Krieg um den Mond (German Edition)
geraten kann.“
Zwischenzeitlich hatte sich Anne einiges Basis-Wissen über Internet-Technologie angeeignet, um nicht irgendwann als Depp dazustehen, wenn die Sprache darauf kam.
„Vollkommen richtig. Die Leitungen anzusehen bringt gar nichts. Täglich laufen Billionen Informationspakete über alle Kanäle. Aber wenn man weiß, wonach man sucht, kann man eine Menge herausfinden.“
„Zum Beispiel?“
„Als Olaf mir am Telefon angedeutet hat, was zwischen China und USA läuft, habe ich angefangen zu suchen. Anfangs ist es wie die Stecknadel im Heuhaufen. Aber ich wusste, was das Ziel war und wo ich nach dem Ausgangspunkt suchen musste.“
Tobias drückte eine Taste und zwei Kreise umgaben jeweils einen Ort in den USA und in China. Mit der Maus markierte er den chinesischen Kreis, der daraufhin zu wachsen begann. Anne kannte diesen Effekt aus Google-Earth. Dort konnte man aus der Weltraumperspektive einen Ort markieren und immer näher heranzoomen. Die Länder auf dem Bildschirm wichen beiseite, um dem stetig größer werdenden Kreis Platz zu machen. Jetzt war deutlich zu erkennen, dass der Kreis Beijing umschloss, die Hauptstadt Chinas.
Tobias zoomte weiter und legte einen Stadtplan auf den Bildschirm. Viele Stellen darauf waren dunkel. Hier wurde nur wenig Internetverkehr erzeugt. Einige strahlten um so heller. Da war eine Menge los.
„Wenn man jetzt die Adressen der bekannten Software-Firmen herausfiltert, bei denen das Internet zum Geschäft gehört, wird es schon wesentlich übersichtlicher.“ Nach einem Befehl von Tobias blieben nur wenige Punkte übrig. Einer strahlte besonders hell.
„Ich habe auf dem Stadtplan nachgesehen. Hier gibt es weder eine Firma, noch eine Universität oder ein großes Internetcafé. Es ist eine unscheinbare Adresse, aber wie ihr selbst seht: Sie ist nur äußerlich unscheinbar. Im Verborgenen geht hier die Post ab, wie man so schön sagt.“
Anne und Elena waren ehrlich beeindruckt.
„Es wird noch interessanter. Was ich euch gezeigt habe, ist nicht der aktuelle Stand. Jetzt sieht es so aus.“
In China wurde es merklich dunkler. Einige Verbindungen mit hoher Kapazität waren sogar ganz verschwunden.
„Nicht zu fassen“, stellte Olaf fest. „Das sieht so aus, als ob jemand den Saft abgedreht hätte.“
„So ungefähr.“
„Und wie geht so etwas?“
„Hier sind zwei Dinge passiert: Die Amerikaner haben großen Einfluss auf die Organisation, die die Internetadressen verwaltet. Das sind die Server, auf denen die Länderadressen hinterlegt sind. Man kann hier chinesische Adressen löschen oder die Anfragen von chinesischen Rechnern blockieren.“
„Aber so kann man das Internet nicht ausschalten.“
„Natürlich nicht. Aber wenn man statt der richtigen Informationen falsche verteilt, kommt eine Menge durcheinander. Vieles wird einfach im Nirwana verschwinden - und wenn nicht die kompletten Nachrichten verloren gehen, so doch viel Zeit. Das ist ja nicht alles. Gleichzeitig sind wichtige Leitungen ausgefallen - auf Grund technischer Probleme, wie es offiziell heißt.“
„Zusammen mit dem Adressenproblem läuft jetzt kaum noch etwas. Wie hoch schätzt du den wirtschaftlichen Schaden ein?“
„Heute wird vieles über Internet abgewickelt, speziell im Outsourcing-Geschäft. Da können schnell ein paar Milliarden Dollar zusammenkommen.“
„Das tut richtig weh. Ich glaube kaum, dass sich die Chinesen das gefallen lassen.“
„Mit Sicherheit nicht. Wir werden in den nächsten Tagen einiges zu sehen bekommen. Und das wird nicht mehr im Verborgenen bleiben.“
Inzwischen war es weit nach Mitternacht. Neues gab es nicht mehr zu sehen, also wollte Tobias Schluss machen. Er erklärte Anne und Elena, wie sie sein Equipment für ihre Berechnungen nutzen konnten, ohne Schaden in seinen Programmen anzurichten. Er war morgen im CERN unabkömmlich und Olaf wollte unterwegs sein, um Kontakte zu pflegen.
~~~~~
35. Detroit, USA
Wildes Hupen auf dem Hof riss Brandon aus seinem Lieblingstraum. Gerade erst war er eingenickt und hatte sich auf einem Palmenstrand in Florida wiedergefunden. Eigentlich träumte er immer von diesem Strand, egal ob er schlief oder wach war. Dort hatte er einmal mit seiner Frau Joanne seinen Ruhestand im Rentnerparadies verbringen wollen. Jetzt holte ihn der Krach in die armselige Realität ihres Hinterhofs zurück.
Früher, dachte er bitter, da hätte mein Traum Realität werden können.
Brandon hatte einen guten Job bei General
Weitere Kostenlose Bücher