Krieg um den Mond (German Edition)
herauszusprudeln, ohne sie vor Lisa sortieren zu müssen. Der Rum ging schneller zu Ende als der Tee, aber das störte niemanden.
Anne wachte vor Lisa auf. In der Nacht hatte sie es nur bis zu Lisas Bett geschafft. Jetzt war es schon Mittag. Eigentlich musste sie an ihrem Arbeitsplatz sein. Man würde ihr diesen Ausrutscher verzeihen, denn normalerweise war sie sehr zuverlässig. Vorsichtig kletterte sie über Lisa und schlich in ihr Appartement.
Das warme Wasser der Dusche verscheuchte Annes Brummschädel. Schrittweise kehrte ihr Denkvermögen zurück. Was hatte Lisa gesagt? „Frag doch einfach den Typen, der unten auf den Fotos steht. Der müsste doch alle Aufnahmen haben.“
Das war’s! Warum war sie nicht selbst auf diese Idee gekommen? Anne war vor lauter Frust total blockiert gewesen, aber jetzt kam die Hoffnung zurück und sie hatte es plötzlich eilig. Notdürftig abgetrocknet und in ihr Duschtuch gewickelt ging sie zu ihrem Laptop, der wie immer auf dem Schreibtisch stand. Dieses Mal war keine Schraube in ihrem Teppich versteckt.
Die NASA-Seiten waren schnell im Internet gefunden. Die Mond-Rover-Mission hatte ihre eigene Rubrik. Überall war der Name ‘Gordon Forell’ zu lesen und es dauerte nicht lange, bis sie die E-Mail-Adresse entdeckte. Sie formulierte eine freundliche Bitte mit ihrem Anliegen. Er würde sicher viel Post bekommen, deshalb stellte sie sich als Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt ‘Mond-Erforschung’ vor. Als Kollege würde er ihr bestimmt helfen. Zuversichtlich klickte Anne auf Senden.
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17. Houston, Texas
Endlich Ferien! In dieser Beziehung dachte Michael wie alle anderen Schüler auf dieser Welt. Selbst wenn für die Ferien nichts Interessantes geplant war, konnte man sie kaum erwarten. Für Michael war es die erste Gelegenheit, nach seiner Pleite mit seinem Internet-‘Berater’ wieder nach Hause zu kommen. Der Flug von San Diego nach Houston verlief ruhig. Der Empfang am Flughafen durch seine Mutter leider auch.
„Schön, dass du da bist, Michael. Guten Flug gehabt?“
„Hat alles bestens geklappt.“
„Na prima.“
Sie nahm ihm die Reisetasche ab und marschierte Richtung Parkhaus. Michael konnte seiner Mutter ansehen, dass ihr ihre Reaktion bei seinem letzten Besuch äußerst unangenehm war. Wie es typisch für sie war, sprach sie es aber nicht an. Statt dessen plapperte sie über dies und das aus der Nachbarschaft. Michael war die Angelegenheit ebenfalls peinlich und so ergab sich ein stillschweigendes Übereinkommen, das Thema zu vermeiden.
Mehr als das Geschwätz aus der Nachbarschaft interessierte Michael das neue Auto. Eine teure europäische Luxus-Limousine. Der Motor hörte sich anders an als die üblichen amerikanischen Sechszylinder.
„Tolles Auto habt ihr. Muss schweineteuer gewesen sein. Ist das ein Bluetec oder Hybrid?“
Amanda zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Dein Vater hat es vor Kurzem gekauft. Es hat eine Stange Geld gekostet, aber er verdient mehr in der letzten Zeit.“
„Dann hat er immer noch so viel zu tun?“
„Noch mehr als früher. Er leitet irgend so ein Geheimprojekt. Er spricht nicht darüber, aber es soll sehr wichtig sein. Er kommt selten nach Hause ...“
Michael hatte genug erfahren. Seine Mutter redete weiter, aber das rauschte an ihm vorbei wie die Autos auf dem Highway. Seinen Vater würde er also nicht zu Gesicht bekommen. Es würde sein wie immer in den letzten Jahren.
Sie bogen vom Highway ab und fuhren in ein exklusives Wohngebiet. Je weiter man fuhr, desto aufwändiger wurden die Häuser - und sie hatten noch ein gutes Stück zu fahren. Ein gepflegter Vorgarten nach dem nächsten zog an der Scheibe vorbei. Michael wusste, dass die Garagentore nicht zufällig offen standen. Die Besitzer wollten, dass man sah, was sie alles in ihren Garagen stehen hatten, die Symbole ihres Erfolges. So war es auch bei ihnen zu Hause. In den vorletzten Ferien hatte sein Vater seine Mutter heftig zurechtgewiesen, als sie das Garagentor zu früh geschlossen hatte.
Ob diese Familien hier genauso unglücklich sind wie meine eigene?
Bevor Michael eine Antwort fand, bog seine Mutter in die Auffahrt zur Garage ein. Immerhin erwartete Michael hier eine stürmische Begrüßung. Jerry, ihr Golden Retriever, kam laut bellend auf ihn zugestürmt. Niemand konnte es ihm austreiben, an einem hochzuspringen. Ohne ausgiebige Begrüßung gab Jerry niemals Ruhe. Seine Freude konnte man an dem heftig wedelnden Schwanz
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