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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Trommelfell keinen Schaden nahm. Während er Gordon seinen Frust herausbrüllen ließ, verfolgte er den Sekundenzeiger der gegenüberliegenden Wanduhr. Es dauerte ganze sechs Minuten und vierzig Sekunden, bis Gordon sein Pulver verschossen hatte. Nun wollte er wissen, wie es weitergehen sollte, denn den Lieferanten zu wechseln war nicht möglich. Raketentanks standen nicht einfach so in den Angebotskatalogen irgendwelcher Firmen.
     
    Harvey entschloss sich, vom üblichen Verhaltensmuster eines Vertriebsmanns abzuweichen. Normalerweise waren negative Aussagen tabu. Man musste immer die nächste Möglichkeit aufzeigen. Nur - diese nächste Möglichkeit existierte nicht. Es gab nichts, was sich positiv verpacken ließ.
    „Ich kann diesen Fehler nicht entschuldigen“, sprach Harvey es offen aus. „Ich kann den Fehler nicht erklären und es wird auch kein schneller Ersatz möglich sein.“
    Nun war das Entscheidende gesagt.
    Gordon schwieg. Also fuhr Harvey fort: „Solch einen Fehler kann es eigentlich nicht geben. In der Lieferkette gibt es an allen Punkten mehrfache Qualitätssicherung, die ...“
    „Dann haben die alle gepennt“, platzte Gordon dazwischen.
    „Sie haben Recht.“ Harvey wusste, dass es besser war, nicht zu widersprechen. „Es ist trotzdem äußerst ungewöhnlich, dass ein so früher Mangel unentdeckt bleibt.“
    „Dafür kann ich mir nichts kaufen. Wann gibt es Ersatz?“
    Harvey zögerte: „Das wissen wir nicht.“
    „Das wissen Sie nicht?“, wiederholte Gordon ungläubig. „So einen Satz habe ich noch nie gehört.“
    „Den habe ich auch noch nie gesagt“, gab Harvey zu.
    „Warum wissen Sie es nicht?“, bohrte Gordon.
    „Wir können nicht einfach beginnen neue Raketentanks zu bauen, weil der Fehler in dem Rohmaterial liegt, das wir bekommen. Wir wissen, wie lange wir selbst brauchen - aber nur, wenn wir das Material dazu haben.“
    „Und? Dann kaufen Sie neues!“
    „Das gibt es nicht einfach so. Es ist eine Sonderlegierung für die speziellen Anforderungen Ihrer Raketen. Diese Legierung stellt nur eine Firma her. Die Firma, die den Fehler gemacht hat.“ Harvey hoffte sehr, auf diese Weise nebenbei von seiner Firma ablenken zu können.
    „Dann sollen die Ihnen neues Material liefern. Aber dieses Mal das richtige, und zwar schnell.“
    „Selbstverständlich. Ich habe schon persönlich mit ihnen gesprochen. Leider habe ich auch von dort schlechte Nachrichten.“
    „Was für Nachrichten?“
    „Sie haben auf meinen Hinweis hin Schnelltests gemacht. Das Ergebnis ist: Alles, was sie von unserer Legierung auf Lager haben, hat den gleichen Fehler. Sie haben nicht ein einziges Gramm der richtigen Legierung.“
    Gordon wollte es nicht glauben. „Dann sollen sie eine neue Charge machen, zum Teufel. Das ist doch ihr Job. Oder gibt es da auch ein Problem?“
    „Allerdings. Sie haben keine Idee, wie der Fehler überhaupt entstanden ist. Es ist alles gelaufen wie immer. Wenn sie jetzt ihre Produktion anwerfen, kann niemand garantieren, dass das Ergebnis besser ist, als das, was wir haben.“
    „Bin ich denn nur noch von Idioten umgeben?“ Gordon warf den Hörer auf das Telefon. Eine weitere Diskussion machte keinen Sinn. Sie steckten in einer Sackgasse und niemand wusste, warum. Und wie es weitergehen sollte, wusste erst recht keiner.
     
    Gordon starrte in die Luft und ließ seine Gedanken treiben. Das, was er hier erlebte, ging weit über die normalen Schwierigkeiten hinaus, die es in jedem Projekt gab. Je länger Gordon über diese Häufung von Pannen und Problemen nachdachte, desto sicherer wurde er, dass mehr dahinter steckte. Aber das musste er Richard Wincent beibringen, und zwar so, dass es nicht wie ein Ablenkungsmanöver aussah, um eigene Unzulänglichkeiten zu übertünchen.
    Wincent saß in seinem Büro und wartete auf den wöchentlichen Statusbericht.
    Missmutig machte Gordon sich auf den Weg nach oben. Als Erstes würde Wincent sich an ihm austoben, wenn er die Meldung überbrachte. Das konnte Gordon auf den Tod nicht ausstehen, aber da musste er durch. Und dann würde er Wincent hoffentlich überzeugen können, dass die Schuld nicht bei ihm, Gordon, lag.
     
    Auf dem Weg in die obere Etage legte Gordon sich eine Gesprächsstrategie zurecht. Wesentlich war, dass er Wincent dazu brachte, das entscheidende Wort selbst auszusprechen.
    Allein, wie Wincent hinter seinem Schreibtisch saß, erweckte den Eindruck eines leicht reizbaren Raubtiers. Die Souveränität, die er für

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