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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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trinken, die er ihr dauernd anbrachte. Da Anne sonst kaum Alkohol trank, saß sie jetzt leicht beschwipst neben Olaf.
    00:00:30. Die Musik wurde gedämpft. Alle sahen nur noch auf den Zentralbildschirm und zählten mit: „29, 28, 27, ... 3, 2, 1.“
    Die ganze Rakete war in Dampf und Rauch gehüllt. Zunächst bewegte sie sich nur millimeterweise. Langsam schob sich die Spitze aus der Wolke der Start-Dämpfe heraus. Tausende PS schoben den Koloss Meter um Meter in die Luft, schneller und schneller. Das Bild wechselte in den Kontrollraum nach Houston zu den applaudierenden Mitarbeitern. Auch in Darmstadt spendeten alle Beifall.
    „Warum applaudierst du eigentlich?“, wollte Anne wissen. „Wir sind doch überhaupt nicht an dieser Mission beteiligt.“
    „Weil ich Raumfahrt großartig finde und den Start eine hervorragende technische Leistung. Und du?“, fragte Olaf zurück.
    „Weil das der Weg zum Mond ist.“
     
    Das Bild zeigte die Aufnahmen einer Kamera, die an einem der Kampfjets angebracht war. Zuerst war die Rakete nur als kleiner Punkt weit unten zu sehen. Er kam rasch näher und man konnte nun die Konturen der Rakete erkennen und hinten den mächtigen, feurigen Schweif. Grazil zog sie ihre Bahn durch die Lüfte. Höher und höher, bis die Jets ihr nicht mehr folgen konnten. Olaf erwartete, dass der Sender nach Houston umschalten würde zu irgendwelchen langweiligen Kommentaren. Er war vollkommen überrascht, als ein neues Bild der Rakete kam. Der Hintergrund war nicht mehr blau, sondern dunkler und wurde dann schwarz mit ersten Sternen.
    „Wow!“, staunte er. „Das müssen Bilder von einem Spionagesatelliten sein. Super. Ich hätte nicht gedacht, dass die Amerikaner so etwas zeigen.“
    Alle im Raum waren still geworden und sahen ergriffen auf den Bildschirm. Dann gab es ein kurzes Flackern, der Bildschirm blieb eine Sekunde lang dunkel und es wurde das Kontrollzentrum in Houston eingeblendet. Eine unbekannte Person erging sich in nichts sagenden Kommentaren. Ganz offensichtlich die Einspielung einer Konserve.
     
    „Komm!“ Anne stand auf und zog Olaf mit. „Lass uns nach draußen gehen. Ich möchte den Mond sehen.“
    Mit einem Cocktail in der Hand gingen sie durch die einsamen Flure. Die Geräusche der Party verblassten mit jedem Schritt. Nach den zahlreichen Cocktails fiel Anne das Laufen auf den ungewohnten Absätzen noch schwerer als am Anfang. Dieses Mal nahm sie Olafs Angebot an und ließ sich willig stützen. Der genoss diese Hilfestellung und legte seinen Arm um ihre Taille, damit Anne bestimmt nicht aus dem Gleichgewicht kam. Endlich waren sie draußen. Anne steuerte auf den kleinen Park zu, der etwas abseits neben den Gebäuden lag. Am Anfang der Rasenfläche zog sie ihre Sandaletten aus. Wie gut es tat, das kühle Gras an den angestrengten Fußsohlen zu spüren. Olaf tat es ihr nach. In der Nähe einer Gruppe von Büschen legten sie sich ins Gras und sahen in den sternenübersäten Himmel.
    „Da ist er, der Mond.“
    „Dein Traumziel.“
    „Ja, das ist mein Traum. Irgendwann werde ich dort oben stehen.“
    „Wie kommt es, dass du so fasziniert vom Mond bist?“
    „Das ist so, seit ich denken kann. Als Kind hatte ich ein kleines Zimmer unter dem Dach mit einem Dachfenster. Immer, wenn ich nicht schlafen konnte, kam er, der Mond. Ganz leise tauchte er auf. Er hing majestätisch am Himmel und sein Licht war so mild, als ob er mich streicheln würde. Dann verschwand er wieder - und ich habe gewartet, bis zum nächsten Mal. So ist er zu meinem Freund geworden, ein großer, geheimnisvoller Freund. Und habe mir vorgestellt, dass er genauso auf mich wartet, wie ich auf ihn gewartet habe.“
    Anne machte eine kurze Pause und sagte dann: „Das glaube ich noch immer, dass er auf mich wartet.“
    Olaf sagte nichts. Er wollte die schöne Stimmung nicht zerstören.
     
    ~~~~~

10. Houston 00:00:01
     
    Alle Mitarbeiter verfolgten gebannt, wie sich die Rakete mit  i h r e m  Rover in den Himmel hob. Ihr Applaus war ein Zeichen der Erleichterung, dass die kritische Startphase erfolgreich überstanden war. Gordon applaudierte auch, schon um nicht aufzufallen, aber es wirkte steif, wie von einem Roboter. Während von allen die Anspannung abfiel, schien sie an Gordon zu kleben wie sein erneut verschwitztes Hemd.
    Aus den Augenwinkeln nahm Gordon wahr, wie der Monitor von CNN auf ein neues Bild umschaltete. Es zeigte die Rakete vor einem dunklen Himmel. Es dauerte einen Moment, bis Gordon

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