Krieg um den Mond (German Edition)
von seinen Aktiengeschäften: Eine verlustreiche Spekulation zu beenden war teuer und tat weh, aber nichts war schlimmer, als eine Verlustposition endlos zu behalten. Dann fühlt man sich dauerhaft mies und verlor ständig Geld. Seine Frau war eindeutig eine Verlustposition für ihn.
Amanda hatte gejammert, als er ihr seine Entscheidung verkündet hatte. Sie wollte reden, wissen warum, alles besser machen. Wie er das hasste! Ohne ein Wort zu verlieren, hatte er zwei Koffer gepackt, das Haus verlassen und war zu Mirjam gefahren.
Am nächsten Tag kam prompt ein Anruf von Philip del Haye, dem Pastor der Gemeinde. Er wollte dringend einen Termin für ein Gespräch. Gordon ließ ihn nicht ausreden: „Tut mir leid. Ich kann jetzt nicht. Ich bin in einer Besprechung. Danach werde ich Sie zurückrufen.“
Dieser Rückruf geschah natürlich nicht. Statt dessen gab er Teresa die Anweisung, Philip del Haye auf die Liste der unerwünschten Anrufer zu setzen - und seine Frau gleich mit. Vor Anrufen hatte er jetzt Ruhe. Teresa würde es nicht wagen jemanden von dieser Liste durchzustellen.
Nach zwei Tagen kam eine E-Mail von Philip. Gordon lachte nur.
Wie berechenbar manche Leute sind.
Mit dieser E-Mail stellte er seinen Spam-Filter ganz unkompliziert so ein, dass alle Nachrichten von dieser Adresse automatisch im Müll landeten.
Praktisch sowas.
Gordon war klar, dass sie ihn bald aus dem Gemeinderat werfen würden und kurz danach auch als Mitglied der Gemeinde streichen. In dieser Hinsicht hatten sie ihre Prinzipien, an die sie sich eisern hielten. Es war ihm egal. Er hatte seinen Job bekommen und so, wie es projektmäßig aussah, auch den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Er brauchte die Kirche nicht mehr. Wozu dann noch seine Zeit verschwenden und obendrein gutes Geld für Spenden verschleudern? Zur Finanzierung seiner Scheidung war es besser investiert.
Gordon überflog den Inhalt des Schreibens. Wie erwartet gab es keine Überraschungen. Alles war im Vorfeld ausgehandelt worden und darüber hinaus hatte der Anwalt seine Anweisungen. Dieses Schriftstück war nur die endgültige Bestätigung. Er steckte den Brief in eine Klarsichthülle und heftete sie als oberstes Blatt in den Ordner mit der Aufschrift „Projekt Scheidung“. Dann bestellte er Mirjam in sein Büro.
„Hallo, Gordon. Was gibt’s?“
„Hi, Mirjam. Heute Abend will ich feiern.“
„Aha.“
„Zieh dir was Nettes an. Am besten möglichst wenig“, grinste er.
„Wann?“
„Ich hole dich um 20:00 Uhr am Appartement ab. Sei pünktlich.“
„Klar. Bis dann.“
Gordon entging Mirjams versteinerter Gesichtsausdruck. In Gedanken war er schon bei der Besprechung, die in einer halben Stunde bei Richard Wincent stattfinden sollte.
Gordon erschien pünktlich mit einem Stapel Unterlagen im kleinen Konferenzraum, wo die Planungstreffen stattfanden, wenn mehr als 4 Personen teilnehmen sollten. Heute war eine große Runde angesagt, bei der neben Richard Wincent und seinem Stellvertreter neun weitere Projektleiter anwesend waren. Das Dutzend war somit voll, wobei Gordon zufrieden feststellte, dass er nach dem Direktor der wichtigste Mann im Raum war. Auch Romano Gonzales saß da, sein Konkurrent von damals, den er bei seiner Bewerbung für seinen jetzigen Posten ausgestochen hatte. Er war Leiter eines anderen Projekts geworden, eines unbedeutenden wie Gordon fand.
Wie immer machte Richard Wincent den Anfang.
„Meine Damen und Herren, wir sind hier, um den aktuellen Status aus den einzelnen Bereichen abzufragen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Zuerst möchte ich den aktuellen Stand wiedergeben.
Unsere ursprüngliche Planung sah vor, mit einer großen Schwerlastrakete eine erneute Mond-Mission zu starten, um die Schraube zu bergen, von der sie inzwischen erfahren haben. Ich hoffe, dass diese Information den Kreis der anwesenden Personen nicht verlassen hat.“
Wincent warf einen kritischen Blick in die Runde, aber niemand zuckte auch nur mit der Wimper.
„Fakt ist, dass diese Planung nicht mehr realisiert werden kann. Durch die permanente Sabotage der Chinesen ist es nicht möglich, die Rakete für den Start rechtzeitig fertig zu stellen.“
Ellen meldete sich, die einzige Frau in der Runde. „Ich habe gehört, dass man die Verzögerung auf vier Monate begrenzen könnte, wenn man das Projekt mit Priorität betreibt. Wir hatten schon größeren Verzug, zum Beispiel bei den Space Shuttles.“
Solche Einwände machten
Weitere Kostenlose Bücher