du das Datum wissen willst, muss er eine Menge Arbeit und Material dahinein investieren. Normalerweise nimmt er dafür mehr, aber weil du mein Freund bist, ist mit zehntausend Dollar zufrieden. Aber die braucht er mindestens.“
Das war heftig. Natürlich hatte Michael schon viele Warnungen gehört und genauso natürlich wollte er nicht auf einen Scharlatan hereinfallen, aber die Ungewissheit wurde unerträglich. Als der innere Druck zu groß wurde, beschloss Michael zu seinen Eltern zu fahren.
Zwei Tage lang zögerte Michael ein Gespräch hinaus. Jedes Mal, wenn er anfangen wollte, über sein Problem zu reden, verknoteten sich seine Stimmbänder auf unerklärliche Weise. Endlich fand er den Mut, seiner Mutter von seinen Sorgen zu
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