Krieg um den Mond (German Edition)
Restaurant zu gehen.
„Ich vermute, dass Sie hier keine abhörsicheren Räume haben.“
„Das ist das Letzte, worauf wir eingerichtet sind“, gab Dr. Bardouin zu.
„Wir müssen immer davon ausgehen, dass die Wände Ohren haben.“
„Und unsere Handys mithören“, ergänzte Anne.
Kowalev lachte wieder. „Ich sehe, Sie haben schnell gelernt.“
Außerhalb von Darmstadt gab es zahlreiche Ausflugslokale, die um diese Zeit sie so gut wie nicht frequentiert waren. Sie entschieden sich für das „Einsiedel“ und setzten sich in eine Nische um einen runden Tisch. Außer dem Wirt und einer Kellnerin waren sie allein. Die Handys lagen in ihren Autos. Einen Moment lang überkam Anne ein eigenartiges Gefühl. Es war ungewohnt, für einen Anrufer nicht erreichbar zu sein, aber die vielen Fragen von Elena brachten sie schnell auf andere Gedanken. Die erste halbe Stunde verging mit einem belanglosen Austausch über die Arbeit, den Flug und den Alltag. Olaf war dankbar, dass es heute keinen Begrüßungswodka gab. Endlich forderte Dr. Bardouin General Kowalev auf zu erzählen.
„Es ist eine Menge geschehen“, begann Kowalev, „aber wahrscheinlich haben Sie nichts davon bemerkt.“
Hatten sie nicht. Die Welt war eigentlich so wie immer.
„Ich vermute, dass sich das bald ändern wird - aber der Reihe nach: Die Amerikaner haben enorme Problem mit ihrem Raketenprogramm. So wie wir das sehen, haben die Chinesen sehr erfolgreich strategische Stellen sabotiert. Intern haben sie jegliche Termine für den Start einer neuen Mond-Mission gestrichen. Die Öffentlichkeit weiß davon nichts, weil sie ihre Schlappe geheim halten wollen.
Vor drei Wochen ist der Direktor der NASA, Richard Wincent, nach Washington geflogen, um die Regierung einzuschalten. Damit ist die nächste Stufe der Eskalation erreicht. Bis jetzt hat sich alles im Rahmen der NASA und der Raketenproduktion abgespielt. Nun werden die Kreise weiter gesteckt. Man hat begonnen, gegen die Chinesen vorzugehen.“
„Davon merken wir nichts“, warf Olaf ein.
„Das ist einerseits beabsichtigt, andererseits liegt es daran, dass die USA weit weg sind. Die Regierung hat noch keine Beweise. Deshalb können sie nicht an die Öffentlichkeit gehen. Aber sie haben angefangen den Chinesen das Leben schwer zu machen. In den Talkshows kommt immer öfter zur Sprache, dass die Chinesen den Amerikanern die Arbeitsplätze wegnehmen. Senatoren rufen dazu, auf keine chinesischen Produkte zu kaufen. Die Zölle für Einfuhren aus China sind erhöht worden, usw. In Europa bekommt man nur wenig davon mit, aber in den USA hat sich das Klima gegenüber allem, was mit China zu tun hat, merklich verschlechtert.“
„Eigentlich ist das schon die Vorstufe von Propaganda.“
„Genau. Und aus der Geschichte wissen wir, dass es selten dabei geblieben ist.“
„Und wie reagieren die Chinesen darauf?“
„Sie protestieren dagegen und verzögern die Lieferung wichtiger Produkte.“
„Klingt noch nicht wirklich alarmierend.“
„Das ist nur der öffentliche Teil. Hinter den Kulissen geschieht wesentlich mehr. Die Amerikaner sind mit ihrem Raketenprogramm zurzeit in einer Sackgasse, aber das schlimmste ist: Sie wissen nicht, wie weit die Chinesen sind.“
„Das wundert mich“, meinte Olaf. „Ihr Geheimdienst hat so viel über die Amerikaner herausgefunden. Warum sollte der amerikanische Geheimdienst nicht ebenso viel über die Chinesen herausfinden? Ein Raketenprogramm entwickelt man schließlich nicht unbeobachtet in einer Garage.“
„Da haben Sie Recht, aber Sie dürfen die Möglichkeiten der Chinesen nicht unterschätzen und erst recht nicht deren Radikalität. China ist riesig. Es hat fast 10 Millionen Quadratkilometer. Wenn man davon ein paar hundert absperrt, fällt das kaum ins Gewicht. Sie haben um Jiuquan, ihr Zentrum für die bemannte Raumfahrt, eine Sperrzone mit einem Radius von 200 Km eingerichtet. Dort kommt keine Maus mehr unbeobachtet hinein oder heraus. Die gesamte Gansu-Provinz ist für Ausländer tabu. Es dringt nichts nach außen, was da drinnen vorgeht.“
„Internet, Handy, Satellitentelefon. Ein Geheimdienst müsste doch Möglichkeiten haben, Informationen herauszubringen“, sagte Olaf.
„In Deutschland wäre so eine Abschottung tatsächlich nicht möglich, aber in China ticken die Uhren anders. Die Regierung hat das Internet schneller abgeklemmt, wie Sie hier einen neuen Anschluss von der Telekom erhalten. Und wo keine Empfangsstationen sind,
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