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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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beschränkte er sich auf wenige Bereiche des Internet, aber die Keimzelle wuchs und würde sich weiter ausbreiten. Deshalb waren sie hier, wo das Internet in seiner bekannten Form des www seinen Anfang genommen hatte, in den Laboren von CERN.
    Unter der Postkartenidylle, eingegraben in die Erde, befand sich das größte wissenschaftliche Experiment der Menschheit und gleichzeitig die größte technische Installation, die Menschen bisher gebaut hatten. Der Teilchenbeschleuniger LHC sollte mit seinem 27 Kilometer umfassenden Ring und seinen riesigen Energien der Materie die letzten Geheimnisse entreißen. Die beteiligten Nationen investierten Milliarden von Euro in diese Forschung und hatten naturgemäß wenig Interesse, dass sich jemand kostenlos an den Ergebnissen bediente. In diesem Umfeld musste man mit hochqualifizierten Computerattacken rechnen. Das zu verhindern, war die Aufgabe von Tobias Bürki, Olafs Bruder. Er war Spezialist für Netzwerksicherheit und kannte die Eingeweide des Internet, von denen andere nichtmals etwas ahnten.
    Tobias saß auf der Terrasse seines Chalets in einem Vorort von Genf, genoss die letzten Strahlen der Sonne und wartete auf Olaf und seine Begleiterinnen.
    „Dein Bruder sieht aber gut aus“, stellte Elena fest, als Tobias ihnen zur Begrüßung entgegenkam.
    Nur wenig jünger als Olaf , dachte Anne. Tobias strahlt Ruhe und Gelassenheit aus.
    Mit wenigen Sätzen, um sie willkommen zu heißen, erwies Tobias sich als äußerst sympathisch. Die erste Stunde verbrachten sie auf der Terrasse, tranken Wein und plauderten.
    Nach einiger Zeit schwenkte das Gespräch ganz von allein zu dem Thema, weshalb sie hier waren. Abwechselnd erzählten Anne und Olaf von ihren Erlebnissen.
    Tobias gab nicht wenige Kommentare zu dem ab, was der russische Geheimdienst über die Software-Angriffe der Chinesen auf die amerikanische Raketenproduktion herausgefunden hatte. „Ich habe geahnt, dass es einmal so weit kommen wird. Es wäre zu schön gewesen, wenn das Internet frei und friedlich geblieben wäre, aber das ist eine Illusion. Jetzt ist es also so weit, die ersten Anzeichen eines Cyberkriegs ziehen herauf.“
    „Du wunderst dich nicht?“, fragte Anne.
    „Nur über den Anlass. Die Schraube auf dem Mond ist schon etwas Außergewöhnliches, aber auch ohne Schraube würde es zu diesem Krieg kommen. Früher oder später gäbe es einen anderen Anlass. Sobald etwas entsteht, das Macht und Einfluss bedeutet, wird es Menschen geben, die es ohne Skrupel für ihre Interessen einsetzen - und das Internet ist mächtiger als viele glauben. Kommt mit, ich zeige euch etwas!“
    Eine Treppe führte in den Keller und gleichzeitig in eine andere Welt. Oben war alles geprägt von warmem Holz und wohnlicher Atmosphäre. Unten hatte man den Eindruck als würde man die Steuerzentrale eines Raumschiffs betreten. Alles war vollgestopft mit Rechnern und Monitoren. Unzählige Kabel waren mühsam zu Bündeln zusammengefasst und durchzogen den Raum. Am auffälligsten war der große Bildschirm an der Stirnseite. Natürlich war er nicht so groß wie die Wandbildschirme der ESA, aber in diesem begrenzten Raum wirkte er imposant.
    „Meine persönliche Steuerzentrale“, erklärte Tobias. „Das Internet ist meine Leidenschaft. Deshalb habe ich auch den Job bei CERN angenommen, wo es geboren wurde.“
    Tobias tippte etwas auf die Tastatur und es erschien eine Weltkarte, auf der alle Länder in ihren Umrissen zu erkennen waren. Nach weiteren Eingaben erschienen Linien, die sich kreuz und quer über die Karte zogen. Einige waren dick und durchzogen vor allem die Ozeane. In den USA, Europa und Japan gab es unzählbar viele dünne. Es waren so viele, dass man die Lücken dazwischen kaum noch erkennen konnte.
    „Das sind die wesentlichen Kabel, über die der Internetverkehr abgewickelt wird“, sagte Tobias. „Die unterschiedliche Dicke entspricht der Kapazität der jeweiligen Leitungen.“
    „Und die Satelliten?“, wollte Anne wissen.
    „Die kann man auch einblenden.“ Tobias tippte etwas und auf dem Bildschirm erschienen gestrichelte Linien. „Aber darüber läuft weniger, als man gewöhnlich meint. Deshalb blende ich sie meistens aus.“ Tobias ließ sie wieder verschwinden.
    „Sehr beeindruckend. Aber wozu ist das jetzt gut? Die Leitungen selbst sagen nichts über das, was darauf passiert. Außerdem ist es doch wohl so, dass Nachrichten in viele Teile aufgeteilt werden und jedes Stück über andere Kanäle ans Ziel

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