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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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realisierte, was er sah, aber dann wurde ihm glühend heiß. Er riss die Tür auf und stürmte den Flur entlang hin zum Fernseh-Kontrollraum.
    „Ausschalten! Ausschalten!“
    Geoffrey sah verstört von seinem Monitor hoch.
    „Schalte endlich dieses Signal ab!“, fuhr Gordon ihn an.
    Geoffreys Gehirn hatte schon zu lange am Stück gearbeitet, um noch schnell reagieren zu können. Erst jetzt verstand er, warum Gordon so aufgebracht war, und unterbrach den Kanal mit der Satellitenübertragung. Der Bildschirm wurde übergangslos dunkel. Die Leute bei CNN waren davon überrascht und brauchten eine Sekunde, um zu anderen Bildern zu wechseln.
    „Was fällt dir, ein dieses Bild zu senden?“ Gordon war in Rage.
    „Es tut mir leid, Gordon. Ich wollte so lange wie möglich gute Bilder senden. Ich habe nicht mehr daran gedacht, dass dieser Kanal tabu ist. Es war so viel in der letzten Zeit ...“
    „Scheiße!“, brüllte Gordon dazwischen. „Du hast großen Scheiß gebaut. Sonst nichts!“
    „Ja, aber was haben wir denn verraten, was ...“
    Gordon ließ ihn nicht ausreden. „Das ist mir egal. Das hätte nie passieren dürfen. Du bist gefeuert.“
    Geoffrey startete einen letzten Versuch seinen Job zu retten: „So vieles hat reibungslos funktioniert. Wir ...
    „Pack deine Sachen! In einer Minute bist du hier draußen. Ich will dich nie wieder sehen.“
     
    In Darmstadt hörte Olaf die ruhigen Atemzüge von Anne. Sie war auf dem Rasen eingeschlafen. Ihre friedlichen Gesichtszüge wurden von dem milden Licht des Mondes beleuchtet.
     
    ~~~~~

11. San Diego, Kalifornien 00:02:25
     
    Auf einem kleinen Bildschirm war zu sehen, wie die Rakete in Cape Canaveral abhob. Der Vorgang wurde ebenso aufmerksam verfolgt wie in Darmstadt oder in Houston, mit dem Unterschied, dass es nur einen einzigen Zuschauer gab.
    Michael Forell hatte die Vorhänge zugezogen, denn in San Diego schien die Nachmittagssonne in sein kleines Appartement und direkt auf den Fernseher. Nur mit geschlossenen Vorhängen bot sein Flachbildschirm ein klares Bild. Jetzt saß er angespannt auf seiner Bettcouch und verfolgte den Count-Down. In seinem Inneren waberte ein schwer zu definierendes Gemisch von Empfindungen.
    Eine dieser Empfindungen war Stolz. Er war Michael Forell und er war stolz auf seinen Vater, der eine bedeutende Persönlichkeit bei dieser Weltraummission war. Aber immer, wenn er an seinen Vater dachte, mischte sich das starke Gefühl der Trauer in den Stolz. Trauer, dass er so weit von seinem Vater entfernt war. Das bezog sich nicht auf die 1500 Kilometer von San Diego bis nach Hause. Diese Entfernung ließ sich in wenigen Stunden überbrücken, was Michael häufiger tat. Das letzte Mal vor zwei Wochen. Viel schwerer wog die innere Entfernung zwischen seinem Vater und ihm, die man nur in Lichtjahren messen konnte. Michael fragte sich, ob sie in einer Ewigkeit zu überbrücken wäre.
    Die weiteren Gefühle waren Ratlosigkeit und Erschrecken. Er war 16 Jahre alt und jetzt seit 15 Monaten in diesem Internat. In der Schule in Houston hatte er zuletzt nur noch um die nächste Versetzung gekämpft. Die Leistungen, die sein Vater erwartete, waren unerreichbar für ihn. „Um zu retten, was zu retten ist“, wie sein Vater sich ausdrückte, hatte der ihn in dieses fürchterlich teure Internat nach San Diego geschickt. Es lag in einer traumhaften Gegend. Wenn Michael die Vorhänge aufzog, hatte er einen direkten Blick auf den Pazifik. Davor lag ein wunderschöner, palmengesäumter Strand, der zum Internat gehörte. Die Lehrer mochten die besten im Umkreis von 1000 Meilen sein, aber was sie ihm vermitteln wollten, prallte an seinem Gehirn ab, wie an einer unsichtbaren Mauer.
    Es ergab sich fast automatisch, dass Michael auf der Beliebtheitsskala der Schüler einen der hinteren Plätze fest gebucht hatte. Die anderen hatten ihre Freunde und, was noch wichtiger war, ihre Freundinnen. Was die anderen nicht mit Aussehen oder Intelligenz erreichen konnten, schafften sie mit Geld. Aber nicht einmal das gelang ihm. Michael hatte sich den Titel „oberster aller Versager“ verliehen.
    Sein bester und einziger Freund stand auf dem Schreibtisch. Ein leistungsstarker Laptop auf dem neuesten Stand der Technik und mit High-Speed-Internet. Das war seine Verbindung zu einer Welt, in der er sich eine Persönlichkeit nach seinem Geschmack aufbauen und ein zweites Leben führen konnte. Hier hatte er Erfolg, hier war er stark, beliebt und wurde von den schönsten

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