Krieg um den Mond (German Edition)
gefragt zu haben. Aber es war für sie klar, dass er es genauso sah.
„Ja, das werden wir“, bestätigte er ihre Aussage.
Dr. Bardouin hatte sich still verhalten und beobachtet. Ein Lächeln flog über sein Gesicht. „Ich habe es nicht anders erwartet. Aber Alexander, was ist mit mir? Fragst du mich gar nicht?“
Das war nicht ganz ernst gemeint und so war auch die Antwort. „Louis. Ich weiß doch, dass du mitmachst. Du könntest es niemals aushalten, deinen Mitarbeitern nur zuzusehen.“
Es tat gut, die Spannung mit einem gemeinsamen Lachen abzubauen.
„Und was werden wir jetzt tun?“, wollte Olaf nach einiger Zeit wissen.
„Was wir jetzt tun werden?“, wiederholte Kowalev. „Jetzt werden wir unsere Zusammenarbeit feiern. Außerdem müssen wir noch etwas üben.“
Olaf verstand nicht aber Anne um so besser. „Du bist gemeint“, flüsterte sie Olaf ins Ohr.
„Oh, nein.“ Jetzt begriff er.
„Das gehört hier zu einer Zusammenarbeit dazu.“
„Sie sollen einige meiner Mitarbeiter kennen lernen. Ich mache das nämlich nicht alleine hier.“ Kowalev tat, als hätte er Olafs Bemerkung nicht gehört. „Morgen Vormittag muss ich einige Anrufe erledigen und morgen Nachmittag planen wir das weitere Vorgehen.“
„Muss das wirklich sein?“, fragte Olaf leise beim Hinausgehen.
„Sicher. Sei froh, dass du nicht auf hohen Absätzen hier bist“, neckte sie ihn. „Wenn du möchtest, werde ich dich trotzdem stützen.“
Trotz der ausgiebigen Feier am Abend wachte Anne relativ früh auf. Sie fühlte sich putzmunter. Die Weltraumatmosphäre im Sternenstädtchen wirkte wie ein Aufputschmittel auf sie. Gestern hatte sie Elena kennen gelernt, eine junge Wissenschaftlerin, die sich hier im Ausbildungszentrum auf ihre Zukunft als Kosmonautin vorbereitete. Sie waren sich auf Anhieb sympathisch. Vom Alter und der Figur hätte Elena Annes Zwillingsschwester sein können, aber ihr Stil war gegensätzlich. Elena kleidete und schminkte sich eher wie Lisa, aber das war in Russland bei modernen, jungen Frauen so üblich, wie Anne wusste. Besonders ihre gemeinsame Leidenschaft hatte sie sofort miteinander verbunden. Sie wollten sich beim Frühstück treffen und dann würde Elena ihr das Sternenstädtchen zeigen. Anne brannte darauf, alles zu sehen.
Auf dem Weg zur Kantine klopfte Anne an Olafs Tür, um ihn zu fragen, ob er sie begleiten wolle. Als sie ein schwaches „Herein“ hörte ging sie ins Zimmer und fand Olaf im Bett. Er sah fürchterlich aus. Anne wusste nicht, ob sie lachen oder Mitleid haben sollte.
„Was willst du?“, krächzte Olaf heiser.
„Eigentlich wollte ich dich zum Sightseeing einladen, aber wenn ich dich sehe, bin ich im falschen Zimmer gelandet. Hier ist wohl die Geisterbahn.“
„Sehr witzig“, stöhnte Olaf. „Du hast keine Ahnung, was ich durchmache. Du solltest mich pflegen.“
„Gestern Abend fandest du alles ganz lustig, jedenfalls nach dem dritten Glas Wodka. Aber ich kann ja mal sehen, ob ich bei meiner Tour eine Kiste schweizer Kräuterbonbons finde. Die putschen dich sicher auf.“
„Du bist ein Biest. Warte, bis es mir wieder gut geht. Ich werde mich entsetzlich rächen.“
„Das macht mir jetzt richtig Angst. Bis später. Ich lasse dich besser schlafen - damit du Kräfte für deine Rache sammeln kannst.“
Mit einem Seufzer sank Olafs Kopf auf sein Kissen zurück.
„Mach die Tür bitte ganz leise zu.“
Anne verbrachte einen wunderbaren Vormittag mit Elena, die sich als perfekte Reiseführerin entpuppte. Anne staunte, was es alles zu sehen gab. Andächtig stand sie vor dem Juri-Gagarin Denkmal. 1961 hatte er als erster Mensch mit seinem Raumschiff Wostok die Erde umkreist. Sie sah die Nachbildungen der Internationalen Raumstation ISS und der russischen Raumstation MIR. Dann folgte die Sojus-Kapsel, die Start- und Landekapsel der russischen Kosmonauten. Insgesamt war der Ort sehr schön mit künstlichen Seen angelegt, um die sie spazierten.
Zuletzt besuchten sie die riesige Zentrifuge, in der die erhöhte Schwerkraft beim Raketenstart simuliert wurde.
„Es ist die größte der Welt“, erklärte Elena. „Ich habe während meiner Ausbildung einige Male darin gesessen. Wow, die geht ab, das kann ich dir sagen.“
Anne kam sich klein vor gegenüber dieser großen Technik. Sich diesem Gerät anvertrauen und damit wie wild im Kreis herumgeschleudert werden? Dagegen war die heißeste Achterbahn ein Bummelzug.
Nachmittags gab es wieder ein Meeting im
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