Krieg um den Mond (German Edition)
Motors gehabt. Mit dem Niedergang der amerikanischen Automarken war auch sein Job bei GM wegrationalisiert worden. Man musste sparen. Zu einer anderen Autofirma konnte er nicht gehen. Ford oder Chrysler ging es wie GM. Die Konkurrenz der Japaner, Koreaner und Deutschen war einfach zu hart. Wo immer möglich, verlagerten auch die amerikanischen Firmen die Produktion von Vorprodukten ins billige Asien.
Ein wunderschönes Häuschen hatten sie gehabt, bis die Immobilienblase geplatzt und die Hypotheken unbezahlbar geworden waren. Er hatte Jobs gefunden, weil er bereit gewesen war, alles zu machen, aber selbst in der Zeit, als er zwei Jobs gleichzeitig hatte, war nur Geld für das Nötigste da. Viele Alternativen gab es nicht. Seine Familie war seit Generationen eine „Auto-Familie“. Schon sein Großvater hatte bei GM gearbeitet. Etwas anderes kannte Brandon nicht. Und seine Kollegen, mit denen er abends in der Kneipe saß, konnten ihm auch nicht helfen. Ihnen ging es genauso.
Am häufigsten traf er Josh. Sie hatten viele Jahre zusammen an der gleichen Produktionslinie gearbeitet. Josh war immer der kreativere gewesen. Ihm war auch die Idee gekommen, zuerst nur als Phantasie zwischen dem fünften oder sechsten Bier. Sie hatten sich die Köpfe heiß geredet, bis Josh schließlich gefragt hatte: „Warum nicht?“
Brandon waren viele Gründe eingefallen: kein Kapital, keine Räume, keine Kunden. Aber Josh hatte nur geantwortet: „Hey, Mann. Wir leben im Land der Pioniere. Lass es uns versuchen! Oder willst du den Rest deines Lebens Burger braten?“
Das wollte Brandon nicht. Also hatten sie es versucht. Jeder von ihnen besaß einen Berg Werkzeug. Brachliegende Hinterhöfe mit Garagen gab es ohne Ende in Detroit. Josh, der besser reden konnte, besorgte sogar einen Hof, den sie allein gegen das Versprechen einer zukünftigen Gewinnbeteiligung nutzen durften. Während sich Josh um den Hinterhof kümmerte, besorgte Brandon von einem Kumpel einen schrottreifen Pritschenwagen. Selbst für Brandon war es eine Herausforderung, ihn wieder flottzukriegen, aber in dieser Beziehung war er das Genie. Nach zwei Wochen harter Arbeit war es geschafft. Stolz fuhr er das Gefährt in den Hof und gemeinsam malten sie es an: „Josh & Brandon - Autorestauration“ stand in roten Lettern auf gelbem Grund.
Jetzt konnten sie anfangen. Tagelang klapperten Josh und Brandon alle bekannten Schrottplätze und Autohöfe ab, um etwas Verwertbares zu finden, das man restaurieren und wieder verkaufen konnte. Nach fünfzehn Tagen Suche war ihre Euphorie mächtig geschrumpft. Brandon würde nie den Tag vergessen, als sie in die Einfahrt eines verheißungsvollen Hofs einbiegen wollten - und ihnen ein dunkelgrüner Pritschenwagen entgegenkam.
„Hey, ihr Penner“, hatte der Fahrer gejohlt. „Wenn ihr was werden wollt, müsst ihr früher aufstehen.“ Er hatte sie frech angegrinst und war mit einem quäkenden Hupen verschwunden.
Im Laufe der Zeit trieben sie das eine oder andere Stück auf, aber Brandon hatte den Eindruck, dass es immer nur der schäbige Rest war, den andere nicht wollten. Diese Schrottkisten wieder zum Fahren zu bringen, bedeutete endlose Arbeit. Und gekauft wurden sie nur von Leuten, die selbst zu wenig hatten, um sich ein vernünftiges Auto kaufen zu können. Entsprechend waren die Preise, die sie erzielten. Joanne fing immer öfter davon an, dass er wieder etwas anderes machen sollte. Sie hatte die Nase voll von den Leuten, die mit Autos vorfuhren, auf denen in greller Schrift „Inkasso“ stand.
Brandon wischte seine trüben Gedanken beiseite. Josh hupte immer noch. Dann musste es wirklich wichtig sein. Eilig ging er zur Tür, die direkt auf den Hof führte. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Auf seiner Pritsche hatte Josh einen 1952er Cadillac Convertible! Das war eine echte Rarität. Trotzdem wusste er nicht, ob er vor Freude jubeln oder vor Schreck einen Herzanfall bekommen sollte. Es war ein 1952er Cadillac - aber das erkannten nur Experten wie er. Die Räder waren auf der Rückbank aufgestapelt, die Stoßstangen lagen auf den Vordersitzen und ragten aus den Seitenfenstern. Vorne am rechten Kotflügel war eindeutig ein Hufabdruck zu erkennen.
Hoffentlich hat nicht noch eine Kuh auf den Fahrersitz geschissen.
„Wo hast du denn den aufgegabelt?“, rief er zu Josh herüber, der endlich mit der Huperei aufgehört hatte.
„Habe ich auf einer Farm gefunden, 100 Meilen südwestlich von hier. Super, was?“
Dazu
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