Krieg um den Mond (German Edition)
wollte Brandon nichts sagen. „Wie bist du daran gekommen? Und was hast du für diesen Haufen Schrott bezahlt? Hoffentlich nicht schon wieder eine Gewinnbeteiligung - dann bleibt nichts mehr für uns.“
„Du siehst alles so negativ. Denk positiv! Ich habe den Tipp von einem Tramper, den ich unterwegs mitgenommen habe. Und dem Farmer habe ich zum Dank seinen Traktor repariert. Der hatte keine Ahnung, was er für ein Schätzchen im Stall hatte.“
Brandon zweifelte, ob er jetzt schon wieder Hoffnung schöpfen sollte. „Schätzchen ist gut. Wenn ich mir das Blechteil ansehe, frage ich mich, ob neu bauen nicht einfacher wäre.“
„Ach, das schaffst du schon. Du bist doch ein Genie. Glaub mir, dieses Mal machen wir das große Geld.“
„Das habe ich schon ziemlich oft gehört und bin immer noch arm. Wo willst du denn einen Typ finden, der das große Geld lockermacht?“
„Da hab ich auch schon eine Idee: ebay!“
„ebay?“, meinte Brandon gedehnt. Er hatte schon davon gehört. Irgend so ein Internet-Kram. Das war nicht seine Welt. Er brauchte Werkzeug in der Hand. Eine Tastatur war ihm ein Gräuel. „Seit wann hast du Internet?“
„Ich nicht, aber mein Schwager. Der hat das schon öfter gemacht. Da kannst du alles loswerden - und unser Schätzchen erst recht.“
„Wenn du meinst, dann können wir es versuchen.“
Brandon konnte Joshs Euphorie nicht nachvollziehen, aber der war nicht zu bremsen. Außerdem hatten sie sowieso nichts anderes zu tun.
„Los, fass mit an und hilf mir, die Kiste von der Pritsche zu holen.“
Brandon kletterte hoch und betastete den Wagen. Das tat gut. Seine Finger fuhren über die Beulen und Risse. Sie strichen sanft über den alten Lack. Er brauchte Blech unter den Händen. Ich werde aus diesem Blech etwas machen. Ich werde diesen Haufen Schrott zu neuem Leben erwecken.
„Hey Josh! Warum sitzt du immer noch hinter diesem verdammten Lenkrad. Komm hierhin - oder muss ich dich zu deinem Glück tragen? Ich will anfangen.“
„Endlich bist du wieder der Alte.“
Josh kletterte aus dem Fahrerhaus und stieg zu Brandon auf die Pritsche.
Von diesem Tag an war Brandon nur noch in der Werkstatt zu finden. Er klopfte und hämmerte unentwegt. Oft gelang es Joanne nicht, ihren Mann zum Essen ins Haus zu bewegen. Also versorgte sie ihn mit Broten, Burgern und Hot Dogs. Sie zweifelte daran, dass er überhaupt wahrnahm, was er aß. Josh wurde ständig von Brandon hierhin und dorthin geschickt, um mal wieder ein unbedingt benötigtes Teil zu besorgen.
Es dauerte Wochen, bis man erste Erfolge sehen konnte. Die gröbsten Beulen waren beseitigt. Neue Bleche verdeckten die Löcher und der Wagen stand wieder auf seinen eigenen vier Rädern. Nach weiteren zwei Wochen gab der Motor seinen ersten Ton von sich. Joanne und Josh hörten nur ein heiseres Klackern, aber Brandon war begeistert. Endlich waren die groben Arbeiten erledigt, aber der Wagen sah irgendwie nackt aus. Die Farbe fehlte und der Chrom war nur zu erahnen.
Was eine Leinwand für einen Maler war, war das Blech für Brandon. Wie ein Künstler trug er Schicht um Schicht Farbe auf bis zur endgültigen Lackierung. Joanne und Josh stellte er an, um den Chrom zu polieren. Immer, wenn sie dachten, sie wären fertig, fand Brandon noch ein Fleckchen, das nicht gut genug war.
Dann war es soweit. Aus dem Haufen Schrott war eine ansehnliche Rarität entstanden. Stolz wie ein König chauffierte Brandon seine Frau und seinen Freund in einer ersten Fahrt um den Block.
Brandon wusste, dass es ihm das Herz brechen würde, diesen Schatz herzugeben, aber es musste sein. Die Schulden wurden mit jedem Tag mehr und manche Ersatzteile hatte Josh nur bekommen, weil er anschreiben ließ. Aber sie alle waren sicher: Für diesen Wagen würden sie gutes Geld bekommen.
Josh hatte alles vorbereitet. Mit einer geliehen Kamera machte er über fünfzig Fotos. Nicht nur für ebay. Mit dem ersten Geld würden sie einige davon vergrößern und in ihrer Werkstatt aufhängen. Josh träumte schon von Werbeplakaten, die er in der ganzen Stadt aufhängen wollte. Aber zuerst mussten sie den Wagen gut verkaufen.
Die Anzeige machten sie gemeinsam. Sie drängten sich in der engen Wohnung um den Bildschirm und jeder wollte seine Ideen loswerden. Als Joshs Schwager den Anfangspreis mit 1 Dollar angeben wollte, wäre Brandon ihm fast an den Hals gesprungen.
„Ein Dollar?“, schrie Brandon. „Du hast sie wohl nicht mehr alle. Mindestens zehntausend.“
Josh
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