Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
sollten in der nächsten Zeit verstärkt an Ihrem Projekt weiterarbeiten. Ich habe so eine Ahnung, dass Ihre Ergebnisse sehr wichtig werden.“
    „Das werde ich auf jeden Fall tun. Jetzt erst recht, wo ich langsam begreife, in was wir hineingeraten sind.“
    „Es ist schon eigenartig“, sinnierte Dr. Bardouin. „Da macht man ganz harmlos seine alltägliche Arbeit - und dann greift das Schicksal zu. Plötzlich steckt man in Dingen drin, von denen man vorher nicht einmal geträumt hat. Man fragt sich: ‘Warum gerade ich?’, aber das ist einfach so.“
    Anne stellte ihre Rückenlehne schräg und legte sich, so gut es ging, hin, um etwas Schlaf zu finden. Sie hatte wieder einen Fensterplatz. Es war dunkle Nacht. Nur die Sterne leuchteten und der Mond, den sie trotz des kleinen Fensters gut sehen konnte. Anne hatte das Gefühl, ihm näher zu sein als sonst. Ob das nur daran lag, dass das Flugzeug in zehntausend Metern Höhe seine Bahn zog?
     
    ~~~~~

27. Beijing, China
     
    Der Impuls raste durch die verwirrende Kabelfülle im Untergrund von Beijing. Die verstopften Straßen an der Oberfläche der chinesischen Hauptstadt betrafen ihn nicht. Mit Lichtgeschwindigkeit flog er durch die Glasfasern nach Moskau. Von dort ging es weiter über Berlin nach New York. In New York wechselte er die Richtung und schwenkte nach Süden. Karibik, Rio de Janeiro, Kapstadt. Ohne Kontrolle passierte er die Grenze nach Dubai, dann ging es weiter nach Indien. Philippinen und Japan waren die nächsten Stationen. Von dort setzte er an zu dem großen Sprung über den Pazifischen Ozean. Er passierte Hawaii, ohne auf die Naturschönheiten zu achten. Endlich näherte er sich seinem Ziel. Die ganze Reise dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Nie war der Impuls allein. Unauffällig schwamm er mit im Strom der Millionen Bytes, die auf den Datenautobahnen der Welt unterwegs waren.
    Hu Xiang sah den Weg seines Impulses vor sich. Jeden Tag, den er sich mit seiner Aufgabe beschäftigte. Ja, es war sein Impuls. Er würde ihn auslösen. In einer Stunde. Noch musste er Geduld haben und sich durch den nervtötend langsamen Verkehr zu seinem Arbeitsplatz quälen. Endlich kam der Millennium-Tower in Sicht. Dort war die Zentrale von Microsoft in China. Jahrelang hatte er geschuftet, um eine Aussicht auf einen Platz als Software-Entwicklern dort zu haben. Nur die Besten aus jedem Studienjahrgang hatten eine Chance. Diese Plätze waren äußerst begehrt und der Konkurrenzkampf hart. Aber sein Name war nicht umsonst Hu, was Tiger bedeutete.
    Heute konnte Hu den Tower einigermaßen gut sehen. Manchmal sah er vor lauter Smog nur die untersten Etagen. Jetzt wehte ein leichter Wind, der den Blick auf das ganze Gebäude frei gab. Richtig klar war es nie. Inzwischen starben täglich mehr Menschen an der Luftverschmutzung als am überbordenden Verkehr. Trotzdem würde Hu seinen BMW niemals zu Hause stehen lassen, das für alle sichtbare Symbol, dass er auf dem Weg nach oben war.
    Wie immer schoben sich die Autos im Schneckentempo die Xiaoyun Road entlang. Zufrieden verfolgte Hu, wie das Eingangsportal zum Millenium-Tower an der rechten Beifahrerseite vorbei wanderte. Auf der East Forth Ring Road ging es schneller voran. Die Microsoft-Zentrale verschwand im Rückspiegel und Hu näherte sich seinem Ziel. Vor ihm lag ein unscheinbarer, kleiner Büroturm, wie es ihn zu hunderten in Beijing gab. Kein Vergleich zu dem repräsentativen Haus von Microsoft. Die Zufahrt zur Tiefgarage führte Hu in die Welt unterhalb des Gebäudes. Die Autos, die dort zahlreich zu sehen waren, standen in starkem Kontrast zu der billigen Fassade des Hauses.
    Hu erinnerte sich genau an den Tag in der Universität, an dem nach der Vorlesung ein Mann auf ihn wartete. Der schien ihn gut zu kennen. Als einem der drei Besten seines Jahrgangs unterbreitete ihm dieser Mann ein Angebot: „Arbeite zur Ehre deines Landes - und verdiene doppelt so viel wie bei Microsoft.“
    Hu gefiel sowohl das eine als auch das andere. Er hatte nicht eine Sekunde gezögert.
    Der Fahrstuhl trug Hu in die mittleren Etagen hinauf. Bis hierher hatte er es geschafft, obwohl er erst vor zwei Jahren seinen Abschluss gemacht hatte. In den unteren Etagen befand sich das, was in seiner Ebene herablassend „die Spielgruppen“ genannt wurden.
    Zu den Spielgruppen gehörten die Informatik-Absolventen, die gerade erst von der Hochschule gekommen waren. Nach dem Vormittagsprogramm, das aus intensiver Ausbildung in Spezialthemen

Weitere Kostenlose Bücher