Krieg um den Mond (German Edition)
einen kleinen Puffer zur Reserve ist nicht mehr viel übrig.“
„Wir machen das Beste aus der Situation. So können wir die zweite Robot-Mission nutzen, um unsere Fähigkeit zu punktgenauer Landung zu testen. Unter diesem Stichwort werden wir diese Mission der Öffentlichkeit verkaufen. Parallel dazu werden wir die Vorbereitungen für eine bemannte Mission erheblich verstärken. Wenn die Schraube auf der Erde untersucht worden ist und sich unsere Vermutung bestätigt, darf nicht zu viel Zeit vergehen, bis wir starten können.“
Gordon war beeindruckt. „Und die Finanzierung?“
„Ist gesichert. Für die gesamte Aktion werden wir vorläufig einen Etat von 50 Milliarden Dollar zusätzlich bekommen.“
Gordon hatte mit viel Geld gerechnet aber nicht mit so viel. Wincent sah es ihm an.
„Denken Sie, das ist viel?“
„Allerdings!“
„Es ist kein Zehntel von dem, was uns der Irak-Krieg gekostet hat, und das hier könnte wichtiger sein. Also?“
Das war logisch - für ihn, der eingeweiht war, aber was war mit der ahnungslosen Öffentlichkeit?
„Ich kann zwar Nachfragen abbiegen, aber wenn bekannt wird, dass wir 50 Milliarden extra bekommen, wo der Staatshaushalt dermaßen verschuldet ist, werden die Leute misstrauisch werden, irgendwas Ungewöhnliches vermuten und umso härter nachbohren.“
„Das ist richtig. Aber 50 Milliarden können selbst wir nicht lange geheim halten. Wir können nur unser Bestes geben, um die Gerüchte zu entschärfen. Dabei werden uns das FBI und die NSA unterstützen. Malloy, erklären Sie, was zu tun ist!“
Malloy, der sich bisher unauffällig im Hintergrund gehalten hatte, trat einen Schritt nach vorne.
„Sie werden dem FBI alle IP-Adressen der Rechner zukommen lassen, die in den bewussten zwanzig Sekunden mit uns verbunden waren. Das FBI wird die entsprechenden Rechner infiltrieren und die relevanten Daten löschen, wenn nötig auch die ganze Festplatte.“
Gordon konnte sich das zwar gut vorstellen und hatte schon einiges gehört, aber das waren immer nur Gerüchte. Jetzt bot sich eine Chance, mehr zu erfahren. Man konnte nie genug wissen. „Und das können die einfach so machen?“
„Meinen Sie, unser Geheimdienst investiert Millionen in die Zusammenarbeit mit Microsoft, weil wir Langeweile haben? Schon seit Jahren entwickelt die NSA gemeinsam mit Microsoft die Betriebssysteme und den Internet-Explorer. Das öffnet uns viele Türen“, schmunzelte Malloy vieldeutig. „Wenn die Informationen eliminiert sind, bleiben nur Gerüchte ohne Fakten. Die werden sich totlaufen. Und das Geld zu rechtfertigen, ist nicht unser Problem. Dafür werden die Jungs in Washington bezahlt.“
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16. Darmstadt
Lustlos schob Anne einige Fotos auf dem Boden hin und her. Neue waren nicht mehr hinzugekommen, weil die NASA die Übertragung endgültig abgeschaltet hatte. Die ganzen Berechnungen machten Anne keinen Spaß mehr. Plötzlich schien ihr alles so sinnlos. Sie packte den Rest der Fotos zusammen und fuhr deprimiert nach Hause.
Lisa war eine Freundin der besonderen Art. Sie schien einen siebten Sinn zu haben, wenn Anne an ihrer Tür vorbei kam und es ihr nicht gut ging.
„Hi, Anne. Du bist heute aber früh.“
„Hi, Lisa“, klang es müde zurück.
„Was ist denn mit dir los? Du siehst aus wie ein Luftballon, aus dem man die Luft rausgelassen hat.“
„So fühle ich mich auch.“
„Dann komm rein!“
Lisa fackelte nicht lange, griff Anne am Arm und zog sie in ihr Appartement. Anne leistete keinen Widerstand.
„Jetzt mache ich uns einen Tee und du erzählst mir alles.“
Lisa werkelte an der Küchenzeile, während Anne sich in den Sessel fallen ließ und in die Luft sah.
„Dich hat es aber wirklich erwischt“, stellte Lisa fest, als sie mit der Teekanne und zwei Tassen zu Anne kam. „Hat dich ein toller Typ versetzt?“
„Schlimmer!“
„Hast du die Liebe deines Lebens gefunden und heute gemerkt, dass er verheiratet ist?“
„Noch viel schlimmer.“
„Dann ist es ernst. Erzähl!“
Anne schüttete ihr Herz aus und Lisa hörte geduldig zu. Das meiste verstand Lisa nicht. Auch die Fotos sagten ihr nichts.
„Also, ich habe keine Ahnung, worum es geht“, sagte Lisa, „aber eins weiß ich: Du brauchst nicht nur Tee. Du brauchst Tee mit Rum. Mit viel Rum.“
Die Rum-Flasche stand in Griffweite im Regal. Anscheinend brauchte Lisa selbst des Öfteren Tee mit Rum. Lisa war nicht geizig und Anne trank ohne Widerspruch. Es tat gut, alle Gedanken
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